Der Keller
verzogen das Gesicht.
»Reizend«, murmelte Eleanor.
Nach und nach näherten sich alle dem Mund.
»Sie beißen und saugen. Und schmecken. Lilly Thorn erwähnt in ihrem Tagebuch, dass die Bestie ›durch diese Öffnung samt Zunge nicht nur meine Lust ins Unermessliche steigern kann, sondern auch seine eigene Leidenschaft durch den Geschmack meiner Säfte erhöhte«
»Abgefahren«, sagte Arnold.
Dana erinnerte sich an diesen Abschnitt des Tagebuchs. Die Auszüge, die sich mit der Bestie beschäftigten, waren in Janice Cro-gans erstem Buch Der Schrecken von Malcasa Point wiedergegeben. Fotografien des Originalmanuskripts waren in Wilde Zeiten zu finden. Tuck erzählte hier also nichts Neues.
Trotzdem presste sie unwillkürlich die Schenkel zusammen, spürte die klebrige, gerötete Haut in ihrem Schritt, vergaß plötzlich die Bestie und war wieder bei Warren im Museum, fühlte seine Umarmung, seinen Körper, spürte ihn in sich.
Nach einer Weile bemerkte sie, dass sie überhaupt nicht zuhörte.
»… großartige Liebhaber. Aufgrund ihrer ungestümen Art, ihrer grenzenlosen Lust und den atemberaubenden Ausmaßen ihrer Geschlechtsteile und Mäuler verlieren die Frauen schnell das Interesse an normalen Männern, sobald sie einmal mit einer Bestie engeren Kontakt hatten. So geschah es auch mit Lilly Thorn, der Frau, die das Horrorhaus erbauen ließ.«
Dana fragte sich, ob sie ebenfalls einen Blick auf Clydes Kostüm werfen sollte.
Warum nicht? Wenn ich schon mal hier hin …
Sie trat vor.
»Sobald Sie sich sattgesehen haben«, sagte Tuck, »werde ich Sie in den Keller führen. Dort können Sie einen Blick auf den Ort werfen, an dem sozusagen alles seinen Anfang nahm. Fragen?«
»Was ist mit weiblichen Bestien?«, fragte Monica mit spöttischem Lächeln. »Oder gibt es die nicht?«
»Wir wissen, dass die Männer der Mary Jane im Jahre 1901 auf der Insel vor der australischen Küste auf weibliche Exemplare trafen. Sie wurden jedoch alle niedergemacht. Nur Bobo, ein männlicher Säugling, überlebte und wurde in die Staaten gebracht. Alle Bestien im Horrorhaus stammen von ihm ab.«
»Ihre Mütter waren gewöhnliche Frauen?«, fragte Eleanor skeptisch.
»Ganz genau.«
»Wenn das zutrifft«, sagte Andy, »wäre der erste Nachkomme ja halb Mensch gewesen.«
»Genetisch gesehen«, fügte seine Frau Alison hinzu.
»Wenn sich dieser Nachkomme dann wieder mit einer menschlichen Frau gepaart hat«, fuhr Andy fort, »dann war der Abkömmling aus dieser Beziehung wiederum nur noch zu einem Viertel Bestie.«
»Ich weiß«, sagte Tuck. »Theoretisch klingt das durchaus plausibel. Doch Tatsache ist, dass sich die physische Erscheinung der Bestien nicht geändert hat, seit Bobo vor über hundert Jahren an diesen Ort gelangte. Vielleicht gab es winzige Veränderungen, die jedoch niemandem auffielen.«
»Wissenschaftlich betrachtet ist das ein Ding der Unmöglichkeit«, sagte Andy.
Tuck grinste. »Und trotzdem ist es die Wahrheit.«
»Haben sie niemals weibliche Nachkommen?«, fragte Connie.
Dana beobachtete, wie sich Professor Bixby über das Maul beugte.
Will ich das Ding wirklich sehen?, fragte sie sich.
Eigentlich nicht. Ganz und gar nicht.
Weshalb stehe ich dann hier an?
»… in Malcasa Point?«, fragte Tuck. »Nicht dass wir wüssten. Wenn es weibliche Nachkommen gegeben hat, dann …« Sie zuckte mit den Achseln. »Es gibt heute noch menschliche Kulturen, in denen weibliche Neugeborene getötet werden, da sie dem sozialen Status abträglich sind.«
»Das ist eine Lüge«, platzte Eleanor heraus. »Das kann ich nicht glauben.«
»Es ist leider so«, eilte Alison Tuck zu Hilfe.
»In Indien etwa«, warf Andy ein.
»Genau«, sagte Tuck. »Selbst heutzutage werden dort weibliche Säuglinge in großem Stil getötet. Offensichtlich stellen sie nichts weiter als eine finanzielle Belastung für die Familie dar.«
»Das ist doch lächerlich«, sagte Eleanor.
»Wie dem auch sei«, sagte Tuck. »Ich wollte damit nur sagen, dass die Bestien eine ähnliche Praxis verfolgt haben könnten. Das würde erklären, warum nie weibliche Exemplare gesichtet wurden.«
Endlich trat Bixby zur Seite.
Dana stellte sich vor Clyde und beugte sich vor. Tuck hatte noch immer den Strahl der Taschenlampe auf die mundähnliche Öffnung gerichtet, die von dünnen, weißen Erhebungen umrahmt war - Lippen? Die Zähne wirkten messerscharf, und die Zunge war hellrot.
Wie es wohl wäre …?
Dana spürte, wie sie errötete.
Das halb
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