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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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wurden auch die von Terez vorgebrachten Bedenken, dass ihr Fürst Bohemund schließlich offizieller Verbündeter der Mongolen sei, dessen Reputation schweren Schaden nehmen würde, wenn ruchbar werden sollte, dass seine eigenen Vasallen sich gegen die mongolischen Herren stellten. Julian winkte den Störenfried beiseite.
    »Wir haben jetzt erst erfahren«, log er ohne Hemmungen, »dass die Eskorte mit der gefangenen Prinzessin Yeza sich auf dieser Straße nach Norden bewegt«, appellierte er an die Ritterlichkeit des Grafen von Foix. »Wenn wir sie nicht für Rog Trencavel befreien, dann wird er sie nie mehr wieder sehen - «
    Terez war klar, dass Julian es war, der Rog absichtlich in die falsche Richtung geschickt hatte, aber es schien ihm durchaus glaubhaft, dass Yeza in der Hand der Mongolen war. Ihr fühlte er sich verpflichtet, und für ihre Freiheit wollte er sich auch einsetzen, und sei es, dass er die Prinzessin vor diesem Räuber Julian von Sidon schützen musste.
    »Ich mache mich anerbietig«, entgegnete er nach dieser Überlegung dem Burgherrn, »mich an die Eskorte heranzumachen, denn mich kennt die Prinzessin und vertraut mir. So könnte ich dafür sorgen, dass die Mongolen tatsächlich in Eure Falle von Baalbek tappen - und dass Yeza dabei kein Haar gekrümmt wird.«
    Julian sah ihn lauernd an. »Und wer garantiert mir, dass Ihr nicht unseren Plan an die Mongolen verratet?«
    Terez wollte empört aufbrausen, doch er besann sich. Schließlich hatte er ja gerade dem Trencavel zwar keinen Dolch in den Rücken gestoßen, ihm aber wohl zu hartherzig, zu überraschend die Gefolgschaft aufgekündigt, ihn seines Armes beraubt, auf den Rog zählen durfte. Vielleicht ergab sich hier die Chance, diese Scharte in seiner Ehre wieder auszuwetzen?
    »Wenn Ihr mir kein Vertrauen schenkt, dann gibt es für Euch nur zwei Möglichkeiten: Entweder Ihr tötet mich auf der Stelle,
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    oder - Ihr kommt mit mir? « Julian sah ihn verdutzt an, doch Terez spann jetzt seinen, für ihn selbst noch völlig neuen Gedanken fort. »Keiner von den Mongolen, nicht einmal die Prinzessin kennt Euch - gemeinsam sorgen wir dafür, dass alles nach Plan verläuft: Die Giftspinne sitzt im Herz des Feindes und spinnt von dort aus, wo sie keiner vermutet, ihr todbringendes Netz -? «
    Julian sah, dass die Letzten seiner so wild und bunt Zusammengewürfelten Streitmacht Beaufort verlassen hatten. Er grüßte hinauf zu seinem Weibe.
    »Terez de Foix«, sagte er mit Bestimmtheit, »Ihr reitet an meiner Seite, und unterwegs spinnen wir Euren Vorschlag weiter: Entweder überleben wir Euren Wahnwitz nicht, keiner von uns beiden!«, setzte er drohend hinzu. »Oder Ihr seid danach ein reicher mächtiger Mann, Herr auf Beaufort!« Er lachte auf. »Denn ich werde den Templern das Gold vor die Füße kippen und mir mein Sidon wieder nehmen!«
    Die einsamen Reiter bewegten sich in lang gezogener Kette durch das felsige Gelände. Vorneweg der Trencavel, danach Guy de Muret, der dicke Pons, dann die Hilfstruppe aus Beaufort und sozusagen als Nachhut David der einarmige Templer. Die Hitze und die dünne Höhenluft machten ihnen schwer zu schaffen, sie hielten die Köpfe gesenkt - zu sehen gab es nichts, aber Roc hatte verboten, die Helme abzunehmen. Hinter jedem Felsvorsprung konnte der Feind lauern, der sie längst erblickt hatte und nur noch den richtigen Augenblick abwartete, um sie in einem Pfeilhagel abzuschießen wie die Hasen. Doch nichts dergleichen ereignete sich, jedes Mal, wenn sie wieder eine Kammhöhe erreicht hatten und ihre Blicke aufmerksam hinab ins Tal schickten, jede Schlucht abtasteten, jede Tiefeingeschnittene Klamm, fanden sie nur vertrocknete Flussbetten und verdorrtes Gestrüpp: von der Karawane und der eskortierten Sänfte keine Spur. Sie trafen überhaupt niemanden an in dieser Einöde, und so konnten sie auch niemanden nach den Gesuchten befragen. Dafür sahen sie endlich die Burg. Qal'at Subeibe erhob sich plötzlich ihnen gegenüber auf einem Bergrücken, ganz so wie Herr Julian es Roc mithilfe der Hirten beschrie-376
    ben hatte. Aber nicht einmal jetzt regte sich Leben auf den Mauern. Sie stiegen vorsichtig, immer auf Deckung bedacht, nacheinander einzeln hinab ins Tal. Auch dort hielten sie auf Sichtweite Abstand zueinander, um für ein sie beobachtendes Auge keine erkennbare Gruppe zu bilden. Sie ließen sich von ihren Pferden gleiten und wählten auf Anraten ihrer mitgegebenen Führer den weitaus steilsten Aufstieg durch die

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