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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hand weg.
    »Was?«
    »Ich hab sein Auge angefasst! Gott! Sein geöffnetes Auge!«
    Lib lachte.
    »Locker bleiben, Baby!«
    Jetzt hatte Sandy eine ziemlich genaue Vorstellung davon, wo sich Slades Kopf befand. Sie streckte die Arme aus und berührte klammen, klebrigen Stoff. Sein Hemd. Dann tastete sie sich bis zu seinen Achselhöhlen vor, schob die Arme darunter und ließ sich nach hinten fallen. So zog sie ihn Zentimeter um Zentimeter zur Tür.
    »Kannst du mir mal helfen?«
    »Klar.«
    Gemeinsam packten sie Slade an den Armen und zogen ihn bis zur Hüfte aus der Tür. Plötzlich bekam sein Oberkörper Übergewicht, und seine Beine wurden in die Luft geschleudert.
    »Vorsicht!«, rief Sandy.
    Sie wollten sich in Sicherheit bringen, doch Lib war zu langsam. Slades linker Schuh prallte gegen ihre Schulter.
    »Au!«, rief sie und taumelte zurück.
    Slade fiel hinunter und blieb neben dem Wohnwagen auf den Knien liegen. Sein Hinterteil ragte in die Höhe, das Gesicht lag im Gras. Das gefiel Sandy überhaupt nicht, und sie trat mit dem Fuß gegen seine Hüfte, bis er zur Seite umfiel.
    »Alles okay?«, fragte sie.
    »Scheiße«, sagte Lib und rieb sich die Schulter. »Das ist heute einfach nicht meine Nacht.«
    »Deine Schulter ist doch nicht gebrochen oder so?«
    »Nö.«
    »Kannst du sie bewegen?«
    »Geht schon.«
    »Dann hilf mir, ihn in den Wald zu schleppen. Danach kriegst du dein Aspirin und kannst dich aufs Ohr hauen oder so.«
    »Klingt gut.« Sie beugte sich über Slade. »Welches Ende willst du?«
    »Mir egal.« »Dann nehm’ ich die Füße.«
    Sandy packte Slades Handgelenke und wartete, bis Lib seine Knöchel umfasst hatte. »Fertig?«, fragte sie.
    »Hauruck!«, sagte Lib.
    Sie richteten sich auf. Slades Leichnam hob sich vom Boden. Gemeinsam trugen sie ihn von der Lichtung.
    »Warum muss der Hurensohn nur so fett sein?«, jammerte Libby.
    »Fallenlassen, ihr zwei Hübschen.«
    Eine Männerstimme. Lib gab einen erschrockenen Quietschlaut von sich und ließ Slades Füße fallen. Auch Sandy setzte ihre Last ab. Sobald Slades Kopf den Boden berührte, kreuzte sie seine Arme über seiner Brust.
    Gemeinsam sahen sie sich nach dem Ursprung der Stimme um.
    Der Mann war nirgends zu sehen.
    Sandy fühlte sich, als hätte sie einen heftigen Schlag in die Magengrube kassiert.
    »Und jetzt Hände hoch«, sagte der Mann.
    »Wo sind Sie?«, fragte Sandy.
    »Hände hoch!«
    Sie gehorchten.
    »Okay«, sagte der Mann. »Schon besser. Jetzt tretet von der Leiche zurück und geht zum Wohnwagen.«
    Nur wenige Augenblicke später standen sie Seite an Seite mit den Rücken zum Wohnwagen.
    Einige Meter vor ihnen schien ein Baumstamm zum Leben zu erwachen.
    Jemand trat dahinter hervor, schaltete eine Taschenlampe an und ließ den hellen Lichtstrahl über den verstümmelten Leichnam wandern.
    »Wer hat diesen Mann umgebracht?«, fragte er und richtete die Lampe auf Sandy.
    Sie kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf zur Seite.
    »Ich nicht«, sagte sie.
    Dann wurde Lib von der Lampe geblendet. »Ich auch nicht«, sagte sie.
    »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«, fragte er.
    »Bin die Treppe runtergefallen.«
    »Wie wär’s, wenn ihr mir mal eine ehrliche Antwort geben würdet? Findet ihr das hier witzig? Also ich nicht. Der Kerl ist tot. Also, was ist hier passiert?«
    »Sind Sie ein Cop?«, fragte Sandy?
    »Nein, aber ich habe eine Knarre.« Er richtete die Taschenlampe auf seine rechte Hand, die eine große, dunkle Pistole umklammert hielt. Glücklicherweise zielte er damit nicht auf Sandy oder Lib. »Ihr befindet euch auf meinem Grund und Boden. Was habt ihr hier zu suchen?«
    »Ist das nicht offensichtlich?«
    »Pass bloß auf, du Klugscheißerin.«
    Sandy zuckte mit den Schultern.
    »Wir wollten nur die Leiche verschwinden lassen, das ist alles«, sagte Lib.
    »Wir können sie auch wieder einpacken und abhauen«, schlug Sandy vor. »Wie wäre das? Wir wollten ihn ja nicht absichtlich auf Ihrem Besitz liegen lassen. Wir kennen Sie ja überhaupt nicht. Wir wollten ihn einfach nur loswerden, mehr nicht.«
    »Wie ist er gestorben?«
    »Er hat mich angegriffen.«
    »Aha.«
    »Er wollte mich vergewaltigen, okay? Also hab ich mich gewehrt. Und gewonnen. Zum Glück hatte ich ein Messer, sonst hätte ich wohl ins Gras gebissen.«
    Der Mann leuchtete Lib ins Gesicht. »Und wie passt du da rein?«
    »Sie …«
    »Ich hab sie gefragt, nicht dich. Wie heißt du?«, fragte er Lib.
    »Bambi«, sagte sie.
    »Bambi? Wie das Reh?«

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