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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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noch immer Maggies alte Möbel standen. Von Maggie und ihrer Familie gab es keine Wachsfiguren. Stattdessen war die Puppe eines zwölfjährigen Jungen zu sehen: Larry Maywood, der gerade das Fenster öffnen wollte und sich voller Entsetzen umsah. Sein Freund Tom Bagley lag zerfleischt in einer Blutlache auf dem Boden. Dana kannte ihre Geschichte. Die beiden Jungen aus Malcasa Point waren große Fans des Horrorhauses gewesen. Ihre Neugier wurde ihnen zum Verhängnis. In einer Nacht im Jahr 1951 waren sie in das Haus eingebrochen, um nach der Bestie zu suchen. Und offenbar hatten sie sie auch gefunden. Oder umgekehrt.
    Larry hatte durch das Fenster entkommen können, Tom jedoch …
    Dana warf einen Blick auf Toms abgetrennten Kopf, der auf dem Boden neben seinen Schultern lag und sie anstarrte.
    Sie wandte sich ab und beobachtete Tuck, wie sie den Raum durchsuchte.
    Dann musste sie wieder hinsehen.
    Er starrte sie immer noch an.
    Natürlich. Erst wenn er mich nicht mehr anstarrt, habe ich ein Problem.
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
    Toms Blick schien sie zu hypnotisieren.
    Endlich hatte Tuck ihre Suche beendet. Dana ging schnell auf die Galerie hinaus.
    »Alles klar?«
    »Ja.«
    »Dir ist doch nicht schlecht geworden oder so?«
    »So weit, so gut. Es hat mir nur nicht besonders gefallen, wie Tom mich angestarrt hat.«
    Tuck grinste. »Er liebt schöne Mädchen.«
    »Danke für die Blumen.«
    »Und er hat tolle Augen, findest du nicht?«
    »Sie sind schrecklich!«
    »Genau das meine ich ja«, sagte Tuck. »Die Leute denken immer, er würde sie anstarren. Also, bereit für den Dachboden?«
    »Jetzt oder nie.«
    Dana folgte Tuck bis zur Tür zur Speichertreppe. Tuck löste ein Ende der Samtkordel und legte es vorsichtig auf dem Boden ab.
    »Höchstwahrscheinlich finden wir unseren Ausreißer da oben«, flüsterte sie.
    »Toll.«
    »Sie verstecken sich immer auf dem Dachboden.« Tuck stützte sich auf Danas Schulter, hob ein Bein nach dem anderen und zog sich die Schuhe aus. »Wir wollen ihn ja auf frischer Tat ertappen.«
    »Und wie soll ich ihm barfuss in den Hintern treten?«
    »Mit den Zehenspitzen.«
    Dana schüttelte den Kopf, stützte sich auf Tuck und zog sich ebenfalls die Schuhe aus. Sie bemerkte, dass sie zitterte und schwitzte. Die Bluse haftete an ihrem Rücken, und ihr Höschen klebte an ihren Hinterbacken. Auch ihre Socken waren völlig durchnässt.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Tuck.
    »Ich hab Angst.«
    »Willst du hier auf mich warten?«
    »Nein. Wir bleiben zusammen.«
    »Sicher?« »Hundertprozentig.«
    »Okay, ich gehe voraus.«
    »Gut.«
    Dana folgte Tuck die enge, steile Treppe hinauf, die sie schon den ganzen Morgen vor Augen gehabt hatte. Station sieben.
    Jeder einzelne Besucher war davor stehen geblieben und hatte die Stufen hinaufgestarrt, während er der Geschichte von Maggie Kutchs wilder Flucht vor der Bestie gelauscht hatte.
    Dana hatte mindestens zwanzigmal erklärt, dass der Dachboden aus Sicherheitsgründen nicht zugänglich war.
    Aber das gilt nicht für uns.
    Die obere Tür knarrte, als Tuck sie öffnete.
    Dahinter lag tiefe Dunkelheit.
    Tuck griff in eine Nische, zog eine Taschenlampe daraus hervor und schaltete sie ein.
    Dann betrat sie den Dachboden.
    Warte auf mich!
    Dana eilte ihr hinterher, wäre fast mit ihr zusammengestoßen und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    Atemlos und mit klopfendem Herzen verfolgte sie den blassen Lichtstrahl, der die Dunkelheit durchschnitt und ganze Galaxien von Staubflocken beleuchtete. Er fiel auf Stützbalken, ein Sofa, eine Kommode, Schrankkoffer, Stühle, Lampen, Tische …
    Und einen Mann.
    Dana sog hörbar die Luft ein.
    »Nur eine Puppe«, flüsterte Tuck. Sie strahlte eine ganze Reihe weiterer Wachsfiguren an. »Das waren früher mal Ausstellungsstücke«, erklärte sie. »Bleib mal einen Augenblick hier stehen.«
    Tuck leuchtete in jeden Winkel des Dachbodens. »Sieht nicht so aus, als wäre unser Ausreißer hier oben«, sagte sie. »Wenn wir gehen, werde ich die Tür zusperren. Dann ist er hier oben eingeschlossen. Und zwar die ganze Nacht.«
    »Kein schöner Gedanke«, sagte Dana.
    »Stimmt. Selbst ich krieg hier Gänsehaut. Wahrscheinlich, weil die Bestie Maggies Kinder hier umgebracht hat.«
    »Der Raum hier ist Teil der Mitternachtsführung?«
    »Aber sicher. Die Leute machen sich hier regelmäßig ins Hemd.« Sie lachte leise. »Also gut, wir sind hier fertig«, sagte sie.
    Dana beobachtete, wie Tuck auf sie zukam.
    Und

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