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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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oder nicht. Du weißt mehr über mich, als dir lieb ist. Das sagtest du jedenfalls vor einigen Tagen.«
    »Ich meinte, was Ihr mir gegenüber empfindet, Rand. Ich weiß nicht, was Ihr von mir denkt. Ich vermag nicht zu sagen, ob Ihr mich bemitleidet, mich verachtet oder überhaupt etwas empfindet. Wenn wir zusammen waren, habt Ihr mich mehr als einmal so angesehen, als ob … «
    »Als ob ich dich küssen wollte? Ist es das, was du von mir hören möchtest?«, unterbrach er sie schroff und ersparte ihr, mehr von ihren verwirrten Gedanken preiszugeben. Er sprach nun mit leiser, tiefer Stimme. »Dass du mich in Versuchung führst? Dass ich öfter an dich denke, als ich sollte – und auch noch in einer Weise, die mir nicht zusteht?«
    Zwar hatte sie gehofft, er werde sich ihr öffnen, doch bei seiner unverhüllten Wortwahl spürte Serena, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg.
    »Du möchtest wissen, ob ich Begehren verspüre, wenn du in meiner Nähe bist, wie in der Nacht am Wasserfall … oder zu jeder anderen Zeit, die wir zusammen verbringen?« Sein einnehmender Blick hielt den ihren gefangen. Er trat näher an sie heran und vermittelte ihr mit seiner ganzen Haltung, dass sie ja nicht auf den Gedanken verfallen sollte, jetzt vor ihm davonzulaufen. »Sind das die Fragen, die ich dir beantworten soll, oder muss ich deine Wissbegier noch mit anderen Bekenntnissen stillen?«
    Etwas Bedrohliches war in seinen Augen aufgeflammt, ein warnendes Glimmen, auf das sie achten sollte. Doch sie rührte sich nicht von der Stelle und zuckte nicht einmal zusammen, als Rand noch näher kam und nun so dicht vor ihr stand, dass sie die Wärme seines Leibes spüren konnte.
    »Jetzt verspottet Ihr mich«, sagte sie, eigenartig berührt.
    Verworrene Gefühle regten sich in ihrer Brust, stiegen ihr in die Kehle und raubten ihr die Stimme. Sie war schon im Begriff, sich von ihm abzuwenden, aber seine warmen Finger, die ihr Handgelenk berührten, hielten sie zurück. Unerwartet, beinahe zärtlich streifte seine Hand die ihre.
    Bedauern, wisperte die Ahnung.
    Ich möchte ihr keine Schmerzen zufügen. So weit hätte ich es nicht kommen lassen dürfen.
    Serena hielt inne, ihre Hand in seiner gefangen. Mit sanftem Druck zog Rand sie zu sich heran. Sein behutsamer Griff löste ein wohliges Kribbeln in ihren Fingerspitzen und ihrer Handfläche aus. Es war ein angenehmes Gefühl, das einen Weg bis in ihr Herz fand.
    »Serena.«
    Sie hob die Augen, und ihre Blicke begegneten einander. Die Unsicherheit, die sie verspürte, verblasste durch die Kraft seiner Berührung. Rand verschränkte seine Finger mit den ihren und hielt sie fest. Handfläche an Handfläche gedrückt, durchströmten seine dunklen Gefühle ihre Wahrnehmung, seine Leidenschaft umfing ihre Sinne wie ein Gespinst seidener Fäden. Sie spürte, wie sie in seinen Bann geriet und unausweichlich zu ihm hingezogen wurde.
    »Was ich auch immer für dich empfinde – es tut nichts zur Sache«, sagte er – harte Worte, die nur durch den Klang seiner tiefen, samtenen Stimme abgemildert wurden. »Wisse, dass es nichts ändert. Das geht nicht. Für mich zählt nur die Rache. Daneben gibt es für mich nichts.«
    Ihre Finger waren immer noch ineinander verwoben. Und während er diese unbarmherzigen Worte sprach, durchpulste die Ahnung Serena kräftiger, genährt von seinem kaum gezügelten Zorn. Sie durchlitt den Schmerz, der ihn quälte, und auch die schwelende Wut, noch keine Rache an seinem Widersacher genommen zu haben.
    Doch hinter seinem glimmenden Blick klaffte eine tiefe Dunkelheit, die sie anzog. Eine gähnende Leere, die Serena unergründlich erschien. Er war so müde und einsam. Während sie ihm in die Augen blickte und dem rücksichtslosen Zischen derAhnung lauschte, sah sich Serena dem harten Ansturm der Qualen ausgesetzt. Die unaussprechliche Leere in ihm hüllte sie in Schattierungen aus graubraunen, leblosen Farben, in denen man unterzugehen drohte. Rand versank darin, schien verloren und viel zu ermattet zu sein, um sich aus eigener Kraft zu retten.
    Daher streckte Serena die Hand nach ihm aus.
    Sacht berührte sie sein Gesicht und strich ihm mit den Fingerspitzen über die Wange. Er verharrte still und beobachtete sie in bedrohlichem Schweigen. Aber Serena war ohne Furcht. Sie strich über sein bärtiges Kinn, glättete die Falten auf seiner Stirn und wünschte, sie hätte die Kraft, etwas von seinem Schmerz mit ihrer Berührung wegzunehmen.
    Ein Fehler.
    Es war nicht ihr

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