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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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behielt den Dachboden dahinter im Blick.
    Halb erwartete sie, dass etwas aus der Finsternis auf sie zuspringen würde.
    Beeil dich!
    »Ich weiß nicht, was gruseliger ist«, sagte Tuck. »Der Dachboden oder der Keller.«
    »Gehen wir.«
    Tuck schaltete die Taschenlampe aus und stellte sie an ihren Platz zurück.
    »Vergiss nicht, abzuschließen.«
    »Die Tür kann man gar nicht abschließen.«
    »Aber du hast doch gesagt…«
    »Das war doch nur für den Fall, dass unser Freund uns belauscht hat.«
    »Die Tür wird nachts nicht abgeschlossen?«
    »Geht ja nicht. Das Schloss ist schon seit Jahren kaputt.«
    »Vielleicht solltet ihr es mal reparieren lassen.«
    »Ja, irgendwann mal.« Tuck lachte und ging die Treppe hinunter.
    Dana folgte ihr dicht auf den Fersen. Sie wollte den Dachboden so schnell wie möglich hinter sich lassen.
    Unten zogen sie ihre Schuhe wieder an, und Tuck hängte die Seidenkordel zurück an den Haken.
    »Tut mir leid, dass ich dir nichts von den Wachsfiguren gesagt habe.«
    »Ist schon in Ordnung. Wieso sind sie da oben?«
    »Einfach so. Sie wurden früher mal ausgestellt. Eine Figur stellt diesen Cop dar…« »Dan Jenson?«
    »Genau den. Nach dem Einbruch ‘79 haben sie ihn dort raufgebracht. Als Janice das Haus übernommen hat, schickte sie auch die Zieglers in Rente nach da oben. Sie lagen ja mitten auf der Galerie. Das wurde einfach alles zu eng. Können wir weitergehen?«
    »Ich bin fertig.«
    »Nächster Halt: Das Kinderzimmer.«
    Dana wartete wieder vor der Tür, während Tuck unter der Absperrung hindurchschlüpfte und eilig den Raum durchsuchte.
    Nichts.
    Als Nächstes war der Raum, in dem Lillys Söhne abgeschlachtet worden waren, an der Reihe. Wieder nichts.
    »Sind wir hier oben fertig?«, fragte Dana.
    »Ja. Die anderen Türen sind abgesperrt. Ohne Schlüssel kommt da niemand rein. Der Ausreißer muss also unten sein.«
    »Oder die Ausreißerin.«
    »Es ist ein Mann«, sagte Tuck. »Mädels kommen einfach nicht auf so einen Blödsinn. Zumindest nicht allein.«
    »Niemals?«
    »Sehr selten.«
    »Heißt das, dass sie zu feige dafür sind?«
    Tuck grinste. »Nicht zu feige. Nur schlauer.«
    »Dem kann ich nur zustimmen.«
    Lachend gingen sie die Treppe hinunter.
    »Wie oft musst du eigentlich so einen Rundgang machen?«, fragte Dana.
    »Ist nicht gerade angenehm, was?«
    »Es ist beschissen.«
    »Je öfter man es macht, desto leichter wird es.«
    »Ich hoffe, das geht jetzt nicht jeden Tag so.«
    »Kommt drauf an. Manchmal haben wir zwei oder drei Wochen lang unsere Ruhe. Dann wieder passiert so etwas zwei oder drei Tage hintereinander.« »Ich würde auch ohne auskommen«, sagte Dana.
    »Rhonda wartet bestimmt schon draußen. Wenn du also lieber …«
    »Willst du mich loswerden?«
    »Es ist dein erster Tag. Dafür hast du mehr als genug geleistet.«
    »Ich bleib bei dir«, sagte Dana.
    »Einverstanden. Dann sehen wir mal, was Ethel so treibt.«
    Dana folgte Tuck in den Salon.
    »Bist du sicher, dass es auch tatsächlich 150 Rekorder waren?«, fragte Dana. »Vielleicht war einer defekt und …«
    »Nein. Ich hab’s selbst überprüft. Es waren 150 perfekt funktionierende Geräte.«
    »Und einer fehlt.«
    »Genau.« Tuck warf Ethel einen Blick zu. »Ist sie immer noch jugendfrei?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Gut. Aber wenn ich den in die Finger kriege, der sie so zugerichtet hat…«
    »Lieber nicht.«
    Gemeinsam gingen sie in den Speisesaal, spähten unter den Esstisch und betraten die Küche.
    »Was, wenn wir ihn nicht finden?«, fragte Dana, während sie die Küche durchsuchten.
    »Dann eben nicht.«
    »Passiert das öfter?«
    »Ab und zu mal.«
    »Die Leute verschwinden einfach?«
    »Ab und zu«, wiederholte Tuck grinsend.
    Dana öffnete eine Tür, die mit NUR FÜR ANGESTELLTE beschriftet war, und warf einen Blick auf die altertümliche Badezimmereinrichtung, bestehend aus Toilette, Badewanne, Waschbecken und Boiler. In der Ecke stand ein nagelneuer Radiator. Die weichen violetten Vorleger passten farblich exakt zu den Handtüchern.
    Aber von dem Ausreißer keine Spur. »Guck mal in die Badewanne«, sagte Tuck. Dana stöhnte auf und betrat den Raum.
    Tuck hatte dieses Zimmer gestern nur beiläufig erwähnt. Jetzt stand Dana zum ersten Mal darin. Es roch nach Seife. Durch die sich leicht im Wind bewegenden Vorhänge drang nur wenig Licht. Dana starrte die Badewanne an.
    Sie war ziemlich alt und ziemlich groß und stand an der gegenüberliegenden Wand, wo es ziemlich dunkel

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