Der Keller
Abendessen.« »Nein.«
»Du versetzt mich wegen eines Kerls?« »Genau.«
»Und wie kommst du nach Hause?« Dana zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht solltest du über Nacht bleiben. Dann könnt ihr morgen gemeinsam zur Arbeit fahren.« »Ich bleib doch nicht über Nacht.« »Woher willst du das so genau wissen?« »Weiß ich eben.«
»Soll ich dich irgendwann abholen?« »Er kann mich ja nach Hause fahren.« »Und wenn nicht?« »Warum sollte er nicht?«
»Vielleicht, weil er nicht will, dass du gehst. Oder ihr geratet euch so in die Haare, dass er dich rauswirft. Möglicherweise ist er auch sturztrunken und fällt ins Koma oder …« »Hat er so etwas schon mal gemacht?« »Soweit ich weiß, nicht. Aber du kennst ja die Männer.« »Da mache ich mir bei ihm keine Sorgen. Aber wenn es Ärger gibt, rufe ich dich sofort an.« »Er hat kein Telefon.« »Ehrlich?«
»Tja, da sitzt du wohl in der Falle.«
»Ach was.«
»Pass auf. Wenn du bis zu einer bestimmten Uhrzeit nicht da bist, hol ich dich ab.«
Dana verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
»Sicher ist sicher. Wenn du vorher schon zu Hause bist, hat es sich erledigt. Wenn du noch bleiben willst, wenn ich dich abholen komme, weiß ich auch, was Sache ist.«
»Also gut. So machen wir’s.«
»Wann soll ich kommen? Um zwei Uhr morgens?«
»Sehr witzig. Sagen wir - Mitternacht?«
»Okay.«
»Ich komme bestimmt schon viel früher nach Hause.«
»Hoffentlich nicht.« Sie tätschelte Danas Arm. »Ich muss runter und Clyde ablösen. Bis dann.«
»Entschuldigung?«
Dana drehte sich zu dem dicken Mann um, der hinter ihr stand.
»Oh, hi«, sagte Tuck. »John, stimmt’s?«
Er strahlte. »Stimmt genau.«
»Hi, John«, sagte Dana. Er war ihr vorher schon aufgefallen. Einen Mann von diesen Ausmaßen mit schwarzgeränderter Brille und Horrorhauskäppi konnte man gar nicht übersehen. Er hatte sich alles genau betrachtet, von jeder Kleinigkeit ein Foto gemacht und der Audioführung äußerst konzentriert gelauscht. Offensichtlich war er ein großer Fan des Horrorhauses.
»John und ich sind alte Freunde«, sagte Tuck.
»Ich hab Bilder von ihr und Gus«, erklärte John und klopfte auf seine Kamera. »Kann ich von euch zwei Hübschen auch ein Foto machen? Ich schicke euch auch Abzüge.«
»Na gut«, sagte Tuck. »Was meinst du, Dana?«
»Klar. Wieso nicht.«
»Super«, sagte John. »Echt spitze.« Er trat ein paar Schritte zurück, und Tuck und Dana stellten sich nebeneinander auf.
»Die werde ich alle in ein Album kleben«, sagte er. »Moment. Noch eins, nur für den Fall.«
Er machte mehr als nur noch ein weiteres Bild.
Er ging um sie herum, zoomte für Nahaufnahmen heran und schien den ganzen Film verschießen zu wollen.
»Ich muss los«, sagte Tuck.
»Okay. Verstehe. Kann ich noch ein paar Fotos mit Blitz machen?«
»Also …«
Er löste den Blitz aus, und sie waren für einen Moment geblendet.
»Ich hab (Blitz) einen ziemlich lichtempfindlichen Film drin (Blitz), aber man kann ja nie wissen. Es ist (Blitz) nicht gerade hell hier drin (Blitz).«
»Das reicht, John«, sagte Tuck und hielt eine Hand vor die Augen. »Hören Sie auf.«
»Oh. Okay. Klar.« Er ließ die Kamera sinken. »Vielen, vielen Dank. Sie wissen gar nicht, wie glücklich Sie mich gemacht haben.«
»Vergessen Sie die Abzüge nicht«, sagte Tuck.
»Keine Angst. Aber dafür bräuchte ich Ihre Namen und so weiter.«
Tuck zog eine Visitenkarte aus ihrem Geldbeutel. »Bitte schön. Schicken Sie die Bilder einfach an mich, dann gebe ich sie an Dana weiter.«
Er nahm die Karte entgegen, starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an und steckte sie in die Brusttasche seines weiten, unglaublich verknitterten Hemds. »Kein Problem«, sagte er. »Und noch mal vielen Dank.«
Er eilte davon.
»Ich glaube, er hat sich in dich verliebt«, sagte Lynn.
»Leck mich.«
»Er würde das mit Vergnügen tun.« »Hey! Wolltest du nicht gerade Clyde ablösen?«
»Stimmt ja.« Sie gab Dana einen leichten Klaps auf den Arm. »Bis später.«
»Ja, ja. Du mich auch.«
Lachend ging Tuck die Treppe hinunter.
Eine halbe Stunde später betrat die japanische Touristengruppe das Haus. Dana spähte die Galerie hinunter. Die Eingangshalle war brechend voll.
Es herrschte ein wahres Blitzlichtgewitter.
Tuck lächelte, nickte und ließ die Touristen gewähren.
Dana erblickte eine dünne, junge Frau mit einer Miniaturflagge in der Hand. Es schien die Reiseleiterin zu
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