Der Keller
seinen rechten Unterschenkel gebunden hatte. Das Messer hatte er erst an diesem Tag in einem Sportwarengeschäft gekauft.
Er schaltete das Licht ein, durchquerte das Wohnzimmer und ging rasch durch einen schmalen Korridor. Der Raum zu seiner
Linken - höchstwahrscheinlich Sandys Zimmer - war verlassen. Genau wie das Zimmer rechts von ihm. Er öffnete die Kleiderschränke und stellte fest, dass fast alle Kleiderbügel leer waren.
Verdammt!
Er rannte aus der Wohnung, die Treppe hinunter und durch den Hinterausgang auf eine Seitenstraße. Gegenüber befand sich eine Reihe Garagen. Hinter der letzten Garage entdeckte er ein Gartentor. Er drückte es auf und folgte dem Gehweg, der an einer der Mietskasernen entlangführte, bevor er wieder in die Straße mündete.
Keine Autos in Sicht.
Er überquerte die Straße.
Dieser Straßenblock bestand aus Einfamilienhäusern. Das war viel besser. Er versteckte sich hinter einem Baum und wartete, bis ein Auto vorübergefahren war. Dann schritt er zügig den Gehweg entlang und überprüfte jedes einzelne Haus.
Ein kleines Stuckhaus mit dunklen Fenstern schien ihm am vielversprechendsten zu sein. Und das nicht, weil kein Licht brannte, sondern wegen des Mädchenfahrrads, das er im Vorgarten entdeckt hatte.
Wie leichtsinnig, es einfach dort liegen zu lassen.
Als ob dieser lächerliche Gartenzaun einen Dieb abhalten könnte.
Roy griff über den Zaun und schob vorsichtig den Riegel des Gartentors zur Seite. Es quietschte, als er es öffnete. Behutsam schloss er es wieder und lief zur Veranda. Es gab keinen Türspion, was die Sache nur noch einfacher machte.
Er klopfte schnell und fest gegen die Tür, wartete ein paar Sekunden und klopfte erneut dreimal.
Im Wohnzimmer ging das Licht an.
»Wer ist da?«, fragte ein Mann.
»Polizei.« Roy trat einen Schritt zurück und kauerte sich neben die Tür.
»Was ist los?«
»Wir müssen das Viertel evakuieren.«
»Was?«
»Wir müssen evakuieren. Eine Gashauptleitung ist leckgeschlagen.«
Die Tür öffnete sich.
Roy sprang los. Die Türkette spannte sich und riss aus ihrer Verankerung, die Tür selbst prallte gegen den Mann und warf ihn hinterrücks um. Schon war Roy über ihm, hielt ihm den Mund zu und rammte ihm das Messer in die Kehle.
»Marv?«, rief eine Frau. »Was ist da draußen los?«
Roy schloss die Haustür.
»Marv?« Furcht lag in ihrer Stimme. »Marv, ist alles in Ordnung?«
Als er das Surren einer Wählscheibe hörte, rannte er in den Flur, an dessen Ende Licht durch eine geöffnete Tür fiel. Ein Mädchen trat aus einem dunklen Zimmer, starrte ihn an und keuchte erschreckt auf. Roy packte es an den Haaren.
»Mami«, rief Roy. »Leg auf, oder ich schlitze deiner Tochter die Kehle auf.«
»Herr im Himmel!«
»Ich kann nichts hören.« Er zerrte an ihrem Haar, bis das Mädchen aufkreischte.
Der Telefonapparat klapperte. »Ich habe aufgelegt! Haben Sie gehört? Ich habe aufgelegt!«
Grob drehte Roy das Mädchen herum, indem er an einem Haarbüschel zog. »Los«, sagte er. Mit der Messerklinge an ihrer Kehle betrat er das Schlafzimmer am Ende des Flurs.
Die Frau stand starr vor Schreck und zitternd neben dem Bett. Sie trug ein weißes Nachthemd und hatte die Arme vor der Brust verschränkt, als würde sie frieren.
»Was … was haben Sie mit Marv gemacht?«
»Dem geht’s gut.«
Ihre Augen wanderten zur Hand, in der Roy das Messer hielt. Die Hand glänzte blutrot. »Okay, das war gelogen«, sagte er.
»Herr im Himmel! Gütiger Gott!«
»Ruhe.«
»Sie haben ihn umgebracht!«
»Ruhe!«
»Sie haben meinen Marv getötet!«
Unsanft stieß er das Mädchen auf das Bett und eilte auf die hysterische Frau zu. Sie hatte den Mund weit geöffnet und wollte gerade losschreien, als er ihr Nachthemd packte, sie zu sich zog und ihr das Messer in den Bauch jagte. Verzweifelt schnappte sie nach Luft. »Hältst du jetzt die Schnauze?«, fragte Roy und stieß noch einmal zu.
Sie krümmte sich zusammen, presste die Arme gegen den Bauch und fiel vornüber.
Das Mädchen auf dem Bett rührte sich nicht. Es starrte ihn einfach nur an.
»Also, du willst doch nicht auch noch erstochen werden, oder?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf, zitterte und sah aus, als würde sie jeden Moment zu schreien anfangen.
Roy sah an sich herab. Sein Hemd und seine Hose waren mit Blut durchtränkt. »Ganz schöne Schweinerei.«
Sie sagte nichts.
»Wie heißt du?«
»Joni.«
»Joni, wie alt bist du?«
»Bald zehn.«
»Warum hilfst
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