Der Keller
war.
Von ihrer Position aus konnte sie nicht bis auf den Grund sehen. Wenn sich wirklich jemand da drin versteckt… Wäre schon peinlich, wenn ich mir ein paar Schritte von einem Klo entfernt in die Hose mache.
Angst stieg in ihr auf, als sie sich der Wanne näherte.
Sie spähte hinein.
Leer.
»Nichts«, sagte sie. »Aber wenn ich schon mal hier bin, kann ich doch auch kurz auf die Toilette gehen, oder?«, fügte sie hinzu. »Tu dir keinen Zwang an.«
Sie setzte sich auf das Klo, das um einiges bequemer war als das in der öffentlichen Toilette hinter dem Haus.
Sie konnte den Blick nicht von der Badewanne abwenden. Es war wirklich eine große Wanne. Eine grüne Badematte hing über dem Rand. Eine Badematte?
»Hey, Tuck«, rief sie und bedauerte sofort, dass sie den falschen Namen benutzt hatte. »Lynn? Badet hier manchmal jemand?« Keine Antwort.
Dana spürte, wie sie langsam panisch wurde.
»Lynn? Antworte!«
Stille.
»Sehr witzig«, rief sie. Nichts.
»Verdammt noch mal, Lynn!«
Immer noch nichts.
»Willst du weiter da draußen rumstehen und so tun, als ob du verschwunden wärst?«
Lynn antwortete nicht.
»Okay«, sagte Dana. »Wie du willst.«
Schnell betätigte sie die Spülung, zog die Hose hoch, eilte zur Tür zu und riss sie auf.
Lynn stand nicht höhnisch grinsend davor.
Und sie lag auch nicht blutüberströmt und tot auf dem Boden.
Tuck schien sich überhaupt nicht mehr in der Küche zu befinden.
Mit klopfendem Herzen zog Dana den Reißverschluss ihrer Hose zu und schloss den Gürtel.
Die Klospülung im Badezimmer verstummte gurgelnd.
Jetzt hörte Dana nur noch ihren eigenen Herzschlag und ihren Atem.
»Tuck!«, rief sie.
»Ich bin im Keller!«, ertönte eine gedämpfte, weit entfernte Stimme aus der geöffneten Tür zur Vorratskammer. »Ich bin gleich wieder da!«
Dana spähte in die Kammer.
Die Tür am anderen Ende, die zum Keller führte, stand weit auf.
Dana ging langsam darauf zu und sah die steile Holztreppe hinab. In der Dunkelheit blitzte der Strahl einer Taschenlampe auf. Tuck selbst konnte sie nicht erkennen.
»Alles klar da unten?«, rief Dana.
»Ja, ja. Ich dachte nur, ich gehe schon mal runter und erspare dir das zweifelhafte Vergnügen.«
»Herzlichen Dank.«
»Kein Problem.«
»Ich dachte schon, die Bestie hätte dich geholt.«
»Noch nicht«, sagte Tuck.
»Hast du jemanden gefunden?«
»Bis jetzt nicht.« »Brauchst du noch lange?« »Eine Sekunde.« »Komm jetzt hoch, okay?« »Willst du runterkommen?« »Eigentlich nicht.« »Dachte ich mir.«
»Aber ich werde dich holen, wenn du nicht sofort kommst.« »Okay, okay.«
Tuck erschien auf der untersten Stufe. Sie grinste Dana an, schaltete die Taschenlampe aus und stieg die Treppe hinauf.
»Sieht so aus, als hätten wir tatsächlich einen Besucher verloren«, sagte sie.
»Und was machen wir jetzt?«
»Nichts. Wir sperren ab und sehen uns auf dem Parkplatz nach einem herrenlosen Auto um.« Tuck schloss die Kellertür. »Willst du nicht die Polizei rufen?«
»Was sollen wir denen denn erzählen? Dass einer unserer Kassettenrekorder fehlt?«
»Dass einer unserer Besucher fehlt.«
»Vielleicht hat das Gerät auch einer einfach mitgehen lassen. Kommt auch vor.«
»Kommt es auch vor, dass Leute verschwinden?«
»Während der Führung?«
»Ja.«
»Nur ganz selten«, sagte Tuck und grinste.
Kapitel neunzehn
In heißem Wasser
An diesem Abend zappte Dana nach dem Essen durch das Fernsehprogramm.
Sie war todmüde und fragte sich, ob sie gleich zu Bett gehen oder noch die Elf-Uhr-Nachrichten abwarten sollte.
Bis dahin lief jedenfalls nichts Interessantes im Fernsehen.
Und wenn sie jetzt anfing zu lesen, würde sie mit Sicherheit dabei einschlafen.
Tuck kam herein. Sie trug einen weißen Frotteebademantel.
»Gehst du ins Bett?«, fragte Dana.
»Ich gehe ins Wasser. Kommst du mit?«
»Machst du Witze? Es ist doch eiskalt da draußen.«
»Es ist nicht eiskalt. Außerdem gehe ich in den beheizten Whirlpool, nicht in das Schwimmbecken.«
»Ein beheizter Whirlpool?«
»In kühlen Nächten wie dieser sehr zu empfehlen.«
»Klingt gut«, musste Dana zugeben.
»Es ist wunderbar. Ich hole uns eine Flasche Wein, und dann treffen wir uns draußen. Wir müssen doch deinen ersten überstande-nen Arbeitstag feiern.«
»Wir müssen feiern, dass ich überhaupt noch am Leben bin.«
»Das auch.«
Dana schaltete den Fernseher aus.
»Ich bringe auch ein paar Handtücher mit«, sagte Tuck. »Und ich würde
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