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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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und ein - von wem auch immer angezettelter - Volksaufstand
    veranlassten ihn zu diesem Schritt!«
    Kitbogha wiegte sein graues Haupt. »Ihr seid Euch der Zuverlässigkeit Eures Informanten sicher? «
    »Ich habe diesen Mönch aus dem Kloster der Zisterzienser selbst befragt.« Dungai ließ keinen Zweifel zu. »Der Mann war noch völlig erschüttert von dem grässlichen Geschehen!« Der Hauptmann erzählte die unglaubliche Geschichte von dem böswillig in Brand gesetzten Elefanten.
    Der Feldherr schickte sofort nach Yves, doch die Wachen kamen aufgeregt zurück, der Gefangene sei aus den Privatgemächern ent-334
    wichen - die Zeltwand sei mit scharfem Schnitt mannshoch aufgeschlitzt!
    Am Eingang zum Audienzzelt entstand Unruhe: Yves der Bretone begehrte Einlass. Er führte sein riesiges Schwert, das ihm Baitschu unter der Zeltwand durchgeschoben hatte, ohne Scheu oder gar Reue mit sich.
    Kitbogha grinste. »Einen Mann wie Euch kann man nicht seiner Freiheit berauben«, rief er ihm zur Begrüßung entgegen, »man müsste ihm das Leben nehmen!« Er gab den Wachen ein Zeichen, den Bretonen - gegen alle Regeln - mit der blanken Waffe in der Hand durchzulassen. »Ihr hattet Recht, Bretone«, überfiel er seinen freiwilligen Besucher mit der gerade erhaltenen Nachricht. »Der Trencavel ist uns schon wieder entwischt!«
    Yves war nicht gelaunt, daraus Genugtuung zu ziehen, er sagte gar nichts, außer: »Es ist mir leid um Yeza!«
    Der alte Feldherr nahm sich diesmal die Worte des Bretonen zu Herzen. »Da Ihr nun frei seid in Euren Entscheidungen, Herr Yves, kann ich Euch nur bitten -« Kitbogha suchte nach Worten, die seine Schwäche für die Prinzessin verbergen sollten. »Es tut nicht Not, Yezas Leid dadurch zu vergrößern, dass wir sie wissen lassen, wie nahe sie dem Wiedersehen mit dem Geliebten war und wie leichtfertig und selbstsüchtig wir diese Chance vergeben haben!« Er seufzte und suchte den Blick des Bretonen. »Es hilft der Prinzessin nicht weiter und macht der Heeresführung die Erfüllung ihrer Aufgaben nicht leichter!«
    Yves senkte sein Haupt. »Gut, ich werde schweigen«, entgegnete er streng, »aber von nun an überlasst Ihr es mir, welchen Weg ich auch finden mag oder einschlagen werde, um das Königliche Paar seiner Bestimmung zuzuführen -« Er richtete sich auf. »Der Gesandte des Königs von Frankreich ist nicht gewillt, sich den eitlen Wünschen eines Königs von Armenien oder eines Fürsten von Antioch unterzuordnen!« Sprach 's und verließ das Zelt.
    Yves fand Yeza beim Bogenschießen. Die Prinzessin hatte sich gewundert, dass Baitschu sie hoch zu Ross abholte und noch ein wei-335
    teres Pferd mit sich führte, denn zum Schießplatz gelangte man leicht zu Fuß. Weder Khazar noch der junge Baitschu waren für sie Gegner beim Zielen auf die mit Stroh ausgestopften Puppen aus vollem Galopp, mit denen es lohnte, sich in Geschicklichkeit und Treffsicherheit zu messen. Da sie nicht wusste, warum der Bretone sie hierher bestellt hatte, nahm sie sein Angebot erfreut an, mit ihm vors Lager gen Süden auszureiten. Bitter enttäuscht war nur Baitschu, der sich jetzt ausgeschlossen fühlte, um das erwartete Abenteuer gebracht und sich von dem von ihm so hoch verehrten Bretonen auch noch undankbar behandelt sah. Zornig sah er die beiden -
    ohne ihn - abziehen. Yves, der sich keinen Gedanken um den Gemütszustand des Knaben machte, ging es darum auszuloten, wie weit sich Yezas Vorstellungen von der Bestimmung des Königlichen Paares mit der seinen deckten. Wie gedächte die Prinzessin, die ihr zugedachte Würde mit Leben auszufüllen? Der Bretone kam gar nicht auf den Gedanken, die »Berufung« als solche infrage zu stellen, was Yeza mehr und mehr tat - innerlich hatte sie sich längst von der Idee des Friedenskönigtums gelöst, alle Erfahrungen, die sie in ihrem jungen Leben hatte machen müssen, sprachen dagegen, Krieg und Gewalt beherrschten die Welt, in der sie aufgewachsen waren. Yeza bezog Roc, ihn fast entschuldigend, in ihre Betrachtung mit ein - freiwillige Beschränkung, friedlicher Stillstand forderten stets Besitzstreben, Machtzunahme auf der anderen, dann feindlichen Seite heraus.
    »Ich weiß nicht«, sagte Yeza versonnen zu ihrem schweigsamen Begleiter, »ob es nicht weitaus glückbringender für mich wäre, dieser Welt zu entsagen, ein Kind auf einer einsamen Insel großzuziehen, dazu reicht meine Kraft, doch nicht, mich gegen den Lauf der Dinge zu stemmen, die ich weder aufzuhalten noch zu

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