Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Keller

Der Keller

Titel: Der Keller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
dachte er. Genau jetzt, in dieser Sekunde, in der besten aller vorstellbaren Nächte. Verdirb sie dir nicht, indem du an morgen denkst.
    Unten angekommen gingen sie über den Lehmboden zu den anderen Gästen, die bereits einen Halbkreis um Lynn herum gebildet hatten.
    Er legte einen Arm um seine eigene Windjacke und umfasste Darkes Schulter.
    »Oooooh«, sagte Monica. »Was für ein hübsches Pärchen.«
    Darke legte einen Finger auf seine Lippen.
    »Sind alle da?«, fragte Lynn und sah sich um. »Oder hat die Bestie jemanden geholt?«
    »Alle anwesend«, verkündete Bixby.
    »Dann lassen Sie mich mit Lillys Geschichte fortfahren. Wie bereits erwähnt bemerkte sie, dass sich jemand in ihrem Keller über ihre Vorräte hergemacht und mehrere Gläser zerbrochen hatte. Sie wusste, dass es nicht ihre Söhne gewesen sein konnten - ein geleertes Glas hatte Runkelrüben enthalten, die die Jungs zutiefst verabscheuten. Also war sie sich sicher, dass ein Fremder hier gewesen sein musste. Lilly Thorn war beileibe kein Feigling. Statt Hals über Kopf davonzurennen, durchsuchte sie den Keller und fand ein Loch im Boden. Genau dieses Loch hier.« Lynn trat einen Schritt zur Seite und deutete hinter sich auf den Boden.
    Owen konnte nichts erkennen; die Leute versperrten ihm die Sicht. Aber er hatte ja Zeit - früher oder später würde er es sich in Ruhe betrachten können.
    »Als Lilly das Loch entdeckte«, sagte Lynn, »befand sich natürlich noch keine stählerne Falltür darüber. Wir brachten sie erst vor ein paar Jahren an und sicherten sie mit einem Vorhängeschloss. Eine reine Vorsichtsmaßnahme. Dies hier ist der Eingang zum Tunnel, der in die Hügel hinter dem Haus führt, und es kam vor, dass von dort verschiedene Waldbewohner eindrangen.
    Lilly begriff natürlich sofort, dass der Eindringling durch dieses Loch gekommen war. In der nächsten Nacht rückte sie mit einer Schaufel an, um es zu schließen. Doch in der Zwischenzeit hatte sich der geheimnisvolle Besucher einige Gläser Pfirsiche genehmigt, was Lilly zu Tränen rührte. ›Da mir selbst weder Einsamkeit noch Furcht fremd sind‹, so schreibt sie in ihrem Tagebuch, »schloss ich diese leidende, verzweifelte Seele, die sich nur aus purer Not einen Weg in meinen Keller gegraben hatte, sofort in mein Herz. Ich schwor mir, mich ihm zu offenbaren und nach Kräften zu helfen.‹
    Sobald ihre Kinder im Bett und ihr Verlobter nach Hause gegangen waren, ging sie nur mit einem Nachthemd bekleidet in den Keller hinunter. Sie setzte sich auf die unterste Stufe und wartete in völliger Dunkelheit auf die Ankunft des hungrigen Eindringlings.
    Schon bald hörte sie Geräusche aus dem Loch und konnte in der Finsternis eine blasse Kreatur erkennen. ›Dann richtete sich mein Gast zu seiner vollen Größe auf, und Entsetzen erfüllte mein Herz. Er war weder Mann noch Affe.‹
    Lilly musste einfach einen genaueren Blick auf diese Kreatur werfen. Also zündete sie ein Streichholz an.«
    »›Ob er eines von jenen seltsamen Geschöpfen, die der Herr in seiner Unergründlichkeit geschaffen, oder eine Ausgeburt des Teufels ist, vermag ich nicht zu sagen. Obwohl mich seine Hässlichkeit und Nacktheit über die Maßen entsetzte, befiel mich doch ein unwiderstehliches Verlangen, seine missgebildete Schulter zu berühren‹«, sagten Vein und Darke plötzlich im Chor.
    »Sehr gut!«, sagte Lynn verblüfft.
    Dennis und Arnold klatschten eifrig. »Absolut abgefahren.« »Extrem.«
    Mehrere der anderen Gäste applaudierten ebenfalls oder nickten wohlwollend.
    »Für diejenigen, die es noch nicht wissen«, sagte Lynn, »Vein und Darke haben soeben sehr schön aus Lillys Tagebuch zitiert und mir meinen Job um einiges leichter gemacht. Geht es noch weiter?«
    »Wenn Sie wollen«, sagte Darke und drückte Owens Hand.
    »Bitte. Fahren Sie fort.«
    »›Das Streichholz erlosch. In der undurchdringlichen Finsternis spürte ich, wie sich die Kreatur zu mir umwandte‹«, sagten sie erneut im Chor. Ihre Stimmen hallten durch die Stille.
    Währenddessen bahnte sich die Bestie - Clyde - einen Weg durch die Gruppe. Die Gäste zuckten zusammen und machten ihm schnell Platz.
    »›Sein warmer Atem auf meinem Gesicht duftete nach Erde und wilden, unergründeten Wäldern. Er legte seine Hände auf meine Schultern, und Krallen bohrten sich in meine Haut. Starr vor Schrecken und Verwunderung stand ich hilflos vor der Kreatur, die den Stoff meines Nachthemdes zerriss‹.«
    Clyde stieg auf einen alten

Weitere Kostenlose Bücher