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Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition)

Titel: Der Kelch von Anavrin: Geheimnisvolle Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian schreibt als Tina St. John
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die Stadt und ihre Bewohner boten, staunend in sich auf.
    Eine schier endlose Reihe Karren, gefüllt mit Gemüse, Blumen und brüllendem Vieh, zog sich von dem breiten Tor bis zu der kleinen Steinkirche dahin. Düfte von geröstetem Fleisch und frischem Brot vermischten sich mit dem leichten Wind, der vom Fluss Ehen herüberwehte. In seinem breiten Bett schlängelte sich der Fluss durch das südliche Viertel der Stadt.
    Hunderte Leute hatten sich für den Markttag im Herzen der Stadt eingefunden. Einige waren in farbenprächtige Gewänder gehüllt, andere trugen Pelzkragen und gehärtetes Leder, als hätten sie einen gewöhnlichen Markttag mit einem Lanzenturnier verwechselt. Doch diese wohlhabenden Edlen machten nur einen kleinen Teil der Leute aus, die sich auf dem Platz und in den Gassen tummelten und dort um Nahrungsmittel und Waren feilschten. Kleinere Grundherren samt Gesinde sowie Freisassen stellten die große Masse der Marktbesucher dar. Dicht drängten sie sich vor den Karren und Ständen und handelten lautstark die Preise aus, sodass in den Gassen ein ohrenbetäubendes Stimmengewirr herrschte.
    Rand führte Serena durch die Menge und merkte dabei, wie angespannt sie war. Immerzu hielt sie die Hände dicht an ihren Leib. Ein Anflug von Furcht lag in ihren geweiteten Augen, doch ihre Miene war von großem Erstaunen beherrscht.
    »Es ist so laut«, stellte sie fest und musste beinahe rufen, um sich bei all dem an- und abschwellenden Lärm Gehör zu verschaffen. »Und all die Leute! Leben die alle in Egremont?«
    Rand schüttelte den Kopf. Ihm waren die Wappen der verschiedenen adligen Häuser aufgefallen, und der Tracht einiger Marktbesucher nach zu urteilen stammte manch ein Reisender aus entfernten Gegenden des Königreichs.
    »Nicht alle«, erwiderte er, legte seine Hand an ihren Ellbogen und führte sie sanft von einem Platz fort, an dem ein Hahnenkampf eine Reihe blutdürstiger Zuschauer angelockt hatte.
    Niemand beachtete Rand, während er sich mit Serena einen Weg durch die dicht gedrängt stehenden Zuschauer bahnte. Sah doch einmal jemand zufällig in seine Richtung, so fielen er und die schlicht gekleidete Schönheit an seiner Seite kaum auf. Da er ohne Pferd und ohne ein Schwert an seiner Hüfte in die Stadt gekommen war, hätte man ihn für einen Pilger oder armen Mann halten können, solange niemandem das kampfbereite Funkeln in seinem Blick auffiel, den er wachsam über den Marktplatz schweifen ließ. Die alte Tunika, die schlecht sitzenden Beinlinge und die abgetragenen Stiefel kamen ihm nicht ungelegen. Rand hielt es für besser, sich in dem Markttreiben unter das einfache Volk zu mischen, anstatt unnötige Aufmerksamkeit auf sich und Serena zu ziehen. Seinem Vorhaben konnte es nur dienlich sein, die Leute aus den Schatten der Häuserreihen heraus zu beobachten. Früher hätte er vielleicht das großspurige Auftreten eines stolzen Ritters an den Tag gelegt.
    Männer solchen Schlages, fünf an der Zahl, waren soeben auf den Marktplatz geritten. Sie hatten den Weg von der Anhöhe herunter genommen, auf der eine Burg über der Stadt thronte. Die roten und silbernen Töne ihrer Kleidung passten zu der Fahne, die auf dem höchsten Turm der Burg wehte. Drei silberfarbene Balken, scharlachrot umstickt, zierten ihre Wappenröcke: das Wappen ihres Herrn. Die schweren Hufe der Pferde wirbelten gelben Staub auf, als die Ritter lachend und derbe Scherze austauschend an Rand und Serena vorbeitrabten. Einer von ihnen, ein schlaksiger Jüngling, der gewiss erst vor Kurzem den Ritterschlag erhalten hatte, schob sein Visier hoch und hatte für die einfachen Leute, die sich beeilten, den berittenen Ankömmlingen Platz zu machen, nur ein höhnisches Grinsen übrig.
    Der Bursche hatte eine Hakennase und fleckige Schneidezähne und legte das übermütige und eingebildete Gebaren eines jungen Herrn an den Tag. Plötzlich zog er sein Schwert, dessen fein polierte Klinge gewiss noch keinen Kampf erlebt hatte, und stieß einen Kriegsruf aus.
    »Fort mit euch, ihr Lumpengesindel! Die Wachen von Lord Thomas de Moulton brauchen starkes Bier und willige Weiber!«
    Einer der anderen Ritter gab ein Kichern von sich und warf seinem närrischen Gefährten einen Blick über die Schulter zu. »Heute gibt es Bier und Weiber für dich, Eldrich. Morgen hängst du würgend über dem Nachttopf, weil dir der Schädel brummt!«
    Die sichtlich gut aufgelegten Männer ritten weiter, ein jeder hatte sein eigenes, unmittelbares Verlangen

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