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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Fernsehgerät an. Er zappte durch die Kanäle, bis er bei Der Bankraub, einem Klassiker mit W.C. Fields, hängenblieb. Der Film musste um Mitternacht angefangen haben. Er holte eine Dose Bier und Erdnüsse aus der Küche und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Als er die Erdnussdose öffnen wollte, bemerkte er, dass seine Hände zitterten.
    Und sie zitterten niemals, wenn er einen Job zu erledigen hatte.
    Judgment Rucker hat Eier aus Stahl.
    Wenn sie ihn jetzt sehen würden.
    Das lag alles nur an diesen verdammten Albträumen.
    Sie würden vorübergehen. Wie immer. Es war nur eine Frage der Zeit.
    Schau dir den Film an.
    Er versuchte es.
    Als er das Bier ausgetrunken hatte, ging er in die Küche, um sich ein frisches zu holen. Er öffnete es und sah aus dem Fenster. Das Mondlicht zeichnete einen silbernen Pfad auf die Oberfläche des Meeres.
    Auf der anderen Seite der Bucht waren die Hügel über Sausalito unter einer schneeweißen Nebelbank verborgen. Auch die Golden Gate Bridge war in Nebel gehüllt. Nur das rote Blinklicht auf der
    Spitze des nördlichen Turms war zu erkennen. Die Sicht auf den anderen Turm wurde von Belvedere Island verdeckt. Er lauschte dem tiefen Ächzen eines Nebelhorns, dann trug er das Bier ins Wohnzimmer hinüber.
    Er wollte sich gerade setzen, als der heisere, erschrockene Schrei eines Mannes die Stille durchbrach.

    2

    Jud lauschte an der Tür von Appartement 315 und konnte das schnelle Atmen eines Mannes hören. Jud klopfte leise.
    Am Ende des Korridors spähte eine Frau mit Lockenwicklern im Haar aus der Tür. »Geben Sie Ruhe, ja? Wenn Sie nicht aufhören, werde ich die Polizei rufen. Wissen Sie eigentlich, wie spät es ist?« Jud warf ihr ein Lächeln zu. »Ja«, sagte er. Der Ärger verschwand aus ihrem Gesicht und machte einem zögernden Lächeln Platz. »Sie sind der neue Mieter, nicht wahr? Wohnen Sie nicht in 308? Ich bin Sally Leonard.« »Gehen Sie wieder schlafen, Miss Leonard.« »Stimmt etwas mit Larry nicht?« »Ich kümmere mich darum.«
    Sally lächelte noch immer, als sie sich wieder in ihre Wohnung zurückzog und die Tür schloss. Jud klopfte noch einmal. »Wer ist da?«, fragte ein Mann durch die Tür. »Ich habe einen Schrei gehört.« »Tut mir leid. Habe ich Sie geweckt?« »Ich war noch wach. Wer hat geschrien?« »Ich. Das war nichts. Nur ein Albtraum.« »Und das nennen Sie nichts?«
    Jud hörte, wie die Türkette gelöst wurde. Ein Mann in gestreiftem
    Pyjama öffnete ihm. »Das klingt ganz so, als würden Sie sich mit Albträumen auskennen«, sagte er. Obwohl sein vom Schlaf zerzaustes Haar so weiß wie der Nebel war, konnte er nicht älter als vierzig sein. »Ich heiße Lawrence Maywood Usher.« Er streckte Jud die Hand hin. Sie war knochig und verschwitzt. Sein Händedruck war von erstaunlicher Kraftlosigkeit.
    »Ich bin Jud Rucker«, sagte Jud und betrat die Wohnung.
    Der Mann schloss die Tür. »Also, Judson …«
    »Mein Name ist Judgment.«
    Larry sah auf. »Das ist ein ungewöhnlicher Name. Biblischen Ursprungs?«
    »Mein Vater ist baptistischer Prediger.«
    »Judgment Rucker. Faszinierend. Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten, Judgment?«
    Er dachte an die geöffnete Dose Hamms in seinem Appartement. Egal, er konnte das Bier genauso gut morgen zum Kochen verwenden. »Klar. Einen Kaffee könnte ich jetzt gebrauchen.«
    »Sind Sie ein Feinschmecker?«
    »Nicht unbedingt.«
    »Na ja, macht nichts. Er wird Ihnen trotzdem schmecken. Haben Sie schon einmal jamaikanischen Blue Mountain probiert?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Tja, dann sollten Sie die Gelegenheit beim Schopf packen.«
    Jud grinste. Die plötzliche Lebhaftigkeit des Mannes, der soeben noch vor Angst geschrien hatte, überraschte ihn.
    »Kommen Sie mit in die Küche?«
    »Sicher.«
    Larry öffnete eine kleine braune Tüte und hielt sie Jud hin. Jud roch das starke Kaffeearoma. »Gut«, sagte er.
    »Das will ich auch meinen. Es ist der beste Kaffee der Welt. Was machen Sie beruflich, Judgment?«
    »Ich bin im Baugewerbe«, sagte er. Das war die übliche Story, die er zur Tarnung benutzte.
    »Ach?«
    »Ich arbeite bei den Brecht Brothers.«
    »Klingt nach einer Marke für Hustenbonbons.«
    »Wir bauen Brücken, Kraftwerke und so weiter. Was machen Sie?«
    »Ich bin Lehrer.«
    »An der Highschool?«
    »Gott bewahre! Ich hatte schon vor über zehn Jahren von diesen groben, anmaßenden und fluchenden Jungspunden genug. Nie wieder! Gottbewahre!«
    »Und wen unterrichten Sie dann?«
    »Die Elite.« Er

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