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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Absperrung löste. »Es ist sehr gefährlich da oben. Wir wollen ja nicht, dass dir etwas passiert.«
    Lance antwortete nicht.
    Dana wandte sich an die Besucher, die sich um sie herum versammelt hatten. »Sie bleiben bitte alle hier unten. Der Dachboden ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.«
    »Soll ich Wache stehen?«, fragte Janey.
    »Warum nicht? Danke.«
    Janey stellte sich vor die Tür und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Dana ging die Treppe hinauf. »Lance«, rief sie. »Ich komme jetzt hoch. Bitte …«
    Ein Kreischen ertönte in der Finsternis.
    Dana lief es kalt den Rücken herunter.
    Sie rannte die Stufen hinauf. War da außer dem Ächzen der alten Stufen noch etwas anderes zu hören? Wimmern? Schnelle Schritte?
    Dann erschien etwas im Türrahmen und kam auf sie zu.
    Ist das der Junge?
    Um ein Haar hätte sie selbst losgekreischt.
    »Halt!«, rief sie.
    »Es ist hinter mir her!«, schrie der Junge.
    Er wollte an Dana vorbeirennen. Sie ließ das Walkie-Talkie fallen, packte mit der rechten Hand das Geländer, streckte den linken Arm aus und fing ihn auf. Sein Gewicht drohte sie mit sich zu reißen, aber sie konnte sich am Geländer festhalten. Dann zog sie das Kind zu sich.
    »Loslassen!«, keuchte der Junge und trat um sich. »Es kommt! Es kommt!«
    »Ganz ruhig«, sagte Dana und trug ihn die Treppe hinunter.
    »Loslassen! Es holt uns beide!«
    »Da ist nichts, was uns holen könnte.«
    »Schnell!«
    Während sie die Treppe hinunterrannte, lauschte sie nach Schritten.
    Sie war nur noch wenige Stufen von der unteren Tür entfernt. Geschafft. Jetzt werde ich die Galerie erreichen, bevor es mich erwischen kann.
    Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Da ist nichts hinter dir her.
    Die Zuschauer applaudierten, als sie mit Lance auf die Galerie trat. »Sehr gut!«, rief jemand. »Ausgezeichnet!«, ein anderer.
    Sie stellte Lance auf den Boden und ging vor ihm in die Hocke. »Alles ist gut, Lance. Alles okay.«
    Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen spähte er die Treppe hinter Dana hinauf. Er keuchte und zitterte.
    »Da oben ist nichts«, sagte Dana.
    »Oh doch.«
    Dana sah ihn sich genauer an. Sein hellblaues T-Shirt war vom Schweiß dunkel verfärbt.
    Aber er schien nicht verletzt zu sein.
    Sie drehte ihn herum.
    Nichts, was nicht wieder …
    »Mach das ja nicht noch mal! Hörst du? NIE WIEDER! Du hast mich zu Tode erschreckt!«
    »Ich hab doch nur …«
    Klatsch!
    Lance zuckte zusammen.
    Dana richtete sich auf. »Hey!«
    Er fing an zu weinen.
    »Sie können ihn doch nicht schlagen«, zischte Dana.
    »Und ob ich das kann.« Um es ihr zu beweisen, holte Lances Mutter noch einmal aus.
    »Nicht!« Dana packte ihr Handgelenk.
    »Lassen Sie mich los!«
    »Sie dürfen das Kind nicht schlagen«, sagte Dana. »Das gehört sich nicht.«
    Die Mutter spuckte sie an.
    Der Speichel landete auf Danas Uniformbluse, direkt über ihrer linken Brust.
    »Lady«, sagte Dana.
    Dann trat Janey der Frau vors Schienbein.
    »Aua! Du kleine Fotze!«
    Das Mädchen sprang zur Seite, als die Frau nach ihr schlagen wollte. Dana packte den rechten Arm der Frau und wirbelte sie herum, so dass sie mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
    »Das reicht!«, rief sie.
    Die Frau blinzelte.
    Ihr Speichel hatte Danas Bluse durchnässt. Sie spürte die kühle Feuchtigkeit auf ihrer Haut.
    Mit beiden Händen packte sie die Frau am Kragen ihres weißen T-Shirts. »Beruhigen Sie sich!«
    »Lassen Sie mich los!« »Sie können doch nicht einfach auf andere Leute losgehen«, sagte Dana.
    Oder sie anspucken, dachte sie.
    Sie roch die Spucke der Frau auf ihrer Bluse. Sie stank nach Jasmin. Und nach Rotz.
    Plötzlich musste sie würgen.
    »Lassen Sie mich los, oder …«
    Dana hätte noch Zeit gehabt, sich umzudrehen, entschied sich aber dagegen. Ohne di^ Frau loszulassen beugte sie sich vor und übergab sich auf ihr Gesicht.
    Zum Mittagessen hatte sie ein scharfes Bestienwürstchen, monströse Chilipommes und einen Milchshake mit Erdbeergeschmack, den Warren als »Eimer voll Blut« verkaufte, verzehrt.

Kapitel dreiunddreißig
    Sandy - Juli 1992

    Beim Anblick von Terrys Marke erstarrte Sandy vor Schreck.
    Um Himmels willen, werd jetzt bloß nicht ohnmächtig! Fang nicht an zu kreischen! Renn nicht davon! Verhalt dich ganz normal!
    »Bist du ein Cop?«, fragte sie, ohne die Marke aus den Augen zu lassen, und versuchte, die harten Jungs aus den Gangsterfilmen zu imitieren.
    »Jawohl. Gemeindepolizei von Fort Platt.«
    »Und das soll ich

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