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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Ausbruch, veranlasste ihn zu schweigen. »Ihr überschätzt die Rachsucht Hulagus!«, bürstete
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    ihn sein Oberkommandierender unwirsch ab. »Man wird Euch rufen, Sundchak!«
    Der General war nicht gewillt, als Geschlagener aus dem Zelt zu stapfen. »So lange Ihr mir die Ehre der Ablieferung verwehrt, Kitbogha«,. stieß er drohend aus, »verfahre ich mit meinem Gefangenen, wie es mir gefällt!«
    Doch der Alte ging auf den neuerlichen Affront nicht mehr ein. Sundchak befahl seinen Leuten, mitsamt den Köpfen und dem Käfig abzurücken ins Quartier. Das vollzog sich gerade noch rechtzeitig, bevor jetzt die Nachhut unter Khazar eintraf.
    Yeza hatte Yves den Bretonen gebeten, dass sie gleich bei Ankunft - noch vor der unvermeidlichen Aufwartung, die sie dem Il-Khan und der Dokuz-Khatun würde machen müssen - Kitbogha zu sehen wünschte, schon um dem väterlichen Zorn über Baitschus Ungehorsam die Spitze zu nehmen. Der Zeitpunkt hätte schlechter nicht gewählt sein können, doch der Alte breitete seine Arme aus, kaum, dass er Yezas ansichtig wurde, und sie lief auf ihn zu wie ein kleines Mädchen. Sie umarmten sich lange, und danach war auch die Verfehlung Baitschus kein Thema mehr. Mit sichtbarem Stolz nahm Kitbogha den Bericht Khazars entgegen, der von Baitschus Geschick in schwierigen Lagen in höchsten Tönen schwärmte und im Übrigen die Taten des Generals Sundchak in einem gänzlich anderen Licht erscheinen ließ.
    »Unbeherrscht und unnötig grausam«, pflichtete ihm der Bretone bei. »Ich würde ihm den Emir von
    Mayyafaraqin nicht allzu lange zur freien Hand überlassen«, warnte er Kitbogha, »sonst wird der Il-Khan den Übeltäter nur noch scheibchenweise oder als Gehacktes zu Gesicht bekommen.«
    Kitboghas Miene verfinsterte sich nur kurz, dann lächelte er Yeza an, die jetzt Baitschu vor seinen mächtigen Vater schob. Kitbogha tat einfach so, als sei es schon immer sein ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass der Knabe seine ersten Erfahrungen im Felde sammelte. Er tätschelte kurz dessen Kopf, bevor er ihm einen kräftigen Stüber verpasste. »Mach nur weiter so, Bürschlein!«, war sein zweideutiges Lob für den Filius, dann ließ er Yeza in ihr Zelt geleiten, damit sie sich für den Empfang beim Il-Khan frisch ma-252
    chen konnte, und schickte alle anderen hinaus, um endlich mit dem Bretonen allein zu sein. Zu dem erhofften besonnenen Gespräch kam es indessen nicht, denn jetzt erschien der Anführer der Hundertschaft, die den Sultan von Damaskus auf seiner >Flucht< gestellt hatte.
    Die Köpfe An-Nasirs und seiner Favoritin wies er sogleich vor und erwartete dafür auch ein Lob des Oberbefehlshabers. Kitbogha begriff, dass er Hulagu nunmehr Mitteilung machen musste, dass dessen triumphalem Einzug in Damaskus nichts mehr im Wege stand.
    »Ich schlage Euch im Guten vor, Kitbogha«, hielt ihn der Bretone zurück, »Yeza nicht mit der Tüchtigkeit Eurer Unterführer zu konfrontieren. Weder die Köpfe ihrer Freunde, der Derwische, die sie mit der erlesenen Dichtkunst des berühmten Rumi erfreuten, noch der ihrer Jugendfreundin Clarion von Salentin sind dazu angetan, die Prinzessin den Plänen der Mongolen besonders gewogen zu machen.« Bei allem Sarkasmus vermied es Yves, irgendwelche Erregung zu zeigen. »Ich warne Euch!«
    Kitbogha machte sich die Bedenken des Bretonen zu Eigen. »Der Empfang von Yeza durch den Il-Khan und die Dokuz-Khatun soll vorgezogen werden!«, befand er. »Die Früchte seines Krieges mag Hulagu danach ungestört genießen - «
    »Wenn die raue Wirklichkeit ihm nicht auf den empfindlichen Magen schlägt!«, setzte Yves aufsässig hinzu.
    Kitbogha belobigte den Führer der Hundertschaft und schickte ihn mit seinen blutigen Beweisstücken ins Quartier des Generals Sundchak, wo er warten solle, bis er vor den Il-Khan gerufen würde. Dann begab er sich selbst zu Hulagu.
    Dort waren gerade aus Antioch der junge Fürst Bohemund und sein Schwiegervater Hethum, der König von Armenien, angelangt, mit reichem Gefolge und kostbaren Geschenken, sie nahmen die Aufmerksamkeit des erfreuten Il-Khan völlig in Beschlag, sodass der alte Kitbogha nicht sogleich das Ohr seines Herrn fand.
    Hingegen hatte der beleidigte General Sundchak geschickt dafür gesorgt, dass der Oberhofmeister des Hulagu von seinem Fang erfuhr und von sich aus verlangte, den unverschämten El-Kamil herbeizu-253
    schaffen, auch um vor allem den feinen Herren aus Antioch handgreiflich zu zeigen, wie es einem ergeht, der sich

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