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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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störenden Knüppel, der ihnen zwischen die Füße geraten. Die Waffe schlitterte über den Kelim und blieb vor Yeza liegen.
    Sie rührte sich nicht, auch nicht, als die beiden Seldschukenprinzen sich wieder anfielen wie wilde Tiere. Das Geschehen auf dem Teppich betraf sie nicht mehr, das war jetzt eine Sache der djinn. Hingegen brachte es die unerfreuliche Situation mit sich, dass Yeza sich gegen ihren starken Willen in das Dilemma des unglücklichen Fechtmeisters hineinzuversetzen
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    begann. Aus dem ungewollten Mitgefühl erwuchs ihr unmerklich Zutrauen zu diesem zur Machtlosigkeit verdammten Mann. Der Kummer in seinen Augen, der zusammengekrümmte Rücken verrieten ihr, wie sehr der Lehrer darunter litt, dass die prinzlichen Brüder alles, was er ihnen seit Kindsbeinen beigebracht, jetzt dazu benutzten, sich gegenseitig umzubringen. Natürlich hätte er eingreifen, sich über seine Stellung als Diener und Untertan hinwegsetzen und mit der erwiesenen Überlegenheit seiner Fechtkunst wenigstens für diesmal das Schlimmste verhindern können, aber die Abfuhr, die Demütigung, die Alp-Kilidsch ebenso wie Kaikaus ihm hatten zuteil werden lassen, hielten ihn nun zurück. Es war, als hätte eine Lähmung Rhaban befallen, und Yeza, die ebenso gut schlichtend, die aufgeheizten Gemüter besänftigend, vermocht hätte, sich als Friedenskönigin zu bewähren, sie wusste, dass es der Kelim war, der das Böse wollte. Nachdem die Prinzen sich der Obhut, und damit der Aufsicht ihres Meisters entledigt hatten, fielen mit den Hemmungen jetzt auch die Regeln ritterlichen Kampfes. Blindlings rückwärts geschlagen, zog die Klinge Alp-Kilidschs einen feinen roten Strich quer über den Hals des Kaikaus, sofort quoll pulsierend das Blut aus der verletzten Schlagader. Instinktiv ließ sich Kaikaus nach vorne fallen, als suche er die Arme seines Bruders, dessen nächster schwungvoller Hieb so über ihn hinwegsauste. Kaikaus fiel vor ihm auf die Knie, Alp-Kilidsch stolperte über das Hindernis, seine Augen weiteten sich im grenzenlosen Erstaunen, als sich die Schneide des brüderlichen Scimtars in seine Weichteile fraß. Kaikaus hielt den Griff fest umklammert, bis der eigene heftige Blutverlust ihm schnell hintereinander Kraft und Bewusstsein raubte. Im Sterben schienen sich die Brüder noch einmal zu umarmen, dann bettete der Tod sie - unversöhnlich Kopf an Fuß - Seite an Seite auf dem Kelim.
    DER >SAAL DER NORMANNEN< auf der Burg der Fürsten von Antioch war von schmuckloser Nüchternheit.
    Es gab zwar zu beiden Seiten unter den hohen Fenstern Festgemauerte Steinbänke vor langen Eichen-158
    tischen, die einzigen beweglichen Sitzgelegenheiten jedoch waren die lehnenlosen Hocker auf dem Podest rund um den marmornen Thron. Auf solch kargen Schemeln saßen im vertrauten Gespräch der junge Fürst und sein Schwiegervater, der König von Armenien. Es wäre Bohemund äußerst unangenehm gewesen, gegenüber dem wesentlich älteren Hethum einen erhöhten Platz einzunehmen. Dessen Gefolge und die Hofleute des Fürsten standen in Gruppen verteilt in der großen Halle. Eben war Fürstin Sybille, die Ehefrau Bohemunds und Tochter Hethums, mit ihren Damen aus dem Raum gerauscht, nachdem sie ihren Ärger kundgetan hatte, dass ihr
    »Retter«, der edle Ritter Roc Trencavel, noch immer nicht gebührend bei Hofe empfangen und für seine großherzige Tat bedankt worden sei. Die Schuld hieran trage ganz offensichtlich ihr Herr Vater, während Bohemund vorzuwerfen sei, dass er sich - wie immer - nicht entscheiden könne, ihre Partei zu ergreifen!
    »Retter vor wem?!«, mokierte sich König Hethum hinter dem Rücken seiner erbosten Tochter. »Mir ist aus ihrer verworrenen Schilderung der angeblichen >Heldentat< nicht die geringste feindselige Handlung seitens der Mongolen ersichtlich geworden!«
    »Roc Trencavel ist mir lieb wie ein Bruder«, lehnte sich prompt Bohemund gegen den alten Ränkeschmied auf, der aus seinem Misstrauen über das Auftauchen des Trencavels in Antioch, seiner Ablehnung des Königlichen Paares wenig Hehl machte.
    »Hergelaufener Abenteurer!«, schnaubte er verächtlich. »Bestenfalls eine Schachfigur in einem undurchsichtigen Spiel!« König Hethum legte seine beringte Hand väterlich auf das Knie Bohemunds. »Euer Fürstentum ist für diesen Trencavel verlockend wie Honig für einen jungen Bären!«, belehrte er den Jüngeren. »In Jerusalem ist dieser als >König< deklarierte Springer mit seinen Ambitionen gescheitert, in

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