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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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die Wange. »Ich muss aufhören. Das wird sonst kein gutes Ende nehmen. Ich darf es nicht zulassen, verstehst du das?«
    Nein, sie verstand nicht. Sie konnte nicht benennen, was sich zwischen ihnen abgespielt hatte, und sie begriff auch nicht, warum sie beide mit etwas aufhören sollten, das sie als so wunderbar und richtig empfand.
    »Es gefällt dir nicht, mich zu küssen?«, fragte sie und spürte noch das Prickeln auf ihren weichen Lippen.
    »Wäre es doch nur das«, entfuhr es ihm im Flüsterton.
    »Was ist es dann? Wenn ich etwas falsch gemacht habe, sag es mir.«
    Ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als er sie mit einem Blick voller Unbehagen bedachte. »Nein, du hast nichts falsch gemacht. Es liegt an mir. Wenn ich in deiner Nähe bin, möchte ich dich küssen. Wenn ich dich küsse, Serena, möchte ich dich berühren, und wenn ich dich berühre … «
    Er zog seine Hände fort und hinterließ dort, wo eben noch die warme Liebkosung gewesen war, eine kühle Leere.
    Rand schüttelte den Kopf mit düsterer Miene. »Das darf nicht sein.«
    »Weil dein Herz einer anderen gehört?«
    Innere Qualen zeichneten sich auf seiner zerfurchten Stirn ab. »Weil ich dir nichts bieten kann. Und weil ich nicht bleiben darf. Sobald ich wieder bei Kräften bin … «
    »Ich weiß«, sagte sie und schaute nickend auf ihre verschränkten Hände. »Ich weiß. Die Aufgabe, deine Familie zu rächen, duldet keinen Aufschub. Aber können wir nicht trotzdem Freunde sein, solange du noch hier bist?«
    »Freunde«, flüsterte er. »Siehst du uns so?«
    »Wie siehst du uns beide, Rand?«
    Sie wartete mit angehaltenem Atem, da er zögerte, auf ihre Frage zu antworten.
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Ich weiß nur, dass ich dir nicht wehtun möchte. Ich möchte dich vor jedem Schmerz behüten.«
    »Diese Fürsorge brauche ich nicht«, entgegnete Serena entschieden. Widerspruch regte sich in ihr. Deutlich spürte sie, wie sie seinen Wunsch, sie vor seinen Gefühlen zu schützen, ablehnte, wie sie auch ihr behütetes Leben ablehnte. All dies machte ihr das Atmen schwer. »Ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen. Ich bin der ständigen Ermahnungen überdrüssig, Vorsicht walten zu lassen. Ich bin es leid, dass mir jemand sagt, bloß nicht in unbekannte Gefilde zu geraten. Ich habe keine Angst vor dem Leben oder vor meinen Gefühlen. Und ich habe auch keine Angst vor dir, Rand.«
    Er schien von ihren Worten nicht erbaut zu sein, blickte er sie doch noch finsterer an als zuvor. Doch seine Berührung war zärtlich, als er erneut ihre Wange streichelte. Mit dem Daumen zeichnete er den Schwung ihrer Lippen nach und löste ein Sehnen nach einem weiteren Kuss in ihr aus.
    »Nein, du hast keine Angst«, sprach er und schüttelte langsam den Kopf. »Aber wenn du mich jetzt berühren würdest, würde dir deine Ahnung sagen, dass du Angst haben solltest.«
    Er deutete auf den gewundenen Pfad, der zur Hütte zurückführte. »Hier entlang. Ehe ich in Versuchung gerate, länger zu verweilen und mir von dir das letzte Überbleibsel meiner ohnehin schon fragwürdigen Ehre nehmen zu lassen.«

13
    Silas de Mortaine war erfahren genug, um zu wissen, dass es nur zwei Dinge gab, die ihm die Loyalität eines anderen Mannes zusicherten: Habgier und Furcht. Er bevorzugte Letzteres. Als daher an diesem Abend eine seiner Wachen eintraf und beunruhigende Nachrichten aus dem Norden mitbrachte, handelte Silas rasch.
    »Und du bist sicher, dass es einer von uns war?«
    Der Bote nickte so eifrig, dass ihm die dunklen, ungeordneten Haare ins Gesicht fielen. Von dem hastigen Ritt zurück ins Lager schimmerte noch Schweiß auf seiner Haut. »Aye, Mylord. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen. Ich kenne meine Gefährten, und dieser war gewiss schon über eine Woche tot, dem Aussehen nach zu urteilen. Ein Fischer hatte ihn vor einer Schenke in Egremont zur Schau gestellt. Wer einen Blick auf ihn werfen wollte, musste zwei Farthings bezahlen.«
    »Das ist bedauerlich«, erwiderte Silas scheinbar ruhig, in Wirklichkeit aber kochte er innerlich vor Wut. Auf der Suche nach dem Drachenkelch hatte er manch einen Abgesandten verloren. Nun standen ihm nur noch wenige zur Verfügung: nicht mehr als sechs, nachdem nun auch sein Spion aus Liverpool tot war. »Das gefällt mir nicht.«
    »Mir ebenso wenig«, antwortete der Gestaltwandler und bleckte die Zähne zu einem kalten Lächeln. »Aber dieser Bastard wird von niemandem mehr Geld

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