Der Keller
meine Wunden versorgt.« »Darf ich sie sehen?« Er starrte sie schweigend an. »Früher oder später werde ich sie ja doch sehen.« »Wieso?«
»Was glaubst du denn?« »Keine Ahnung.«
»Es ist doch so üblich, dass man sich auszieht, bevor man miteinander schläft.«
Noch während sie es aussprach, spürte sie, wie sie errötete. »Das müssen wir nicht.«
»Was müssen wir nicht? Miteinander schlafen oder uns ausziehen.« »Beides.« »Willst du nicht?«
»Natürlich will ich. Machst du Witze? Ich habe nur … also … ich habe niemanden mehr an mich rangelassen, seit… Ich sehne mich nach dir. Seit wir uns gestern kennen gelernt haben, musste ich dauernd an dich denken. Aber ich kann nicht…« Dana fing an, seinen Gürtel zu öffnen. Er umklammerte ihre Handgelenke. »Nicht«, sagte er. »Ist schon gut.«
»Nein, ist es nicht. Wenn du wüsstest…« »Ich will es wissen. Ich will alles wissen.« »Das sagst du jetzt.« »Warren …« »Vertrau mir.«
»Ich vertraue niemandem, der ›Vertrau mir ‹ zu mir sagt.«
»Okay, okay« Er schob Dana von sich und drehte sich um. »Sei mir nicht böse«, sagte sie.
»Nein, aber…« Er schüttelte den Kopf. Dann hörte Dana das metallische Klingen einer Gürtelschnalle. »Wenn du lieber nicht…«
»Es muss sein.« Er beugte sich vor und zog mit einer schnellen Bewegung seine Hose und die Unterhose herunter.
Dana biss die Zähne zusammen und gab keinen Laut von sich. Warren richtete sich auf.
Seine Hinterbacken und die Rückseiten der Oberschenkel sahen aus, als wären sie von Klauen und Zähnen zerrissen worden. Dana musste die Augen abwenden. »Ist nicht so schlimm«, sagte sie. »Es ist grässlich.« »Wer hat dir das angetan?« »Das Ding, das mich im Keller angefallen hat.« »Aber was war es?« »Was glaubst du denn, was es war?« »Keine Ahnung.«
Warren zog die Hose wieder hoch, knöpfte sie zu und drehte sich mit finsterer Miene zu ihr um.
»Ein Bär? Ein Luchs?«, fragte er. »Oder womöglich ein entlaufener Gorilla?«
»Ich weiß nicht. Was war es?« »Das sage ich dir nicht.« »Weshalb denn nicht?«
»Weil du mich dann für verrückt hältst. Oder für einen Lügner.« »Es war die Bestie?« »Meinst du wirklich?« »Glaub schon.«
»Du meinst also es gibt tatsächlich diese Bestien?« Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ja. Vielleicht. Schließlich gab es Augenzeugen.«
»Und wenn die verrückt oder betrunken waren? Wenn sie einfach nur gelogen haben?«
»Man hat tote Bestien gefunden.«
»Ich hab noch keine tote Bestie gesehen, du?«
»Nein, aber…«
»Und das hätten genauso gut Fälschungen sein können, hab ich Recht?«
»Das glaube ich nicht«, sagte Dana und sah ihm in die Augen. »Ich glaube, dass es die Bestien wirklich gab. Lynn glaubt fest an ihre Existenz. Und wenn es sie nicht gab, ist Janice eine Lügnerin.«
»Oder verrückt.«
»Auf keinen Fall. Genauso wenig wie du. Aber diese Bestien … sollten sie nicht alle tot sein?«
»Das dachte ich auch.«
»Ich war der Meinung, man hätte sie ‘79 alle umgebracht.«
Warrens Mundwinkel zuckte. »Offenbar nicht.«
»Also war es eine Bestie!«
»Oder jemand in einem Bestienkostüm.«
» War es eine Bestie?«
»Was glaubst du - warum habe ich seitdem keinen Fuß mehr in das Horrorhaus gesetzt?«
»Oh Gott.«
»Und das war noch nicht alles«, sagte Warren. »Was immer mich in jener Nacht so zugerichtet hat, es … es hat mich auch missbraucht. Es warf mich zu Boden und …«
Dana eilte zu ihm und nahm ihn fest in die Arme.
Er fing an zu weinen.
»Ist schon gut«, flüsterte sie und streichelte sanft seinen Rücken. »Ist schon gut. Alles okay.«
Kapitel achtunddreißig
Sandy - Juli 1992
Irgendetwas stimmte hier nicht.
Alles tat ihr weh. Sie lag auf dem Rücken, aber nicht auf einem Bett, sondern auf einem Teppich auf dem Fußboden.
Sie fühlte sich, als hätte sie jemand so richtig in die Mangel genommen.
Innen und außen. Mit einem Knüppel. Mit den Zähnen. Vielleicht sogar mit einem Messer. Dann erinnerte sie sich an alles. Sie öffnete die Augen und drehte den Kopf. Neben ihr lagen Körperteile auf dem Boden. Überreste. Terry. Oh Gott!
Unter Schmerzen richtete sie sich auf. Terry war quer durch den Raum verstreut. Sie schluchzte. Das Weinen tat sehr weh.
Später zwang sie sich dazu, aufzustehen.
Sie versuchte, nicht auf die Glasscherben oder auf Terrys Überreste zu treten, während sie das Haus durchsuchte. Eric war
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