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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Paradies, sein riesiges Schwert vor sich in den Boden gerammt, hielt er über seiner Schutzbefohlenen Wacht. Doch ihn suchten die Rache heischenden flackernden Augen des Trencavel! Yeza sah Roc, ihren Geliebten und törichten Helden. Sie sah ihn wie eine Ertrunkene durch klares dickes Eis eines zugefrorenen Sees. Mit keinem Wimpernschlag konnte sie das Missverständnis noch aufhalten. Es fielen keine Worte mehr, nur das Kreischen von Stahl gegen Stahl und das Fauchen der Schwerter klang in den Ohren.
    Der kleine dicke Pons brüllte: »Für Yeza Esclarmunde!«, und rannte gegen die Templer an. Der fröhliche Graf von Tarascon starb mit dem Namen seiner Herrin auf den Lippen. Guy de Muret hatte den tödlichen Stoß nicht mehr hindern können, sein Hieb trennte dem Tempelritter den Schwertarm glatt von der Beuge. Guy schaute einen Augenblick zu lang auf das Bild vom Schwert im Herzen seines Freundes, der Knauf noch umklammert von der Hand des Templers - dass er sich selbst eine Blöße gab und ihm eine Klinge in die Schulter schnitt. Wie ein Berserker schlug er dem Angreifer über den Helm, stach einem zweiten in den Unterleib, bevor ihn ein dritter mit seiner Lanze niederstreckte. Der Trencavel, der seinen Blick nur für die Dauer der Schläge, die er austeilte, von dem zwischen ihm und Yeza stehenden Yves abwandte, sah den Stoß nicht kommen, Terez sprang ihm bei und stieß dem Templer die Spitze seines Schwertes zwischen Harnisch und Brünne, doch das nutzte ein anderer, hackte dem Grafen von Foix in die Kniekehle, Terez fiel vornüber, der Ritter holte aus zum Fangstoß ins Genick, da fuhr ihm ein Pfeil in die Brust, und er stürzte über sein Opfer. Roc dreh-472
    te - seine Waffe im Rundschlag kreisen lassend - sich nur kurz um nach Baitschu: Der eiserne Ring seiner mongolischen Eskorte ließ den Knaben nicht aus, aber sie begannen mit Pfeil und Bogen gezielt in den Kampf einzugreifen, denn mehr und mehr Ordensritter zerrten wütend an den tückischen Geschossen, die sich in ihrem Fleisch verhakt hatten. Die kurze Ablenkung - die Templer stürmten auf der Stelle gegen den neuen Feind, eine Lücke - nutzte Roc, um tollkühn dem Bretonen vors breite Schwert zu springen. Yves zog die Waffe eher zurück, als dass er sie gegen den Trencavel erhob. Rogs Blick war auf das wachsbleiche Gesicht Yezas gefallen.
    Er sah in ihre weit aufgerissenen Sternenaugen. Einmal noch sollte sie ihn sehen!
    »Stellt Euch, Bretone!«, keuchte er dem Zurückweichenden entgegen, der abwehrend seine breite Klinge Roc entgegenhielt.
    »Macht Euch nicht unglücklich, Trencavel!«
    Hasserfüllt und unbedacht unterlief der die messerscharfe Schneide mit geschickter Finte, sein eigenes Schwert zielte auf das Gekröse des Bretonen, Yves riss schützend sein Knie hoch, Rocs Klinge fuhr ihm mit raschem Schnitt über das Handgelenk, das schwere Richtschwert senkte sich unerbittlich gegen die Halsbeuge des Vorwärtsstürmenden.
    »Sie lebt!«, beschwor ihn Yves vor Schmerzen stöhnend, er konnte das Gewicht des Eisens nicht länger halten.
    Sehenden Auges, doch ohne ein Gefühl der Verwundung nahm Yeza wahr, wie Rog sich selbst immer tiefer in den Hals schnitt - ihr Todeskuss überdeckte den Moment, in dem er willigen Muts die eigene Lebensader durchtrennte. Sein Kopf fiel zur Seite, sein Blut ergoss sich über ihren Leib, als er auf Yeza sank. Yves hatte seinen Zweihänder fahren lassen, versuchte den tödlich Verwundeten aufzufangen, er entglitt seinen Händen.
    Mit spitzem Schrei hatte sich Baitschu seinen Bewachern entwunden, war den gegen sie andrängenden Templern durch die Beine geschlüpft und hob seinen Dolch trotzig gegen Yves.
    »Warum hast du -!?«, stammelte er weinend, da hatten die blutigen Arme des Bretonen ihn schon umfangen und schützend an sich gerissen, denn einer der Templer mochte auch dem Knaben die Flucht nicht gönnen und war ihm nachgesetzt. Die zahlenmäßig
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    überlegene mongolische Eskorte Baitschus hatte die Templer - außer sich vor Wut - in Stücke gehackt, bis auf den letzten Mann. Doch mehr als die Hälfte aller Ordensritter bedeckte die Walstatt -
    Yves' Blick ging in das Land, hing verloren zwischen den Hügeln. Er sah den Karren herankommen, den gleichen hochrädrigen Karren, der ihm schon begegnet war, als er einst zum Heer der Mongolen stieß. Das Gefährt schwankte - genauso wie damals trug es auf dem emporragenden Gestell den vergoldeten Thron, umgeben von dem käfigartigen Gitter - Schutz und Gefängnis

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