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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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würde, dass sie das Geheimnis der Mongolen verraten hätten. Damit hatten sie das verfallene Gemäuer erreicht, wo die drei vermummten Gestalten mit ihren
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    Hunden und Lämmern warteten. Sie sprachen einen Dialekt, den der Trencavel nur mühsam verstand, und ließen sich jedes Wort einzeln aus dem Maul ziehen. Julian leistete Hilfestellung, und Roc erfuhr so bruchstückweise, dass Yeza als Gefangene, nur umgeben von einer Eskorte mongolischer Krieger, deren Zahl man an den Fingern abzählen könne, nach Westen verbracht würde. Der kleine Trupp bewege sich von Damaskus kommend auf Qal'at Subeibe zu, eine Burg in den Bergen von Hermon, die von den Mongolen kürzlich - ohne auf Widerstand zu stoßen - erobert worden war. Doch das sei nicht das endgültige Ziel -
    Roc wusste nicht recht, was er von der Geschichte halten sollte, wider Erwarten gab er sich zögerlich, in seiner Not erinnerte sich Julian an den Teppich und fügte der Truppe schnell noch die hinter ihr herziehende Kamelkarawane hinzu, die einen unförmigen Teppich schleppe - wahrscheinlich ein Geschenk für den Großkhan. Die Erwähnung des verhassten Kelims war jedoch der Punkt, der jetzt den Trencavel überzeugte. Er ließ sich kaum noch den Weg nach Qal'at Subeibe beschreiben, wunderte sich auch nicht, dass diese Burg weder nördlich noch östlich, sondern westlich von Damaskus lag - er wollte keine Zeit verlieren, die Eskorte möglichst noch angreifen, bevor sie die schützende Burg erreicht hatte. Weit bis dahin war es nicht, ein, höchstens zwei Tagesritte, wie ihm Julian versicherte. Roc trommelte seine Leute zusammen, es galt, Yeza zu befreien, verkündete er stolz und aufgeregt. Doch es zeigte sich, dass seine Worte nicht mehr zündeten, ihm von seinen eigenen Männern kein Glaube mehr geschenkt wurde. Zu oft hatte der Trencavel von der Suche nach seiner Prinzessin gefaselt und es dann an jeder Anstrengung fehlen lassen. Die zehn Ritter aus Antioch waren noch müde vom Einfangen der Herde und verweigerten sich der neuen Strapaze. Roc wollte nicht warten. David der Templer, Guy de Muret und Pons de Tarascon standen zu ihm und machten sich ohne Murren bereit, aber Terez de Foix erklärte dem Überraschten, dass ein schleichendes Abbröckeln des Respekts mittlerweile die alte Freundschaft derart ins Wanken gebracht habe, dass er sich nun lieber eine Zeit lang von ihm fern halten wolle, um sich über seine Gefühle klar zu werden. Roc sah darin
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    den immer noch auf ihrem Verhältnis lastenden dunklen Schatten des Todes von Berenice und verzichtete ärgerlich darauf, Terez zum Ändern seiner ruhig vorgebrachten Meinung zu bewegen. Die Zeit drängte und ließ keinen Raum zur Bewältigung von jetzt völlig unangebrachten Sentimentalitäten. Bitter enttäuscht drehte er dem Grafen von Foix seinen Rücken zu.
    »So werde ich eben nur mit drei Mann das Wagnis bestreiten, mit mir sind es vier!«, rief er den Verbliebenen zu.
    »Im Leben wie im Wesen-Spiel!«, scherzte David der einarmige Templer trotzig, ganz wohl war ihm nicht bei der Aussicht, mit solch geringer Kampfkraft den Mongolen gegenüberzutreten.
    Julian schien Mitleid mit dem kleinen Haufen zu empfinden, denn er gab ihnen noch eine Hand voll seiner Strolche mit. »Als Führer und Knappen!«, wie er den ausziehenden Rittern nachrief. Zu etwas anderem waren die verwahrlosten Gesellen auch kaum zu verwenden - wenn überhaupt!
    Stirnrunzelnd betrachtete Guy de Muret das ultimative Aufgebot.
    »Ave, Trencavel!«, schrie Pons keck, der als Letzter durch das Tor hinausritt. »Morituri te salutant!«
    Aus der Chronik des William von Koebr uk
    Unweit von Baalbek befahl Khazar, dem sein Onkel Kitbogha, der Oberbefehlshaber des in Syrien verbliebenen mongolischen Heeres, zwei Hundertschaften anvertraut hatte, das Lager aufzuschlagen. Es war dies erst die zweite Etappe auf unserer langen Reise nach Norden, die uns nach Schaha führen sollte, jener neu erbauten, als uneinnehmbar geltenden Schatzburg am Urmiah-See. Der eigentliche Anlass zu dieser waffenstarken Expedition war der Transport des Goldes, das die Mongolen den eroberten Städten Aleppo bis Damaskus abgepresst hatten und das sie nun in der Sicherheit der Mauern von Schaha wissen wollten. Eine beachtliche Kette von schwer beladenen Kamelen bildete das streng bewachte Herzstück
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    unseres nur langsam vorankommenden Zuges. Doch gleich dahinter schritt eine Gruppe von Tieren, denen es nur oblag, eine Sänfte zu tragen, und das persönliche

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