Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
Vom Netzwerk:
Schrittes eilte Rand zur Straße zurück.
    Serena wartete dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Sie stand neben dem Karren mit Blumen und schaute in die wogende Menge, die sich an den Marktständen vorbeischob. Rand eilte zu ihr, nahm sie bei der Hand und führte sie hinter den Karren, damit niemand ihre Worte hören konnte.
    »Was ist?« Serena blickte besorgt zu ihm auf und las die Furcht in seinen Augen. »Was ist geschehen?«
    »Ein Gestaltwandler«, sagte Rand, wobei er achtgab, seine Stimme zu einem Flüstern zu senken.
    Obwohl sich ihre Augen vor Angst weiteten, blieb sie äußerlich gefasst. »Hier? In Egremont?«
    Rand nickte ernst. »Er hätte beinahe einen der Ritter aus der Schenke getötet, als der Bursche ihn aufspürte.«
    »Heilige Muttergottes.« Serenas Gesicht wurde bleich. »Hast du ihn mit eigenen Augen gesehen?«
    »Nein. Er konnte fliehen, aber ich wette, dass er noch in der Nähe ist. Die Straßen sind nicht mehr sicher, Serena. Schon gar nicht bei Anbruch der Dunkelheit.«
    Er holte den kleinen Beutel mit Münzen aus dem rechten Stiefel.
    »Komm, Serena. Ich möchte nicht, dass du länger hier draußen bist. Lass uns versuchen, eine Unterkunft für die Nacht zu finden.«

18
    »Willst du nicht wenigstens davon kosten?«, fragte Serena, nachdem sie und Rand in einer der kleinen Schenken von Egremont ein Zimmer und eine warme Mahlzeit bekommen hatten. »Dieses – wie nanntest du es gleich – Hammelfleisch ist wirklich köstlich.«
    Rand schüttelte den Kopf und gab einen ablehnenden Laut von sich.
    In der bescheidenen Unterkunft gab es keinen Tisch, nur ein Bett mit Pelzdecken und einem dünnen Kissen. Ein niedriger Schemel, auf dem Rand Platz genommen hatte, rundete die spärliche Einrichtung ab. Mochte das Zimmer auch wenig Behaglichkeit bieten, die Speisen aus der Küche waren hervorragend. Serena hatte sich auf die harte Matratze der Bettstatt gesetzt und genoss das Bratenfleisch und das gedünstete Gemüse. Rand hatte auch einen Krug Wein bestellt. An dieses Getränk musste sich Serena erst gewöhnen: Zunächst fand sie den Geschmack zu streng, doch je öfter sie einen Schluck aus dem Becher nahm, desto besser mundete ihr der Wein.
    »Es ist genug für uns beide da«, versuchte sie ihn zu ermuntern, denn sie spürte, wie angespannt und grüblerisch er war. Wieder einmal ließ er sie nicht an seinen Gedanken teilhaben. »Du musst etwas essen, Rand.«
    Die Ellbogen auf die Knie gestützt, hockte er mit hängenden Schultern auf dem Schemel und hatte seinen Weinbecher mit beiden Händen umschlossen. Eine ganze Weile schon starrte Rand mit gerunzelter Stirn in das schlichte Gefäß.
    Über die Gefahr, der sie auf dem Marktplatz nur knapp entronnen waren, hatten sie noch kein Wort verloren. Aber es war offensichtlich, dass Rand mit seinen Gedanken einzig und allein bei seinen Feinden und der Auseinandersetzung war, die unausweichlich zu sein schien. Darüber konnte auch das friedliche Beisammensein in der bescheidenen Unterkunft nicht hinwegtäuschen.
    »Morgen, sobald es hell wird«, sagte er schließlich, »bringe ich dich in den Wald zurück.«
    »Das wird nicht nötig sein«, erwiderte sie, denn es war nicht Teil ihrer Vereinbarung gewesen. »Ich kenne den Weg jetzt. Ich kann allein nach Hause gehen.«
    »Nein, ich bringe dich zurück«, wiederholte er mit Nachdruck, und der Blick, den er ihr zuwarf, ließ keinen Widerspruch zu.
    »Was ist mit Schottland?«, fragte sie.
    »Das kann noch warten.«
    »Aber wenn dieser Ritter aus der Schenke wirklich einen Gestaltwandler gesehen hat, dann wird der Mann, den du suchst, nicht weit entfernt sein. Ist es nicht so?«
    Er bestätigte ihre Vermutung nicht, doch Serena wusste, dass sie recht hatte. Sie ahnte, dass genau diese Tatsache ihm Sorgen bereitete und für seine grimmige Stimmung verantwortlich war. Er setzte den Becher an die Lippen und leerte ihn in einem Zug. Dann erhob er sich von dem Schemel, trat zum Bett und schenkte sich erneut von dem vollmundigen Rotwein ein.
    »Rand.« Als er den Krug auf das Tablett zurückstellte, legte Serena ihre Hand vorsichtig auf seine. »Erzähl mir, worum es geht – ich möchte alles wissen. Wenn ein solcher Mann diese bösartigen Geschöpfe befehligt, diese Gestaltwandler, was ist er dann selbst für ein Wesen?«
    »Ein Ungeheuer«, antwortete Rand, und dem harten Unterton nach zu urteilen wusste Serena sofort, dass er ihr nichts von der Bedrohung verheimlichte. Erneut nahm er einen Schluck Wein, sah

Weitere Kostenlose Bücher