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Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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anderem.
    »Sei vorsichtig. Ich glaube, du bist nicht mehr nüchtern.«
    »Ich weiß schon, was ich tue.«
    »Und morgen wirst du dir wünschen, du hättest die Klappe gehalten.«
    »Nein, nein. Ich erzähl dir meins und du mir deins.«
    »Dana, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
    »Hey«, sagte sie. »Wenn es erst mal raus ist, haben wir das Schlimmste hinter uns. Dann kann es nur noch besser werden. Verstehst du, was ich meine?«
    »Vielleicht sollten wir damit noch warten.«
    »Nein. Jetzt…«
    »Ich kenne doch noch nicht mal deine Lieblingsfarbe, und da willst du mir schon …«
    »Blau. Königsblau.«
    »Und dein Lieblingslied?«
    »Als ich fünfzehn war, hab ich mich unsterblich in meinen Englischlehrer verliebt. Er hieß Mr Johnson und war so um die dreißig. Auf jeden Fall…«
    »Erzähl nicht weiter. Du bist betrunken.«
    »Mr Johnson hatte eine Frau …«
    »Ich wurde im Horrorhaus angegriffen«, sagte Warren.
    »Was?«
    »Das ist etwa zwei Jahre her.«
    »Oh Gott.«
    Das hatte sie nicht erwartet.
    »Wie?«, fragte sie. »Was ist passiert?«
    Er leerte sein Glas und stellte es neben dem Grill ab.
    »Das muss aber unser Geheimnis bleiben. Du darfst es niemandem erzählen. Nicht einmal Lynn. Versprochen?«
    Das ist sein Ernst.
    »Versprochen«, sagte Dana. »Aber du musst es mir nicht erzählen.«
    »Ach, jetzt plötzlich nicht mehr?«
    Sie lächelte und war doch den Tränen nahe. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht zwingen …«
    »Ist schon okay. Früher oder später muss ich es dir ja sagen. Also warum nicht jetzt?«
    »Wirklich?«
    Er nickte. »Wir haben kurz vor Feierabend noch ein paar Kassettenrekorder vermisst. Janice und ich durchsuchten das Haus, konnten jedoch niemanden finden. Sie war ziemlich wütend, da in letzter Zeit einiges schiefgelaufen war: verschwundene Rekorder, Leute, die im Haus übernachteten, Vandalismus. Dieses Mal wollte ich diese Penner nicht so leicht davonkommen lassen. Also bin ich um Mitternacht allein ins Haus gegangen. Ich habe niemandem erzählt, was ich vorhatte. Ich wollte mich reinschleichen, vielleicht ein paar Teenager zu Tode erschrecken und sie in hohem Bogen rauswerfen. Aber ich konnte niemanden finden. Dafür entdeckte ich etwas anderes … Im Keller ist doch diese Eisentür.«
    »Ja.« Dana hob ihr Glas und bemerkte, dass es leer war.
    »Soll ich dir nachschenken?«
    »Nein, danke. Was war mit der Tür?«
    »Sie war von der Kutch-Seite aus verschlossen. Und zwar immer.«
    »Ja.«
    »In dieser Nacht stand die Tür offen. Das Vorhängeschloss lag daneben.«
    »Mein Gott.«
    »Ich dachte, dass ein paar Spaßvögel durch die Gitterstäbe gegriffen und das Schloss aufgebrochen hatten, um in den Tunnel zu gelangen.« »Um der alten Kutch einen Besuch abzustatten.«
    »Genau. Jeder will doch wissen, was sie da drin treibt.«
    »Dich eingeschlossen.«
    »Damals jedenfalls. Und da witterte ich meine große Chance: Das Schloss war geöffnet worden, und ich musste nach den Eindringlingen suchen. Somit hatte ich eine gute Entschuldigung, sollte ich Agnes in die Arme laufen.«
    »Bist du hineingegangen? In den Tunnel?«
    »Dazu ist es nie gekommen. Ich öffnete die Tür und beugte mich vor, um das Schloss aufzuheben und … na ja, ich war nicht allein da unten. Ich wurde angegriffen.«
    Er öffnete das Seidenhemd und zog es aus.
    Dana starrte auf die Narben auf seinen Schultern.
    Er drehte sich um.
    »Mein Gott«, murmelte Dana.
    Vom Nacken bis zur Hüfte zog sich ein dickes Narbengeflecht über seinen Rücken, als hätte ihn eine ganze Armee tollwütiger Katzen in die Mangel genommen.
    Er drehte sich wieder um und sah sie traurig an. »Deshalb war ich in der Küche so … abweisend. Ich wollte nicht, dass du das ohne Vorwarnung zu Gesicht bekommst.«
    Dana spürte, wie Tränen in ihre Augen schössen und ihre Wangen hinunterliefen.
    Sie legte die Arme um ihn. »Tuck«, sagte sie.
    Bevor er etwas antworten konnte, küsste sie ihn. Ihre Hände glitten über seinen Rücken. Sie wollte seine Narben spüren, sie streicheln, ihn wissen lassen, dass sie sie nicht abstoßend fand.
    Sanft schob er sie von sich und schüttelte den Kopf.
    »Was ist?«
    »Es geht nicht.«
    »Du hast ein paar Narben. Das ist doch …«
    »Das sind nicht die schlimmsten.«
    »Mir egal.«
    »Aber mir nicht.« »Zeigst du sie mir?«
    Er sah ihr in die Augen und schüttelte fast unmerklich den Kopf. »Niemand hat sie bisher … ich hab sie noch niemandem gezeigt. Nur Janice … sie hat

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