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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ich abergläubisch wäre«, sagte Dana.
    »Ich auch nicht.«
    »Warum sagt man nicht, was Sache ist?« Was ist los mit mir? Ich rede ja wie ein Wasserfall! Und was für dummes Zeug! »Es ist nicht der vierzehnte, sondern der dreizehnte Stock. Wenn der dreizehnte wirklich Unglück bringt, hilft es auch nicht, wenn man ihn den vierzehnten nennt.«
    »Was für ein Blödsinn.«
    »Totaler Blödsinn.«
    »Die Leute haben anscheinend zu viel Zeit.«
    Dana nickte eifrig und biss in ihr scharfes Bestienwürstchen.
    »Wo waren wir?«, fragte Warren. »Ach ja. Also, ich bin auf der Euclid aufge…«
    »Der dreizehnten Straße«, warf Dana mit vollem Mund ein.
    Er grinste. »Lass das, Dana.«
    »Sorry.«
    »Und jetzt bin ich hier gelandet.« »Im Horrorhaus.«
    »Wo wohnst du?«, fragte sie.
    »Gleich gegenüber. Ich hab ein kleines Häuschen mitten im Wald, nicht weit von hier.«
    »Wie schön!«
    »Ja, ist ganz nett.«
    »Also lebst du die ganze Zeit über hier.«
    »Ja, zurzeit schon.«
    »Wieso hast du dich hier niedergelassen?«
    »Niedergelassen? Oh Gott.«
    »Du weißt schon, wie ich das meine.«
    »Ja. Aber wenn ich dir das erzähle, dann hältst du mich sicher für verrückt.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Also … du hast doch bestimmt schon mal vom Ruf der Wildnis gehört, oder nicht? Also, man könnte sagen, ich bin dem Ruf der Bestie gefolgt.«
    Dana grinste. »Alles klar.«
    »Das ist die reine Wahrheit. Als Kind habe ich mit meinen Eltern hier Urlaub gemacht. Ich muss damals etwa sechs gewesen sein.«
    »Sechs? Wann war das?«
    Er runzelte die Stirn. »‘81? Warte. Ich bin jetzt zweiundzwanzig, und wenn ich damals sechs war und wir jetzt 1997 haben …«
    »Ja«, sagte Dana. »Dann war das 1981. Ein Jahr, nachdem der Schrecken veröffentlicht wurde.«
    »Stimmt! Meine Mutter war ziemlich begeistert von dem Buch, deshalb sind wir auch hierhergefahren. Sie wollte unbedingt die Führung mitmachen. Also sind wir in den Sommerferien den ganzen Weg von Santa Monica …«
    »Genauer gesagt von der dreizehnten Straße …«
    »… bis hierher gefahren. Diesen Urlaub werde ich nie vergessen. Wir sind immer die Küste entlanggefahren und haben in Carmel übernachtet, was mich damals jedoch nicht sonderlich beeindruckte. Ganz im Gegensatz zu Boleta Bay, wo wir einen ganzen Tag lang im Funland-Vergnügungspark waren. Das war toll.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Ich wollte gar nicht mehr weg. Sie mussten mich heulend zum Auto zerren. Am nächsten Tag sind wir ohne anzuhalten durch San Francisco gefahren. Bis hierher. Und da habe ich das Horrorhaus gesehen. Ich wusste vorher überhaupt nicht, dass es existierte. Aber dann … kam es mir so vor, als hätte ich mein Leben lang nur darauf gewartet.«
    »Die ganzen sechs Jahre.«
    »Ich weiß, es klingt komisch. Es war auch komisch. Als wäre ich zu Hause angekommen. Als hätte ich vorher schon einmal hier gelebt und es nur vergessen.«
    »Das ist jetzt wirklich komisch«, sagte Dana.
    »Vielleicht in einem früheren Leben …«
    »Glaubst du an so was?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Warren. »Aber ich habe keine andere Erklärung für diese starke Anziehungskraft.«
    »Vielleicht hat es dich an ein anderes Haus erinnert.«
    »Möglich. Aber es kommt noch besser. Am nächsten Tag machten wir die Führung mit.«
    »Das ist aber ziemlich schwere Kost für einen Sechsjährigen.«
    »Es hat mir gefallen. Was aber richtig seltsam war, ist, dass ich dachte, ich wäre schon einmal in dem Haus gewesen. Ich kannte sozusagen seinen Grundriss.«
    Dana lief es kalt den Rücken hinunter.
    »Jeder Raum … kam mir bekannt vor. Ich wusste sogar, welche Tür zum Dachboden führte und wo es in den Keller hinunterging.«
    »Mein Gott«, murmelte Dana.
    »Ja.«
    »Willst du mich gerade auf den Arm nehmen?«
    »Leider nicht.«
    »Das ist ziemlich gruselig.« »Mir kam’s damals überhaupt nicht gruselig vor. Darf ich dir eine Fritte klauen?«
    »Aber bitte, Kollege.«
    Lächelnd streckte er die Hand aus und nahm sich von Danas monströsen Chilipommes. Auf dem Weg zu seinem Mund tropfte etwas geschmolzener Käse herunter, den er mit der anderen Hand auffing.
    »Pfui«, sagte Dana, als er die Fritte in den Mund steckte und danach den Chilikäse aus der Handfläche aß. »Was haben deine Eltern dazu gesagt?«, fragte sie.
    »Eigentlich nichts.« Warren wischte sich die Hand mit einer Serviette ab. »Ich hab sie gefragt, ob wir schon einmal hier waren, was sie verneinten. Danach war die Sache gegessen.

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