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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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hintertrieben hätte, sich zur größten Gefahr für sein Heer auswachsen, zumal man sich weit entfernt vom eigenen Territorium und Nachschub befände. Denn im Gegensatz zu den Mongolen verfügten die Kreuzfahrerstaaten, die italienischen Seerepubliken und die Orden über ansehnliche, kampferprobte Flottenverbände, die mehrfach den Ägyptern ihre Überlegenheit und ihre Vormachtstellung auf dem gesamten Mittelmeer bewiesen hätten. Auch zu Lande, wo sich eine solche kriegerische Auseinandersetzung abspielen würde, kannten sich die Franken bestens aus und konnten auf ihre starken Burgen zurückgreifen. Der düpierte Baibars schluckte seinen Ärger hinunter -
    vergessen würde er die Zurückweisung nicht!
    Als hätten die Herren der Stadt derart gefährliche Gedankenspiele gerochen, schränkten sie am nächsten Tag die Anzahl der zu ihren Märkten zugelassenen Besucher gewaltig ein, sodass sich nie mehr als eine überschaubare Menge Fremder innerhalb der Mauern aufhielt. Als Qutuz von dieser Maßnahme vernahm, schickte er Baibars nochmals zum Bailli Gottfried von Sargines, um ihm zu versichern, dass der Sultan hoch erfreut über das bisherige Zusammenwirken sei und man sich gern erkenntlich zeigen wolle, indem den Franken sämtliche erbeuteten Pferde zu herabgesetzten Preisen angeboten würden.
    Sultan Qutuz hatte bereits der Vorhut unter dem Emir Baibars den Befehl gegeben, sich marschierbereit zu halten, als Spione meldeten, das mongolische Heer habe nach Durchquerung der Jakobsfurt Halt gemacht. Diese Nachricht beunruhigte die Mamelucken gewaltig. Baibars drängte darauf, in einem nächtlichen Eilmarsch bis nach Nazareth vorzustoßen. Sie überlegten noch, als eine neue Meldung eintraf, Kitbogha habe sein Lager abgebrochen und bewege sich, an den Hörnern von Hattin vorbei, auf das am See gelegene Tiberias zu.
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    In der Tat hatte der Oberkommandierende des mongolischen Heeres sich entschlossen, nicht länger auf Sundchak zu warten, sondern ihm Boten geschickt, dass der General seine Truppen bis zu dieser Stadt führen solle, um sie dort mit dem Hauptheer zu vereinen. Daraufhin ließ der Sultan die Vorhut losmarschieren und folgte ihr am nächsten Morgen nach.
    Auf diese Weise befand sich sowohl Yeza, eskortiert von Yves und den Templern auf ihrem beschwerlichen Weg ins Landesinnere gen Safed, zwischen den Fronten, als auch vor allem Roc und sein kleiner Haufen, der nicht ahnte, wie dicht hinter ihm bereits der General Sundchak folgte.
    ROC TRENCAVEL hatte eine seltsame Unruhe ergriffen, seitdem er des südwärts ziehenden Heeres der Mongolen ansichtig geworden war. Das war nicht irgendeine zur Erkundung oder Bestrafung ausgesandte Truppe, sondern die Kernmacht der Mongolen, eine schwerwiegende Entscheidung, denn das Ziel konnte nur Jerusalem - oder noch Größeres sein. Was hatte Kitbogha zu einem solchen Schritt veranlasst, nachdem er wochenlang sich mit Damaskus begnügt hatte? Irgendetwas bewog Roc, sich mit dem Zusammentreffen nicht zu beeilen, es war ihm durchaus bewusst, dass er versuchte, der Wahrheit auszuweichen. Entweder er traf Yeza dort im Lager der Mongolen an -was er herbeisehnte, aber auch fürchtete. Die von vielen betriebene und von noch mehr Kräften hintertriebene Zusammenführung des Königlichen Paares würde ihrer beider Schicksal besiegeln, die mongolische Führung würde sie nicht wieder auslassen. Auf Gedeih und Verderben wären sie ihrem Machtwort ausgeliefert, würden auf ihren Thron gesetzt, eine Vorstellung, die Rog mehr und mehr unheimlich ankam, also ob unter seinem Sitz die Feuer der Hölle glühten - oder der Eishauch des Todes ihn und Yeza erfassen könnte!
    Gemäß seines unsteten Wesens wollte sich Rog Trencavel bis zuletzt die Möglichkeit offen halten, Yeza zu finden - oder auch nicht! Solange er unerkannt seines Weges zog, mit dem Gedan-467
    ken spielen konnte, seine Prinzessin sei in der Hand der Templer und die Entscheidung, ob er sie befreite, als strahlender Held rettete, als Liebender umarmte, sich mit ihr in sein Glück stürzte und die Erfüllung seines Lebens fand, läge einzig und allein bei ihm, musste er sich nicht festlegen! Natürlich liebte er Yeza, über alles in der Welt! Aber das große Abenteuer, deuchte ihn, würde nur andauern, wenn er jeder Bindung aus dem Wege ging, sich allem, was von ihm erwartet wurde, nicht stellte, keine Verantwortung übernahm, der Liebe keine Macht über sein Herz einräumte -
    Seine drei Okzitanier, die einträchtig vor ihm an

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