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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Tarascon und dem plötzlichen Umschlag der Stimmung, die ihn vertrieb. »Die Damaszener sahen in dem Unfall ein böses Omen!«
    »Der Kelim!«, flüsterte Yeza mit trockener Stimme. »Sidjadet al musiba! Da hast du den Beweis, William!«
    Unbemerkt und unbefangen hatte sich ein mongolischer Knabe zu uns gesellt, den mir Yeza als Baitschu vorstellte, den jüngsten Spross des Kitbogha. »Und wohin hat sich der Trencavel gewandt? « Yeza ließ sich nicht beirren, die Tatsache, dass sie sich nur um so kurze Zeit verpasst hatten, gab ihr doch zu denken. »Vielleicht hält er sich nur verborgen, ganz in der Nähe, und kommt jetzt wieder? «, verlieh sie ihrer Hoffnung Ausdruck.
    Ich wollte ihr den Glauben nicht nehmen. »Weit kann er nicht gekommen sein«, tröstete ich sie, »und wenn er hört, dass Ihr jetzt in Damaskus weilt, wird ihn das sicher zur Umkehr bewegen, denn die Suche nach Euch, Yeza, ist es, die ihn umtreibt!«
    Sie sah mich mit ihrem durchdringenden Sternenblick fest an. Ich war mir dann nie sicher, ob sie mich ernst nahm oder sich über mich lustig machte. Ich konnte es auch nicht klären, denn jetzt trat ein weiterer junger Mongole hinzu, der sich Khazar nannte und vieles zu berichten wusste. Erst mal sprach er von sich selbst, dass er von dem missgünstigen General Sundchak abkommandiert worden sei, wie übrigens der Großteil des Heeres, nicht an dem Aufmarsch teilzunehmen, sondern vorrangig alle Tore und Türme der Stadt zu sichern.
    »Ihr habt nichts versäumt, Khazar!«, beschied ihn Yeza. »Wo ist übrigens Herr Yves abgeblieben?«
    »Der hat in einem Mönchskloster Quartier bezogen, zwischen Moschee und Zitadelle!«, wusste dieser tüchtige Khazar auch hier eine Antwort. Mir lag auf der Zunge hinzuzufügen, dass Ali der Mameluk auf der Zitadelle Zuflucht gefunden habe, aber dann hätte ich Yeza von den Hintergründen des Attentats mit dem Elefanten berichten müssen, und das wollte ich in Gegenwart der
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    beiden Mongolen vermeiden. Außerdem rückte Khazar jetzt mit dem heraus, weswegen er eigentlich gekommen war: Yeza wurde im Palast erwartet!
    Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, dass ich sie begleiten würde - nie wieder wollte ich von ihrer Seite weichen -, aber es wurde mir rundheraus verwehrt, und Yeza setzte sich auch nicht für mich ein. Ich verbarg meine Enttäuschung, so gut es ging. Der Knabe Baitschu half mir ungewollt darüber hinweg, als er vorschlug, mich in die Soukhs zu führen. In Wahrheit suchte er eine Begleitperson, denn es war ihm von seinem Vater strengstens untersagt, sich allein in das dunkle Gewirr der Gassen des Bazars zu begeben. Es zog ihn natürlich nicht zum Gewürzmarkt, wo in offenen Säcken die duftenden Spezereien feilgeboten wurden, noch zu den Schneidern, von denen zwischen samtenen, glitzernden Stoffballen der schwere einheimische Damast, Seide aus China und die federleichten Gewebe aus Mossul abgemessen wurden, noch zu Händlern, die duftendes Rosenwasser und ätherische Öle geschickt in winzige Kristallflakons abfüllten. Sein Ziel waren allein die Waffenschmiede. In dunklen Höhlen fauchten funkensprühend die Essen, mit nackten Oberkörpern zerrten die Schmiedegesellen die glühenden Rohlinge auf ihren Amboss, der ohrenbetäubende Krach ihrer Schläge ließ einen sein eigenes Wort nicht verstehen. Und genau hier stießen wir auf den Roten Falken, der den Knauf seines Scimtars richten ließ. Er war weniger erstaunt als ich, forderte mich aber durch einen diskreten Wink auf, ihm unauffällig zu folgen. Baitschu sah mich fragend an, ich nickte ihm zu, und gemeinsam betraten wir eine verschwiegene Teestube, wo alte Männer ihre shisha schmauchten. Der Rote Falke zog uns in eine Ecke, die Anwesenheit eines Mongolenjungen störte ihn nicht. Die Geschichte, die er mir bei etlichen Gläsern kasat shai nana anvertraute, betraf auch die mongolische Schutzmacht des Königlichen Paares. Obgleich er sich unter seinem richtigen Namen Fassr ed-Din Octay, doch letztlich incognito in der Stadt aufhalte, habe ihn einer der gefährlichsten Agenten des Sultans von Kairo hier aufgestöbert: »>Hinkefuß< Naiman!«
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    »Der war doch noch in Akkon«, trug ich aufgeregt bei, »als schielender Templersergeant verkleidet!?«
    »Genau der!«, bestätigte mir der Rote Falke und nippte an seinem Tee. »Und Ihr werdet Euch auch erinnern können, dass ich im Haus der Deutschen alle Beteiligten dringend davor warnte, den Mamelucken zu trauen. Das hielt mir der windige

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