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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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»Jau. Ich kann von Glück reden, dass sie mich nicht Stopfer genannt haben.«
    »Der heißt Klopfer«, verbesserte Sandy sie.
    »Bambi, was ist mit deinen Zähnen passiert?«
    »Er hat sie mir ausgeschlagen«, sagte sie und deutete mit dem Kinn auf Slade.
    »Bevor oder nachdem er sie angegriffen hat?«
    »Ich heiße Charly«, sagte Sandy. »Wie in Drei Engel für Charlie.«
    »Er hat mich verprügelt«, sagte Lib. »Und dann ist er auf sie losgegangen.«
    »Das ist mein Dad«, sagte Sandy. »Bambi ist meine Stiefmutter. Er hat uns immer windelweich geprügelt und … Sie wissen schon … an mir rumgemacht. Heute Nacht hab ich’s ihm dafür mit dem Messer gegeben.«
    Der Lichtstrahl fiel wieder auf Slade.
    »Das soll dein Vater sein?«, sagte der Mann angewidert, aber mit ruhiger Stimme.
    »Ja. Der Drecksack.«
    »Du hast deinen eigenen Vater umgebracht?«
    »Klar. Und das tut mir nicht im Geringsten leid. Er hat es verdient.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Wenn ihr mir hier keinen Blödsinn erzählt, klingt das wie Notwehr. Warum versucht ihr dann, die Leiche zu verstecken? Ihr hättet doch gleich die Polizei rufen und alles zugeben können. Niemand hätte euch einen Vorwurf gemacht.«
    »Ich hatte Angst«, sagte Sandy. »Ich habe ein kleines Kind, müssen Sie wissen. Ich hatte Angst, dass sie es mir wegnehmen. Immerhin bin ich erst vierzehn, und …«
    »Du hast ein Kind?«
    »Jawohl, Sir. Und er ist der Vater.« Sie deutete auf Slades Leiche. »Er ist mein Daddy und der von meinem Baby auch.«
    »Herr im Himmel.« »Sie werden ihr den kleinen Eric ganz sicher wegnehmen«, sagte Lib. »Die von der Jugendschutzbehörde. Deshalb sind wir abgehauen und wollten den Scheißkerl verstecken.«
    Der Mann schwieg. »Wo kommt ihr her?«, fragte er schließlich.
    »Von nirgendwo«, sagte Sandy. »Die letzten paar Monate haben wir auf der Straße gelebt.«
    »In dem Wohnwagen?«
    »Jawohl, Sir«, sagte Sandy.
    »Und wo wolltet ihr hin?«
    »Nirgendwohin. Wir sind einfach losgefahren und haben das Beste gehofft.«
    »Habt ihr Geld?«
    »Ein paar Dollar vielleicht. Wollen Sie sie haben?«
    Er ließ die Waffe sinken. »Ich weiß nicht so recht, ob ich euch glauben soll. Auf jeden Fall steckt ihr in Schwierigkeiten, das sieht auch ein Blinder. Ich würde euch ja gerne helfen, andererseits habe ich keine Lust, wie dieser Kerl da zu enden.«
    »Wollen Sie uns vergewaltigen?«, fragte Sandy.
    »Bestimmt nicht.«
    »Dann bringen wir Sie auch nicht um«, sagte Lib.
    »Da hat Mom Recht«, fügte Sandy hinzu.
    »In diesem Fall… Darf ich euch in meine Hütte einladen? Sie ist nicht weit von hier. Vielleicht wollt ihr was essen und euch ein bisschen aufs Ohr hauen?«
    »Haben Sie auch was zu trinken?«
    »Alles, was du willst.«
    »Verflucht! Gehen wir, Schätzchen!«
    »Ich heiße Harry«, sagte der Mann. »Harry Matthews.«
    »Ich hab mit ihr geredet«, sagte Lib und deutete mit dem Daumen auf Sandy. »Ich nenne sie immer Schätzchen. Aber vielleicht sage ich das auch bald zu Ihnen, wenn Sie uns gut behandeln.«
    »Na gut. Kümmern wir uns erst mal um die Leiche. Dann gehen wir zu mir.«

Kapitel fünfzehn
    Clyde

    Dana musste den ganzen Nachmittag an Warren denken. Wie er aussah und was er gesagt hatte. Sie musste unbedingt alles über ihn in Erfahrung bringen.
    Tuck würde ihr da ohne Zweifel behilflich sein können.
    Andererseits hatte Dana ihre Bedenken. Der Kerl war mit Sicherheit nicht so toll, wie er ihr vorgekommen war. Die ganze Sache musste zwangsläufig irgendwo einen Haken haben.
    Vielleicht wollte sie ja überhaupt nichts mehr mit ihm zu tun haben, nachdem sie mit Tuck geredet hatte.
    Hier können wir uns sowieso nicht über ihn unterhalten, dachte sie. Ich werde wohl bis nach Feierabend warten müssen.
    An die Ticketbude gelehnt hing sie ihren Tagträumen nach, bis Clyde um die Ecke kam. Er trug einen Hocker mit gepolsterter Sitzfläche vor sich her.
    »Willst du?«, fragte er.
    »Aber das ist doch dein Hocker«, sagte Dana.
    »Ich hab zwei.«
    »Vielen Dank.«
    Während sie sich setzte, nahm Clyde sie genau unter die Lupe. Obwohl er eine Sonnenbrille trug, war es ziemlich offensichtlich, wo er hinstarrte: Auf ihre Brüste und ihren Schritt.
    Daran war sie gewöhnt.
    Manchmal fand sie diese Blicke schmeichelhaft, manchmal sogar erregend. Die meiste Zeit kamen sie ihr jedoch wie ein massiver Eingriff in ihre Privatsphäre vor. Es war ärgerlich und widerte sie an.
    Aber es kam immer darauf an, wer sie gerade

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