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Der Kelte

Der Kelte

Titel: Der Kelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Gavilan
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verflucht wurde“, sagte sie zögerlich. „Kurz bevor du das Bewusstsein verloren hast.“
    Er nickte. „Das ist auch so.“ Er überlegte sehr lange, dann schien er einen Entschluss zu fassen. „Bevor ich dir erkläre, was hier vorgeht, musst du mir erzählen, woran du dich erinnerst.“ Er wirkte noch immer überrascht von der Tatsache, dass sie sich erinnern konnte.
    Sie erzählte es ihm. Sie sprach von dem Urlaub, den Enora und sie in der Bretagne gemacht hatten, davon, wie er zu ihr gekommen war. Als sie ihm sagen wollte, was er mit ihr gemacht hatte, verstummte sie und wurde rot.
    Er lachte leise. „Ich erinnere mich“, sagte er ohne eine Spur von Verlegenheit.
    Sie schluckte. „Jedenfalls kam dann diese Frau, diese ... Branwen, und dann hast du einen Briefbeschwerer genommen und ...“ Sie sparte sich den Rest.
    Auch daran erinnerte er sich gut, das konnte sie seinem Gesicht ansehen.
    Hart schluckte er. „Kannst du dich an früher erinnern?“, wollte er wissen. „An deine Kindheit zum Beispiel?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß, dass ich 1985 geboren wurde, aber ich habe keine einzige Erinnerung daran.“ Sie berichtete ihm von dem Segeltörn mit ihren Eltern und ihrem Bruder und von dem Unglück, das dabei passiert war. „Das Schiff ist untergegangen, und ich habe als Einzige überlebt. Ich wurde an den Strand von Schottland angespült, und seitdem kann ich mich an nichts erinnern, was davor geschehen ist.“ Ihr kam ein Gedanke, der ihr den Atem raubte. „Meinst du, das alles ...?“
    Alan nickte ernst. „Du erinnerst dich nicht an die Zeit vor dem Unfall, weil es sie nie gegeben hat. Als du an dem Strand aufgewacht bist, warst du kurz vorher ebenfalls in der Zeit gesprungen. Genau wie von 2014 hierher.“
    Abwehrend schüttelte Rose den Kopf. „Das kann nicht sein! Enora hat mir von meinen Eltern erzählt und von dem Segelausflug! Sie ...“ In diesem Moment begriff sie, und ihre Augen wurden rund. „Enora hat mir das alles nur erzählt, ich erinnere mich nicht wirklich daran!“, hauchte sie. „Enora kann auch in der Zeit springen!“
    Alan nickte. „Wir drei.“
    „Und Branwen.“
    Der Name der herrischen, schwarzhaarigen Frau schwang unheilvoll in dem kleinen Raum.
    „Und Branwen“, wiederholte Alan. „Du wurdest nicht 1985 geboren, wie du glaubst, sondern im ersten Jahrhundert vor Christus.“
    Rose unterdrückte ein ungläubiges Lachen. „Das ist nicht dein Ernst?“
    „Sehe ich aus, als würde ich scherzen?“
    Sie musterte sein Gesicht. Tatsächlich sah er aus, als meinte er es bitter ernst. Rose dachte an das Messer, das vor Branwens Gesicht in der Luft geschwebt war. Magie , hallte es in ihrem Verstand wider. Zeitreisen. Herr im Himmel!
    „Du springst durch die Zeiten, weil Branwen dich dazu verflucht hat“, erklärte er.
    „Flüche gibt es nicht“, sagte sie verunsichert.
    „Doch.“
    Rose erhob sich von der Bettkante und wollte im Zimmer auf und ab gehen. Aber es war zu eng dazu. Also zwängte sie sich zwischen Bett und Schrank hindurch zu dem kleinen Fenster und starrte eine Weile hinaus. Der Anblick, der sich ihr bot, wirkte wie aus einem Charles-Dickens-Roman: graue Gassen, steile Dächer, Schornsteine mit dickem Rauch. Keine einzige Antenne, keine Satellitenschüssel. Nichts. Sie hob den Blick und schaute in den Himmel. Er war wolkenlos, und trotzdem konnte sie keinen einzigen Kondensstreifen finden. 1888. In dieser Zeit gab es noch keine Flugzeuge ...
    Sie unterdrückte ein hysterisches Kichern. „Okay“, meinte sie schließlich und drehte sich zu Alan um. Ihr war danach, einen Scherz zu machen, um die Panik zu verbergen, die sich in ihrer Brust festgekrallt hatte. „Das heißt dann wohl, dass ich sowas wie unsterblich bin?“
    Über Alans Miene glitt ein Schatten. „Ja“, antwortete er. „Und nein.“
    Rose legte beide Hände in ihren Nacken. „Was soll das schon wieder heißen?“
    „Du stirbst ...“
    Wieder sah sie den Briefbeschwerer auf sich niedersausen.
    „... und dann springst du.“
    Mit dem Rücken lehnte Rose sich gegen die Fensterbank. „Also sterbe ich doch nicht.“
    Darauf antwortete er nicht.
    Rose zwang sich zu einem Grinsen. „Eigentlich ganz praktisch, oder?“
    Sie sah, wie er die Hand auf den Mund legte, als müsse er sich daran hindern, ihr darauf eine Antwort zu geben. Seine Augen wirkten düster. Er war noch immer blass, und während sie gesprochen hatten, war ein feiner Schweißfilm auf seinem Gesicht erschienen. Kurz

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