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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Und Sandy dahinter, die beim besten Willen nicht alt genug wirkte, um einen Führerschein besitzen zu dürfen.
    Doch bis zur Dämmerung blieben noch einige Stunden Zeit, als sie einen kleinen, vielversprechenden Feldweg entdeckte. Wie der Eingang zu einer geheimen Goldmine führte er direkt in den finsteren Wald. Sie fragte sich nur, ob er nicht zu eng für den Wohnwagen war.
    Sandy hielt an und fuhr zurück, wobei der Wohnwagen aus der Spur geriet. »Mist«, murmelte sie und rangierte so lange, bis sie in den Feldweg einbiegen konnte.
    Das Auto wurde sofort ordentlich durchgerüttelt, was Lib aus dem Schlaf riss. »Hä?«, fragte sie. »Was ist los?«
    »Ich musste vom Highway runter«, erklärte Sandy.
    Sie fuhr sehr vorsichtig durch den Wald. Äste und Zweige schlugen gegen den Wohnwagen.
    »Er passt gerade so durch«, sagte sie.
    »Hä? Ja.«
    »Ich hatte schon meine Zweifel«, sagte sie.
    »Wo fahren wir hin?«, fragte Lib schlaftrunken.
    »Keine Ahnung. Einfach mal geradeaus. Sieht nach einem guten Versteck aus. Es ist wohl besser, wenn wir uns am helllichten Tag nirgendwo blicken lassen.«
    »Stimmt«, murmelte Lib und stöhnte. »Scheiße. Ich fühle mich, als hätte mich jemand mit einem Baseballschläger vertrimmt.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Während Sandy tiefer in den Wald hineinfuhr, betastete Lib vorsichtig ihre Mundhöhle. Ab und zu zuckte sie vor Schmerz zusammen und nach einiger Zeit fing sie leise an zu weinen.
    »Das wird schon wieder«, sagte Sandy.
    »Scheiße. Es tut so weh. Es tut scheißweh. Und außerdem bin ich jetzt so scheißhässlich, dass mich die Kerle bestimmt nicht mal mehr ansehen wollen. Nicht, dass ich vorher besonders hübsch gewesen wäre.« Sie gab einen seltsamen Grunzlaut von sich.
    Sandy legte eine Hand auf ihr Bein. »Alles wird gut, Libby. Wir besorgen dir neue Zähne, und dann siehst du noch besser aus als vorher.«
    »Wirklich? Okay …« Sie schniefte. »Du hast nicht zufällig irgendwo noch ‘ne Flasche von dem Bourbon rumliegen?«
    »Nein. Tut mir leid.«
    »Ich muss mir irgendwas besorgen. Mir geht’s beschissen.«
    »Ich hab Aspirin im Wohnwagen.«
    »Das könnte helfen.«
    Vor ihnen erschien eine Lichtung. »Einen Augenblick noch«, sagte Sandy, fuhr auf die freie Fläche und parkte den Wagen. »Ich glaube, jetzt sind wir in sicherer Entfernung vom Highway.«
    »Willst du hier bleiben?«
    »Fürs Erste schon.« Sie schaltete den Motor ab, womit auch die Heizung aufhörte, warme Luft in das Wageninnere zu blasen. Bis auf den Wind in den Bäumen und das leise, regelmäßige metallische Knacken des abkühlenden Motors war alles still. »Was meinst du?«
    Lib sah sich um. »Scheißdunkel da draußen.«
    »Umso besser. Jetzt können wir die Leiche loswerden. Hier ist der ideale Ort dafür.«
    Sie stiegen aus.
    »Schlag die Tür nicht so fest zu«, flüsterte Sandy. »Sonst wacht Eric auf.«
    »Schläft der noch?«
    »Bestimmt. Sonst hätte er sich schon längst gemeldet.«
    »Echt?«
    »Aber ja. Der Kleine kann manchmal ziemlich laut werden.«
    Lib ließ die Wagentür leise ins Schloss fallen. »Willst du ihn im Auto lassen?« »Ja. Denke schon.«
    Sandy ging zum Wohnwagen und öffnete die Tür. In der Dunkelheit tastete sie nach der hölzernen Treppe, die sie dort hineingeschoben hatten, aber sie fand sie nicht. Sie war einfach verschwunden.
    »Was ist?«, fragte Lib.
    »Ich geh rein.« Sandy schwang ein Knie auf die Türschwelle und zog sich hinauf.
    »Wo ist die Treppe?«, fragte Lib.
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich weggerutscht. Ich such sie mal.«
    »Okay. Ich bleib hier und halt die Augen offen.«
    »Feigling.«
    »Tja.«
    »Sie muss doch hier irgendwo sein«, murmelte Sandy.
    »Ich brauch die Treppe nicht unbedingt. Ich will nur ein paar Aspirin.«
    »Soll ich die ganze Arbeit allein machen? Komm gefälligst hier rauf.«
    »Dann rutsch du erst mal zur Seite.«
    Sandy krabbelte weiter in den Wohnwagen, bis ihre Hand etwas berührte, das ein Gesicht zu sein schien. Erschrocken zog sie den Arm zurück.
    »Was?«
    »Ich hab Slade gefunden.«
    »Was macht er?«
    »Nicht grade viel.« Sandy biss die Zähne zusammen, ballte die Hand zur Faust und streckte nur einen Zeigefinger aus, mit dem sie sich langsam in die Dunkelheit vortastete.
    Ihre Fingerkuppe berührte etwas Klebriges. Sie drückte sanft darauf. Was konnte das nur sein? Die gewölbte Oberfläche gab leicht nach. Dann strich etwas Federartiges über ihren Finger.
    Wimpern?
    »Igitt!« Sie riss die

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