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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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der Spitze des Zuges ritten, waren womöglich die besten Weggefährten für jemanden wie ihn, sie hatten den Verlust ihrer Weiber weggesteckt, so wie er es insgeheim von ihnen erwartet hatte - Liebe kommt, Liebe geht!
    Roc ließ Baitschu, der die ganze Zeit stolz neben ihm getrabt war, in der Obhut seiner ihnen nachfolgenden mongolischen Eskorte zurück. Dem musste sich der Knabe fügen, und der Trencavel schloss auf zu Terez, Guy und Pons. Sie drängten ihn nicht, sich mit Kitbogha zu vereinen, sie fragten nicht einmal, was denn nun seine Pläne seien, sie respektierten ihn als den Anführer, erwarteten nichts und waren zu allem bereit.
    Yves der Bretone hatte darauf bestanden, eine letzte Rast einzulegen, als der hagere alte Templer, der seinen Namen nicht preisgab, ihn hatte wissen lassen, dass sie jetzt bald das Ziel ihres mühseligen Marsches erreicht haben würden, Safed, die Ordensburg, die den See Genezareth überblickte und auch die Furt durch den Jordan bewachte. Der Trupp der Ritter mit der Sänfte näherte sich ihr, von der Meeresbucht zwischen Akkon und Haifa kommend, durch die hügelige Berglandschaft, die ihnen auch die Sicht auf das breite Jordantal verwehrte. Der Weg, den sie jetzt einschlagen mussten, an dessen Ende sich Safed erheben sollte, folgte, in tiefeingeschnittener Schlucht, einem nur im Winter Wasser führenden Gebirgsfluss. Der Groß-Prior hatte gehofft, mit seiner Ankündigung zu erreichen, dass sie jetzt, unter Aufbietung aller Kräfte, bis ins Ziel durchhalten würden, doch Yves nahm den erzwungenen Aufent-468
    halt als seine letzte Chance, die Ankunft zu verzögern. Einmal auf der Burg, das war ihm klar, würde er sich dem Diktat des Ordens fügen müssen - und das würde nie und nimmer so ausfallen, wie er sich die Erfüllung seiner Aufgabe, seiner Pflicht vorstellte. Sie würden ihm die Aufsicht über Yeza entziehen, sich zwischen ihn und die Prinzessin stellen. Hier war es das letzte Mal, dass er das Sagen hatte. Also hatte er die zwischen Schlaf und Ohnmacht Schwebende aus der Sänfte gehoben und - wie immer - auf der Decke gebettet, die Wirkung der Tropfen hielt noch an, sodass er ihr vorerst keinen weiteren >Heiltrank< einflößen musste.
    Der hagere alte Templer, der nach Yves' Einschätzung nur um Yezas willen an dieser Reise teilnahm - sicherlich im Auftrag der Grande Maitresse -, winkte den Bretonen beiseite. »Es macht keinen Sinn, Bruder Yves«, krächzte er mit geflüsterter Stimme, womit er sich als - sicher ranghohes - Mitglied der geheimen conjrater-nitas zu erkennen gab, der auch der Bretone angehörte, »dass Ihr Euch weiterhin gegen den Ratschluss stemmt und darauf besteht, die Prinzessin in eine Sicherheit zu verbringen, die keine wirkliche Sicherheit ist - ein Vorhaben, von dem selbst die Mongolen inzwischen wieder abgerückt sind.« Yves hörte sich den Vortrag des Alten an, aber seine Ohren waren verschlossen. Er tat seine ablehnende Haltung auch nicht durch eine wie auch immer geartete Erwiderung kund. »Das Königliche Paar kann nicht »aufbewahrt werden wie eine verderbliche Frucht im Eis«, fuhr der hagere Templer deswegen unbeirrt fort. »Es muss seine Erfüllung jetzt und hier erfahren -«
    Diese Aussage brachte den Bretonen nun doch dazu, seine Deckung zu verlassen, und zwar zornig. »Angesichts der bevorstehenden Auseinandersetzung könnte das ihren Tod bedeuten!«
    Der Alte sah ihn an, ohne die Spur der geringsten Betroffenheit. »Der leibliche Tod des Königlichen Paares ist womöglich der Idee jenes alles umfassenden, alle Konflikte ausgleichenden Königtums wesentlich hilfreicher als eine schwache Herrschaft völlig überforderter Lebewesen!« Yves war wie vor den Kopf geschlagen, was der Hagere dazu benutzte, etwas wie ein Einlenken zu zeigen. »Der Große Plan sollte - aus Gründen der Legitimation - der heili-469
    gen königlichen Blutslinie folgen, aber er muss nicht!« Sein leiser, krächzender Tonfall zog den Bretonen ins Vertrauen. »Wenn dem jetzigen Königspaar keine Nachkommen beschieden sein sollten, dann ist die Weitergabe der unsichtbaren Krone auch als Erbe des Geistes vorstellbar. Der Gral kann sich in jeder Form, in noch so manchen Menschenwesen, auf dieser Erde manifestieren - «
    Yves fühlte sich von dieser fast konspirativen Eröffnung des Alten unangenehm berührt. Was wusste er, wie weit die Vollmachten gerade dieses merkwürdigen Templers gingen, was wusste er überhaupt von dem Großen Plan? Der Bretone raffte sich zu einer

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