Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
Vom Netzwerk:
aufgehenden Sonne anzulegen, aber unter dem Kommando eines so erfahrenen Kriegsherrn, wie es der Herr Julian in ihren Augen war, machte die Sache Sinn und Freude. Sie sagten spontan zu und versprachen, schon am nächsten Tag mit ihren Aufgeboten zur Stelle zu sein. Rasch leerte sich der Burghof von seinen vierbeinigen Besetzern. Außer vielen Kötteln ließen die Hirten zwei fette Hammel und ein Dutzend Milchlämmer zurück, »zum tröstenden Verzehr für den langen Herrn Terez und die Ritter aus Antioch«, wie sie Herrn Julian beim Abschied baten.
    368
    Julian von Sidon, Herr auf Beaufort, ließ die Tür zum Turmgemach im Donjon nicht aus den Augen. Kaum hatte der Trencavel breitbeinig schwankenden Schritts die Kemenate der Burgherrin verlassen, wand er sich aus seinem unbequemen Versteck unter der hölzernen Treppe und schlüpfte durch die Tür des Gemachs. Seine Frau Johanna stand, das Bettlaken um die Hüften geschlungen, am schmalen Fenster und schaute hinab in den Burghof.
    »Jammerschade«, sagte sie im schläfrigen Ton einer Nimmersatten, »eine saftige Hammellende tat mir jetzt gut munden!«
    Ihr Ehemann grinste sie verständnisvoll an. »Der Verzicht auf die leichte Vorspeise«, eröffnete er ihr geheimnisvoll, »schafft im Magen mehr Platz für den köstlichsten Festschmaus - sehr viele Kamele in einer langen Reihe - eine ganze Karawane!«
    Angewidert verzog Johanna die Mundwinkel, doch wartete sie ab, sie kannte ihren Julian.
    »Schwerbewaffnete schützen die kleinen Kisten, die sie transportiert - «
    »Gold!?«, entfuhr es der plötzlich hellwachen Armenierin, ihre Augen glitzerten. »Auch größere Truhen mit Geschmeide, Körbe mit Juwelenbesetzten Roben, Perlen ?«, hakte sie gierig nach.
    Ihr Mann schüttelte den Kopf. »Einen alten Teppich schleppen die törichten Mongolen noch mit, er soll wohl im fernen Karakorum dem Großkhan die Füße wärmen - «
    »Und sonst nichts?!«
    »Nichts von Bedeutung«, wiegelte Julian ab, »eine Sänfte mit einem jungen Weibe - «
    Mit sofort entfachtem Misstrauen sah ihm Johanna fest in die Augen. »Die Prinzessin Yeza!«, stellte sie fest, keine Frage.
    »Möglich«, sagte ihr Mann.
    »Warum versucht Ihr, es mir zu verschweigen?«, empfing er seinen Tadel.
    »Nur wenn ich alles weiß, kann ich Euch raten -« Julian grinste wieder, diesmal wie ein ertappter Schüler. »Nun gut«, räumte er ein, »aber was hilft das?!«
    Johanna nahm im Schneidersitz auf ihrem Lager Platz. »Die Stärke der Eskorte, so entnehme ich Euren Worten«, eröffnete die
    369
    Nackte das Gespräch, versonnen spielte sie mit ihren Brustwarzen, »übertrifft die Kampfkraft unserer Leute?«
    Julian nickte, er hatte sich immer auf sein Weib verlassen können. »Zum anderen habt Ihr nicht vor, mit Roc Trencavel zu teilen -?« Wieder nickte Julian. »Ihn vom Geschehen fern zu halten, dafür ist der gurrende Lockruf der Prinzessin Yeza von größter Wichtigkeit«, ein kleiner Stachel war Johanna geblieben. »Es bleibt jedoch die Übermacht der Feinde, die es entweder von ihrem Gold zu trennen oder zu vernichten gilt.«
    »Beides ist unmöglich!«, brach Julian ihren Vortrag enttäuscht ab. »Gar nicht daran zu denken!«
    Johanna leckte sich die Lippen. »Ihr unterschätzt noch immer die List des Weibes!«, sie lachte kurz auf, während sie mit beiden Händen die Spitzen ihrer Brüste liebkoste. »Jede Frau kennt die Verführung durch Provokation, die Schwächung des Gegners durch geschickten Hinterhalt.« Julian sah sie erwartungsvoll an. »Oder beides!«, beschied ihn Johanna nachdenklich.
    »Ihr seid wahrlich eine Tochter Hethums!«, murmelte er anerkennend. »Lasst mich Euren Plan hören -«
    Mit einladender Geste wies ihm seine Frau einen Platz zu ihren Füßen.
    Die Leute, über die Julian von Sidon gebot, sahen wahrhaftig nicht aus wie Schäfer, aber ausstaffiert mit dem üblichen Habit der Hirten, Stock und Tasche, dazu ein Lämmlein im Arm und einen der fetten Hammel zur Seite
    - der andere drehte sich in der Küche bereits am Spieß -, wirkten die drei ausgewählten Strolche durchaus überzeugend. Julian hatte sie genauestens instruiert. Dann zog er Roc zur Seite und führte ihn über verwinkelte Wege und unterirdische Gänge zum Treffen im abgelegenen Turm der Außenmauer. Schon unterwegs bereitete der Burgherr seinen Gast auf die außerordentliche Brisanz der Nachricht vor, die zu erhalten ungeheuer schwierig gewesen sei. Mit dem Tode seien die armen Hirten bedroht, wenn es ruchbar

Weitere Kostenlose Bücher