Der Kelte
weichem Moos am Rand eines Gewässers. Alan, der sich über sie beugte ...
Sie rieb sich gedankenverloren die Stirn, hinter der es angefangen hatte, dumpf zu schmerzen.
„Alan?“ Enora stieß ein trockenes Lachen aus. „Der hat schon ganz andere Verletzungen überstanden! Mach dir keine Sorgen um ihn: Er kann ein ziemliches Arschloch sein, aber wenn er eines ist, dann ein harter Hund!“
Bevor Rose erneut den Mund aufmachen konnte, ertönte vom Bett her ein missbilligendes „Tz, Tz.“
Alan war erwacht. „Ich ein Arschloch? Vielen Dank für die Blumen, Enora!“, sagte er. Sein Gesicht war nicht mehr ganz so blass, der Schweiß war verschwunden.
Enora schenkte ihm ein sardonisches Grinsen.
„Ist doch immer schön zu sehen, dass du dich freust, wenn du mir begegnest“, spottete Alan.
Enora verdrehte die Augen. „Ungefähr so, wie ich mich über eine Bikinizonenepilation freue“, behauptete sie trocken.
Alan wurde übergangslos ernst. Er wies auf Rose. „Sie erinnert sich.“
Enora verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Wand. Mehrere Sekunden lang musterte sie Rose.
„Allerdings nur bis zu dem Segelunfall im 21. Jahrhundert“, fügte Alan hinzu.
Rose entschied, den beiden ihren Flashback von eben zu verschweigen, um die Sache nicht noch zu verkomplizieren.
„Was hat das zu bedeuten, Enora?“, fragte Alan.
Enora überlegte lange, dann zuckte sie mit den Schultern. „Keine Ahnung. Wir haben keinerlei Erfahrung mit dem ganzen Scheiß hier. Aber vielleicht weiß Glynis es.“
Glynis Bertrand. Die alte Frau in der sonderbaren Hütte am Weiher von Erdeven. Offenbar war sie ebenfalls eine Zeitreisende. Rose beschloss, von nun an die Dinge einfach hinzunehmen, wie sie kamen. Wenn sie jedes Detail neu infrage stellte, würde sie über kurz oder lang noch durchdrehen.
„Glynis?“ Alan richtete sich höher auf. „Dann sind wir in einer Zeit, in der sie ...“
Enora stieß sich von der Wand ab. „Sie befindet sich in Erdeven und wartet auf uns, ja. Sie hat mit einem Zauber dafür gesorgt, dass Rose in ein Jahr springt, in dem wir sie treffen können.“ Sie wandte sich Rose zu. „Glynis kann nur in jedem sechsten Mondjahr für wenige Tage die Anderswelt verlassen“, sagte sie, als würde das alles erklären.
Die Anderswelt. Und ein Zauber. Aus irgendeinem Grund dachte Rose plötzlich an den Tee, den Mme Bertrand ihr serviert und an den bretonischen Spruch, den sie dabei gemurmelt hatte. War in diesem Spruch nicht von Zeit die Rede gewesen. Sie war sich ganz sicher. Nachdenklich biss sie sich auf die Innenseite der Wange. Die Dinge hinnehmen, wie sie sind!, ermahnte sie sich selbst. Trotzdem war ihr schlecht.
Enora griff in eine Tasche ihres Kleides und zog die silberne Kette hervor, die Mme Bertrand in ihrer Hütte auf dem Schreibtisch liegen gehabt hatte. „Glynis hat mir die Kette gegeben und mich gebeten, zu ihr zu kommen, damit sie das Ritual beenden kann.“ Sie hielt das Schmuckstück so, dass Alans Blick auf das Amulett fallen konnte, das daran baumelte.
„Die Fassungen sind leer“, sagte er. Seine Stimme war ausdruckslos.
Enora nickte. „Ja. Sie hatten sich kurzzeitig mit eurem Blut gefüllt und die Magie hatte es sogar schon in Rubine verwandelt, aber dann ist etwas dazwischengekommen.“
Alans Miene verfinsterte sich. „Branwen.“
Enora nickte abermals. Sie sah aus, als wollte sie etwas hinzufügen, aber sie entschied sich dagegen. Ganz kurz presste sie die Lippen aufeinander. „Wir müssen nach Erdeven“, wiederholte sie dann. „Glynis wird uns sagen können, was wir tun müssen, um das Ritual zu einem glücklichen Abschluss zu bringen.“
Rose stemmte sich halb von ihrem Stuhl hoch, ließ sich jedoch gleich wieder darauf sinken. Ihr schwirrte der Kopf. „Was für ein Ritual? Kann mir einmal jemand erklären, wovon ihr eigentlich redet?“
„Ein Ritual“, erklärte Enora, „mit dem wir Branwens Fluch über dich brechen wollen.“ Sie rieb sich die Hände. „Ich habe keine Ahnung, wie lange Branwen mit eingekniffenem Schwanz ihre Wunden leckt. Wir sollten also sehen, dass wir so schnell wie möglich nach Erdeven kommen.“ Sie hatte die Türklinke schon in der Hand, als sie hinzufügte: „Ich werde versuchen, jemanden zu finden, der uns die Reise dorthin ermöglicht.“ Sie sah Alan an. „Bis ich wieder da bin, seid ihr beide hübsch brav, klar?“
Alans Blick zuckte zu Rose. „Aye-aye, Madame“, sagte er, aber er grinste Rose dabei
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