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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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warf Rand einen tadelnden Blick zu. »Welcher Mann erlaubt es einer Frau, an seiner statt zu verhandeln?«
    »Diese Kette«, erwiderte Rand gefasst und sah, wie Serenas Blick von der Ahnung durchdrungen wurde. »Wie viel ist sie wert?«
    »Zwanzig Shilling«, erwiderte der Händler knapp. Er entzog sich Serenas leichtem Griff und rieb sich das Handgelenk, das ihre Finger eben noch umschlossen hatten. »Und keinen Farthing mehr.«
    »Er kann fünfunddreißig dafür verlangen, wenn er seine Waren nächsten Monat nach Liverpool bringt«, flüsterte Serena Rand zu, als sie sich mit gesenktem Blick vom Tisch abwandte und sich den Handschuh wieder überstreifte.
    »Ich werde nicht weniger als dreiunddreißig dafür nehmen«, beschied Rand dem Händler. »Oder vielleicht sollte ich mein Glück in Liverpool versuchen. Ich bin mir sicher, dass ich dort freundlicher behandelt werde.«
    »Was erlaubt Ihr … « Der beleibte Mann murmelte einige unflätige Worte vor sich hin und warf einen argwöhnischen Blick auf Serena, die gleichgültig weiterschlenderte und die Waren am nächsten Stand betrachtete. Schließlich ließ er eine prall gefüllte Börse auf den Verkaufstisch fallen, öffnete sie und zählte die Summe ab. Mit düsterer Miene legte er die Silbermünzen auf den Tisch. »Nun gut. Einigen wir uns auf dreiunddreißig. Nehmt die Münzen und schert Euch fort.«
    »Habt Dank«, sagte Rand, steckte das Geld in einen Lederbeutel und schenkte dem mürrischen Händler eine kleine Verbeugung.
    Als er Serena einholte, entdeckte er ihr zufriedenes Lächeln. »Das war aber töricht von dir«, schalt er sie sanft.
    Sie tat seine Bedenken mit einer Handbewegung ab. »Ich wollte dir nur helfen.«
    »Lass das lieber.«
    Da wandte sie sich ihm mit einem ernsten Blick zu. »Ich würde dir aber gerne helfen, Rand.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich war in der Lage, dir die Summe zu verschaffen, die dir zustand. Vielleicht kann dir die Gabe der Ahnung auch noch in anderer Hinsicht dienlich sein.«
    »Nein.« Er schüttelte entschieden den Kopf. »Nein, daran darfst du nicht einmal denken, Serena. Ich habe dich schon viel zu sehr in diese ganze Angelegenheit verwickelt – insbesondere jetzt, da ich dich mit nach Egremont genommen habe. Ich möchte nicht, dass du da hineingezogen wirst.«
    »Aber ich gehöre schon dazu.« Sie hob die Hand und berührte ihn an der Wange. Das Leder fühlte sich kühl und weich an seiner Haut an, ihr Blick war zwar zärtlich, aber doch entschlossen. »Ich bin schon mittendrin, da ich mir Sorgen mache, was mit dir geschieht. Siehst du das denn nicht?«
    Er war im Begriff, ihr zu erklären, dass er ihre Hilfe schon deshalb nicht annehmen würde, weil er sich auch um sie Sorgen machte. Doch in diesem Moment gellte ein heiserer Schrei durch die Gassen.
    »Großer Gott! Hilft mir denn niemand! Ah, beim Allmächtigen!«
    Der Hilferuf kam ganz aus der Nähe, gefolgt von einem Schrei des Entsetzens, der Rand durch Mark und Bein ging.
    »Du bleibst hier«, befahl er Serena und drängte sie neben einen Karren mit Blumen am Straßenrand, fort von der Menschenmenge. Er umfasste ihre schmalen Schultern. »Du wartest hier auf mich, hast du verstanden? Rühr dich nicht von der Stelle!«
    Sie schluckte schwer, nickte dann aber folgsam.
    Rand eilte davon. Einige der Marktbesucher waren ebenfalls in die Richtung gelaufen, aus der die Schreie kamen. Rand zwängte sich an den Leuten vorbei, sämtliche Sinne längst auf Kampf ausgerichtet. Er lief um die Schenke herum und erreichte eine schmale Gasse. Vor ihm stand ein junger Ritter. Er keuchte und war vor Angst aschfahl. Es handelte sich um den jungen Burschen mit den fleckigen Zähnen, der eben erst mit überschwänglichem Gejohle in die Stadt hereingeritten war. Seine Gefährten mussten ihm Augenblicke zuvor zu Hilfe gekommen sein, und der junge Ritter beeilte sich nun, den anderen zu erklären, warum er sich so erschreckt hatte. Allerdings erntete er dafür nichts als Hohn und Spott.
    »Was war es denn jetzt, Junge – ein Mensch oder ein Wolf?«, johlte eine der Wachen.
    »Hey, Eldrich!«, spottete ein anderer Ritter. »Das kann man auch noch auseinanderhalten, wenn man betrunken ist. Sogar in deinem Zustand!«
    »Ich sag’s euch doch. Ich wurde von einem Wolf angegriffen!«, wiederholte der Bursche mit weit aufgerissenen Augen.
    Einer der älteren Ritter versuchte, die Gefährten zu beruhigen. »Die Stadt wimmelt heute von Leuten, Junge. Würde da nicht am helllichten Tag

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