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Der Kelim der Prinzessin

Der Kelim der Prinzessin

Titel: Der Kelim der Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Berling
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Silhouetten gegen den Widerschein des langsam niederbrennenden Lagerfeuers sehen. Die übrigen Ritter hatten sich schlafen gelegt.
    Es waren gewiss die aufreizenden Ornamente dieses Teppichs der Unzucht, die mich nach einem Weib verlangen ließen, oder der Umstand, dass unweit von mir ich die verschlungenen Leiber des Roten Falken und der Saratz wahrnehmen konnte, wenn auch unter einer alles verhüllenden Decke. Sich die fleischliche Vereinigung mit einer Frau vorzustellen, die gerade ein anderer befriedigt, verschafft zwar wohlfeile Lust, taugt aber wenig zu Wachträumen mit offenem Ausgang - höchstens zu einem feuchten! So steigerte
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    ich mich beim Anblick der schlanken Rückenpartie der Berenice in Phantasien ganz anderer Art. Schon die Tatsache, dass sie zwischen zwei Männern saß, ihrem eigenen und dem Trencavel, erhöhte den Anreiz, mich ihr heimlich zu nähern, ungemein, konnte ich mir doch vorstellen, dass sie mir ihr Hinterteil im geheimen Einverständnis hinschob, ohne dass die anderen es spitzkriegten. Es war vor allem die Idee ihrer biegsamen Taille, übergehend in die straffe Wölbung ihres Bauches, keusch das dunkle Dreieck zwischen harten Schenkeln verbergend. Ich vermochte mir nicht vorzustellen, dass Terez sein Weib ähnlich aufreizend empfand - was verband die beiden so Ungleichen, was hatte Berenice noch darüber hinaus zu bieten, das sie so fest zusammenschmiedete? Dabei hatte ich sie in Verdacht, dass sie heimlich den Trencavel verehrte, der sich aber aus ihr nichts machte, denn einem Vergleich mit Yeza vermochte sie wohl kaum standzuhalten! Yezaü Allein schon der beschämend oft und jetzt plötzlich wieder aufkommende, sträflich sündige Gedanke an den Leib der Prinzessin verbot sich mir ja wohl absolut! Absolutissime! Ich durfte meinem Klopfspecht, diesem elenden Verräter, derlei Sinnen nicht durchgehen lassen! Nicht einmal im Traume! Ich wälzte mich auf den Bauch und erstickte die böse Geilheit. Da war es allemal besser, sich an das sublimierende Wesen-Spiel zu halten!
    Hätte Roc Trencavel mitgespielt, wäre es ihm - da war ich mir sicher - zugefallen, im Zeichen des Jupiter zu stehen, als Fürst und als Despot. Doch er zeigte dem Wesen-Spiel bislang die kalte Schulter.
    Der dicke Pons von Tarascon hingegen warf sich mit Inbrunst auf alles, was ihm ansonsten versagt blieb, auf Mars, den großen Krieger, und auf Frau Venus, doch heraus kamen nur die Unbillen eines unsteten
    Soldatenlebens und billige Hurerei. Hier in der Wüste nicht einmal das!
    Guy, der ehemalige Dominikaner, schlug sich wider mein Erwarten betont wacker in den festen und
    unerschütterlichen Dominanzen des klassischen Herrscherpaares Sonne und Mond. Zusätzlich zum in sich ruhenden Sitzenden Drachen hatte er sich sowohl den Priester der heiligen Flamme als auch sein Pendant, die Pries-228
    terin der Quelle, erwählt, beides Zeichen von Schöpferkraft wie auch der Macht der Phantasie. Guy de Muret ging auffällig still und bedächtig zu Werke, als wollte er mich, der ich immer noch an seiner Zuverlässigkeit zweifelte, eines Besseren belehren. Diese mir vorgegaukelte Seriosität vergrößerte indes meinen Argwohn gegenüber einem, der so mir nichts, dir nichts seine Mönchskutte abgestreift hatte und in einen weltlichen Ritterharnisch geschlüpft war! Es ging ja auch weniger darum, mich ob der Attacke auf meine Chronik zu versöhnen, als um den Beweis seiner Loyalität gegenüber Roc Trencavel, dem Königlichen Paar insgesamt.
    Die Unterbrechung, die das Spiel erfuhr, musste gegen Mitternacht erfolgt sein. Mir war es nicht gelungen, mich wach zu halten, denn ich hörte zwar deutlich die Stimmen der Spieler, sah aber nicht ihre Züge - das ermüdet auf die Dauer!
    Ich fuhr auf, weil neben mir ein Reiter rücksichtslos sein Kamel auf den Teppich trampeln ließ. Auch die Spieler brachten ihre Empörung lautstark zum Ausdruck, David der Templer fuhr den späten Gast barsch an, sich auf der Stelle zu entfernen, doch der ließ sein Tier auf dem Kelim niederknien und stieg ab, ohne sich um die Proteste zu kümmern. Es war Ali, der zurückgekehrt war. Da ihn keiner fragte, wo er abgeblieben war, trat er trotzig in den Kreis der Öllichter und verlangte sogleich wieder mitzuspielen, als wäre das sein angestammtes Recht. Die beiden Okzitanier waren verunsichert, doch der einarmige Templer widersetzte sich.
    »Stellt Euch erst mal unserem Herrn Roc Trencavel vor!«, befahl er dem Unverschämten kühl. »Der entscheidet, ob

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