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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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als Calandra eine Decke ausschlug – das unverwechselbare Geräusch von Wolle.
    Der Kessel mit dem Schmorgericht brodelte über dem Feuer. Serena rührte weiter und wagte noch einen flüchtigen Blick über die Schulter. Rand hatte sich inzwischen halb von ihr abgewandt.
    Er war vollkommen unbekleidet.
    Seine Schultern waren breit, der bloße Rücken aus festen Muskelpartien verjüngte sich zu einer schmalen Taille. Serenas Blick fiel auf feste Gesäßhälften, die heller als der sonnengebräunte Oberkörper wirkten, ehe sie die langen, kraftvollen Beine bewunderte. Auf Hüfthöhe hielt er die feuchten Beinkleider in der Hand. Schatten deuteten die Konturen seiner Männlichkeit an, die unter dem schweren, salzverkrusteten Gewebe verborgen waren.
    Serena wagte einen kühnen, längeren Blick.
    Er musste gespürt haben, dass sie ihn insgeheim betrachtete, denn nun drehte er langsam den Kopf zu ihr und suchte ihren Blick. Seine Augen wirkten dunkler als zuvor, als er ihrer unziemlichen Neugier mit einem gleichmütigen Blick unter halb gesenkten Lidern begegnete. Für einen langen Moment hielt sein wissender, einnehmender Blick den ihren gefangen.
    »Ich möchte wetten, du hast mich jetzt ausgiebig genug gemustert, meinst du nicht?«, sagte er gedehnt, doch sein Ton klang eher belustigt als verärgert.
    Serena spürte eine brennende Hitze in den Wangen und stammelte eine Entschuldigung. Doch er lächelte bloß, und leiser Spott umspielte seine Mundwinkel.
    »Der Eintopf«, merkte er an und deutete auf den Kessel, der mit einem Mal über dem Feuer zischte und brodelte. »Mein Essen dürfte inzwischen heiß genug sein.«
    Serena wandte sich sofort von ihm ab, und ihre Wangen waren so rot wie die Kohlen im Feuer, die jetzt von dem Essen, das über den Kesselrand quoll und durch den Rost tropfte, zischten und qualmten.
    In dieser Nacht schlief Rand nicht, obwohl er über alle Maßen erschöpft war.
    Der Kräutersud war kalt gewesen, der Eintopf angebrannt und kochend heiß, aber Rand hatte sich wie ein hungriger Bettler darüber hergemacht, der tagelang keinen Bissen zwischen die Zähne bekommen hat. Jetzt, Stunden später und nur in eine Wolldecke gehüllt, ruhte er in sitzender Haltung auf dem Lager unterhalb des kleinen Fensters, den Rücken an die Wand der Hütte gelehnt. Die Decke, die sich an seinen bloßen Leib schmiegte, war fein gewebt. Wie das Lager unter ihm, so duftete auch die Decke schwach nach Waldblumen und Kräutern, die seine Sinne angenehm umfingen.
    Der Duft eines Zuhauses.
    Aber hier bin ich nicht heimisch, dachte er voller Wehmut und versagte sich sogar den schwachen Trost des Nachsinnens, die warme Hülle der Erinnerung. Er würde aus nichts Trost schöpfen, noch nicht. Er hatte es nicht verdient, denn sein Vorhaben war noch nicht erfüllt.
    Unabhängig voneinander vermittelten ihm zwei Augenpaare den Eindruck, dass er kein Recht hatte, in der dürftigen Behausung zu sein, seinen Magen mit fremden Speisen zu füllen und seine müden und geschundenen Knochen an dem Herdfeuer zu wärmen – mochten ihm diese Vorzüge nun freiwillig oder unfreiwillig gewährt werden.
    Beide Frauen beobachteten jede seiner Bewegungen, insbesondere Serena. Sie und ihre Mutter saßen auf einer bescheidenen Bettstatt an der gegenüberliegenden Wand der Kate. Schweigend kauerten die Frauen dort nebeneinander. Serena, scheu wie zuvor, hatte die behandschuhten Hände in den Schoß gelegt. In einer schützenden Umarmung hatte ihre Mutter einen Arm um die zierlichen Schultern der Tochter gelegt.
    Rand dachte einen Moment lang über Serena nach, und nicht zum ersten Mal wanderte sein Blick zu der jungen Frau mit dem nachtschwarzen Haar und einem Antlitz von reiner, in sich ruhender Schönheit. Sie war so zierlich und zart, dass er sie zunächst für ein Mädchen gehalten hatte. Doch er hatte sich geirrt. Die schlanke Gestalt und der Blick, den sie schüchtern unter langen Wimpern senkte, gehörten zu einer jungen Frau. Furcht beherrschte ihre hell schimmernden Augen.
    Sie hatte Angst vor ihm.
    Einen schmerzvollen Augenblick lang musste Rand an jene Nacht des Schreckens zurückdenken, als sein Wohnsitz überfallen worden war. Die Eindringlinge waren schnell gekommen. Der Verlust war furchtbar gewesen. Für immer würde er Elspeths Schreie hören. Ihre Todesangst war wie ein schleichendes Gift, das seine Seele auf ewig zersetzen würde. Lange Zeit war er ihr Beschützer gewesen, hatte gelobt, ihr immer Halt zu geben und sie glücklich

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