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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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würde.
    Wenn Dana so etwas sah, hatte sie Lust, ihnen einen saftigen Tritt in den Hintern zu verpassen. Den Eltern und den Kindern.
    Andere dagegen behandelten ihre Kinder wie Schwerverbrecher. Sie erteilten ihnen Befehle, schimpften, zerrten an ihren Armen, versohlten ihnen die kleinen Hintern oder schlugen ihnen auf den Hinterkopf. Als ob das höchste Glück der Erde die Tränen ihrer Kinder wären.
    Dana hätte ebenfalls losheulen können, wenn sie so etwas sah.
    Am liebsten hätte sie diese Eltern ordentlich verprügelt und ihre Kinder fest in die Arme genommen.
    Eine Familie wie diese machte sie richtig glücklich.
    Solche Kinder hätte ich auch gerne, dachte sie.
    Du bekommst die Kinder, die du verdienst.
    Oder gar keine, wenn du deine Karten falsch ausspielst oder einfach nur Pech hast.
    »Gefunden«, verkündete Warren.
    Sie wandte sich um und lächelte ihn an.
    Er stellte ein grünes Plastiktablett auf den Tisch. Das scharfe Bestienwürstchen und die monströsen Chilipommes mit Käse befanden sich in roten, mit Servietten ausgelegten Plastikkörben. Daneben standen zwei Becher mit Kreaturencola.
    »Ist eine davon für dich?«, fragte Dana.
    »Ja. Ich mach mal kurz Pause. Windy hält so lange die Stellung.«
    »Ich hab leider keinen Stuhl hier …«
    »Kein Problem.« Er ging zum Nachbartisch hinüber, an dem ein dicker, bärtiger Mann und eine stämmige Frau saßen. Sie trugen schwarze T-Shirts, Lederhosen und furchterregende Tätowierungen. Offensichtlich waren es Biker.
    Der Tisch bot Platz für vier Personen.
    »Darf ich?«, fragte Warren.
    »Nur zu. Ist n freies Land, Kollege«, sagte der Mann freundlich grinsend.
    »Danke«, sagte Warren und trug den Stuhl zu Danas Tisch.
    »Setz dich und mach’s dir gemütlich, Kollege«, rief ihm der Biker hinterher.
    Er lachte leise. »Ich kenne den Typen überhaupt nicht.«
    »Vielleicht erinnerst du ihn an jemanden?
    »An einen Zellengenossen vielleicht?«
    Sie lachten.
    »Das war gemein«, sagte Dana. »Er scheint doch ein netter Kerl zu sein.« »Das ist er wahrscheinlich auch«, sagte Warren und nahm seine Cola vom Tablett.
    »Das ist das Schöne, wenn man hier arbeitet«, sagte er, während er einen Strohhalm aus der Papierverpackung zog. »Man trifft alle möglichen Leute - und die meisten sind wirklich freundlich. Selbst diejenigen, die aussehen, als wären sie Jünger von Charles Manson.«
    »Du bist auch sehr freundlich«, sagte Dana.
    Mit einem quietschenden Geräusch steckte er den Strohhalm durch den Deckel des Bechers. »Du bist also aus Los Angeles?«
    »Ja, leider«
    »Wieso?« Ohne die Augen von ihr abzuwenden schlürfte er Cola durch den Halm.
    »Du weißt schon«, sagte sie. »Los Angeles, Katastrophenhauptstadt der USA. Unruhen, Erdbeben, Schießereien, Erdrutsche, Waldbrände. Es ist mir richtig peinlich.«
    Warren nickte und beobachtete sie.
    Sie nahm das scharfe Bestienwürstchen mit beiden Händen. Es war knusprig gegrillt und sah sehr lecker aus. Der Duft der mit Zwiebeln und Senf garnierten Wurst ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Doch anstatt hineinzubeißen, redete sie weiter. »Wo ich auch hinkomme - wenn ich sage, dass ich aus L.A. bin, sehen mich die Leute komisch an. Als ob ich nicht ganz dicht wäre, nur, weil ich dort wohne.«
    Warren ließ den Strohhalm aus dem Mund gleiten. »Na, ich werd dich bestimmt nicht komisch ansehen.«
    »Freut mich zu hören«, sagte sie und biss in einen krossen Wurstzipfel.
    »Ich bin aus Santa Monica«, sagte Warren, während sie kaute.
    Ihr fiel die Kinnlade herunter. Schnell schloss sie den Mund wieder und schluckte. »Das ist ja noch schlimmer!«, platzte sie heraus und war froh, dass dabei keine Wurstbröckchen zwischen ihren Lippen hervorschossen.
    Warren lachte kopfschüttelnd. »Das kannst du laut sagen. Das ist wirklich peinlich.«
    »Ich werde es niemandem verraten.«
    »Danke«, sagte er. »Wo in L.A. wohnst du?«
    »In Rancho Park. Und du?«
    »Ich bin in einem Haus auf der Euclid aufgewachsen.«
    »Das ist die dreizehnte Straße, oder?«
    Er lachte. »Wie bescheuert!«
    »Meinst du mich?«
    »Nein, die Leute natürlich. Das treibt mich in den Wahnsinn. Einfach einen Straßennamen ändern, nur weil es die dreizehnte Straße ist? Himmel, sie liegt nun mal zwischen der zwölften und der vierzehnten. Jeder weiß doch, dass es die dreizehnte ist!«
    »Stimmt. Das ist wirklich verrückt. Genau, wie in einem Hochhaus den dreizehnten Stock wegzulassen.«
    »Richtig.«
    »Nicht, dass

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