Der Keller
Schlafzimmerfenster entkommen. Soweit Maggies Geschichte. Doch die Wahrheit sieht anders aus.
In Wirklichkeit begann alles zwei Monate vor dieser blutigen Nacht im August. Am 18. Mai ging Ethel in den Keller, um sich ein Glas eingemachtes Obst zu holen - und machte eine beunruhigende Entdeckung. Zwei Einweckgläser waren zerbrochen, ein drittes geleert. Jemand hatte ihr offensichtlich einen Besuch abgestattet. Ein sehr hungriger Jemand.
Folgen Sie mir jetzt in den Keller«, sagte Tuck.
Dana hörte Stöhnen und Gemurmel.
»Niemand zwingt Sie, mitzukommen«, sagte Tuck. »Wenn es
Ihnen zu viel wird, können Sie gerne hier auf uns warten. Natürlich verpassen Sie dann einen der Höhepunkte der Führung.«
»Wie lange werden Sie da unten sein?«, fragte Eleanor.
»Zehn Minuten, vielleicht länger. Würden Sie lieber hierbleiben?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht. Gehen denn sonst alle mit?«
»Ich werd’ mir das bestimmt nicht entgehen lassen«, sagte Biff.
»Das hab ich ja auch nicht von dir verlangt.«
»Will noch jemand hier warten?«, fragte Tuck. Niemand meldete sich. »Sieht so aus, als wären Sie die Einzige, Eleanor.«
»Aber ich kann doch nicht mutterseelenallein hier warten.«
»Wenn wir Sie nach draußen begleiten sollen …«
»Damit ich den Rest auch noch verpasse?«
»Kommen Sie einfach mit«, sagte Tuck. »Keine Angst. Der Keller ist zwar unheimlich, aber Ihnen kann dort überhaupt nichts passieren. Wir haben dort unten noch keinen Besucher verloren … komischerweise kommen uns nur die abhanden, die in der Küche warten.«
Gelächter ertönte. »Das war nur ein Scherz. Natürlich ist noch nie jemand verschwunden. Ihnen wird nichts zustoßen, ob Sie nun mitkommen oder nicht.«
»Komm mit, Schatz«, sagte Biff.
»Also gut… ich habe wohl keine andere Wahl.«
»Bravo!«, rief Bixby.
»Tapferes Mädchen«, sagte Biff.
»Ich gehe vor und schalte das Licht ein«, sagte Tuck. »Bitte warten Sie so lange hier. Sobald Sie das Licht sehen, gehen Sie bitte vorsichtig die Treppe hinunter. Aber Achtung, die Stufen sind sehr steil. Halten Sie sich also am Geländer fest.«
Tuck verschwand in der Vorratskammer.
Dana hörte Flüstern und gedämpftes Kichern »Huhuuuuuu«, rief jemand.
»Wie kindisch«, sagte eine Frauenstimme. Dana vermutete, dass es Monica war.
»Hier kommt sie, die grauenvolle Bestie. Erst fickt sie und dann frisst sie. Und wenn du ihr nicht schmeckst, spuckt sie dich aus wie Dreck«, summte eine andere Frauenstimme.
Gelächter und Applaus.
»Krasser Text«, sagte Arnold.
»Fickt! Fickt!«, fügte Dennis hinzu.
Schwaches Licht erhellte den Vorratsraum.
»Bitte kommen Sie jetzt nach unten«, rief Tuck. »Aber seien Sie vorsichtig.«
Dana versuchte, Clyde hinter sich nach Möglichkeit zu ignorieren, als sie den anderen durch den Vorratsraum in den Keller folgte.
Kapitel sechsundfünfzig
Der Keiler
»Los gehts«, flüsterte Owen.
Darke drückte seine Hand.
Gemeinsam gingen sie die Treppe hinunter.
Owen zitterte vor Furcht und Aufregung.
Jetzt ist es so weit, dachte er. Wir gehen in den Keller.
Ich kann es immer noch nicht fassen.
Owen hatte immer gehofft, dass er eines Tages an der Mitternachtsführung würde teilnehmen können. Doch damit gerechnet hatte er eigentlich nicht. Jetzt kam ihm alles sehr unwirklich vor.
Wozu Darke natürlich beitrug.
Es war unglaublich, dass so eine seltsame, wunderschöne Kreatur sein Blut getrunken, ihn in sich aufgenommen hatte und jetzt an seiner Hand die Stufen zum Keller des Horrorhauses hinunterspazierte.
Die beste Nacht meines Lebens!
»Das gefällt mir überhaupt gar nicht«, flüsterte eine Frau vor ihm.
Obwohl Owen die Stimme nicht erkannte, vermutete er, dass sie Connie - Phils Frau - gehörte.
»Keine Angst, Schatz«, sagte ein Mann. War es Phil?
»Jetzt schlägt die Stunde der Bestie«, sagte Vein. »Und wir gehen direkt in seine Höhle.«
Nervöses Gekicher.
»Ich hoffe, dass du dich auch amüsierst, Owie«, murmelte Monica hinter ihm.
Leck mich, dachte Owen, sagte aber nichts.
Darke sah zu ihm auf. Ihre Augen ließen ihn Monica sofort vergessen. Stattdessen wollte er Darkes dunkelste Geheimnisse erfahren.
Was, wenn uns nur diese eine Nacht bleibt?, dachte er. Vielleicht ist sie morgen nicht mehr an mir interessiert und verschwindet gemeinsam mit Vein? Dann werde ich sie nie wiedersehen, nie mehr ihre Hand halten, sie nie wieder küssen …
Tiefe Traurigkeit erfüllte Owen.
Zumindest ist sie jetzt bei mir,
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