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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Hause?«
    »Das lässt sich durchaus einrichten.«
    Warren hatte ihnen nachgeschenkt und noch mehr Tortillachips geholt. »Jetzt werde ich mal den Grill anwerfen«, sagte er.
    »Kann ich dir helfen?«
    »Klar. Nimmst du die Gläser mit?«
    Dana steckte sich einen knusprigen, salzigen Chip in den Mund und stand auf.
    Die Veranda schien fast unmerklich zur Seite zu kippen.
    »Deine Margaritas sind ziemlich stark«, sagte sie. »Aber kööööst-lich.«
    Warren warf ihr ein Lächeln zu, holte Holzkohle und Brennspiritus aus einer Ecke und ging damit die Verandatreppe hinunter.
    Dana folgte ihm, wobei sie aufpassen musste, die Drinks nicht zu verschütten.
    Hinter dem Ende der Veranda befand sich ein Grill aus roten Backsteinen. Warren schüttete Kohle hinein.
    »Nimmst du immer deine Arbeit mit nach Hause?«, fragte Dana.
    »Manchmal schon.«
    »Jetzt hast du den ganzen Tag vor einem heißen Grill gestanden, und sobald du Feierabend hast, fängst du wieder damit an.«
    »Das macht mir nichts. Es gefällt mir.« Er stellte die Tüte ab, verteilte die Kohle und legte den schwarzen Eisenrost darüber.
    »Stimmt es, dass die Imbissbude dir gehört?«
    »Das stimmt.« Er spritzte Spiritus auf die Holzkohle.
    »Erst Ticketverkäufer, dann Imbissbudenbesitzer. Wie geht das?«
    Der Spiritus ließ die Kohle für einen Moment feucht glänzen.
    »Um die Wahrheit zu sagen«, sagte er, »musste ich einfach den Job wechseln.«
    »Weshalb?«
    Kopfschüttelnd stellte er die Spiritusflasche neben den Grill. »Es war das Haus. Irgendwann hielt ich es nicht mehr darin aus.« Er zog ein Streichholzbriefchen aus der Hosentasche. »Ich hatte Angst davor, es zu betreten.« Er beugte sich vor, riss ein Streichholz an und hielt es an die Kohlen. Blau-gelbe Flammen schössen empor und bald loderte ein kleines, flackerndes Feuer. »Sieht gut aus«, sagte er.
    Dana reichte ihm sein Glas. Seite an Seite nippten sie an ihren Margaritas.
    Dana holte tief Luft. Sie konnte das Meer, die Pinien und den warmen Duft der brennenden Kohlen riechen. Es war ein angenehmer, vertrauter Geruch, der sie an ihre Kindheit erinnerte, an die Abende, an denen ihr Vater Steaks auf dem Grill hinter ihrem Haus zubereitet hatte.
    »Wenn das Feuer nicht ausgeht«, sagte Warren, »können wir in etwa einer halben Stunde das Fleisch auflegen.«
    »Klingt gut.«
    »Sollen wir uns wieder auf die Veranda setzen?«
    »Bleiben wir einfach hier. Ist doch ganz gemütlich.«
    »Das stimmt.«
    »Also«, sagte Dana und trank einen Schluck. »Nur damit ich das richtig verstehe. Gestern hast du mir erzählt, dass das Horrorhaus diese gewaltige Anziehungskraft auf dich ausübte. Dass es dein Zuhause war.«
    »War es auch.«
    »Und weshalb konntest du es dann plötzlich nicht einmal mehr betreten?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe Angst davor.«
    »Wieso?«
    »Also … irgendwann begriff ich, dass diese vielen Menschen tatsächlich da drin gestorben sind. Vorher hielt ich das Haus immer für eine Art gruseligen Rummelplatz. Aber das ist es nicht. Die Ermordeten erschienen mir plötzlich so real, dass … ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe.«
    »Gab es dafür einen Auslöser?«
    »Es ist einfach passiert«, murmelte er und nippte an seiner Mar-garita. »Janice wollte mich nicht entlassen, also hat sie mir die Imbissbude angeboten.«
    »Sie hat sie dir geschenkt?«
    »Mehr oder weniger. Sie bekommt einen Teil der Einnahmen.«
    »Aber sie gehört dir?«
    »Genau.«
    »Cool.« Sie strich ihm leicht mit der Handfläche über den Rücken. »Jetzt weiß ich schon mal, dass du ein erfolgreicher Geschäftsmann bist. Erzähl mir dein tiefstes, dunkelstes Geheimnis.«
    Was frage ich ihn denn da?
    »Habe ich denn so ein Geheimnis?«
    »Bestimmt.«
    Vielleicht hat es ja etwas damit zu tun, warum du dich in der Küche so seltsam verhalten hast. Jeder andere Mann …
    »Wie kommst du darauf?«
    »Jeder hat doch ein tiefes, dunkles Geheimnis«, sagte sie. »Und jetzt will ich deines wissen.«
    »Hast du auch eins?«
    »Ich hab zuerst gefragt.«
    »Ob das Feuer noch brennt?«
    Warren hielt eine geöffnete Hand über den Grill. »Ja, alles in Ordnung.«
    »Ich werde dir meines erzählen«, sagte Dana.
    Er drehte sich zu ihr um. »Das musst du nicht.« »Aber ich will. Ich will, dass du mich ganz genau kennst. Willst du mich denn kennen lernen?«
    »Ja.«
    »Dann muss ich dir auch mein Geheimnis erzählen.« Ihr Herz klopfte wie rasend. Ihre Stimme klang, als gehörte sie jemand

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