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Der Ketzerlehrling

Der Ketzerlehrling

Titel: Der Ketzerlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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dir deshalb vom Halse schaffen?«
    »Was?« rief Jevan. »Hat das Mädchen recht, Mann? Hast du etwa geglaubt, du würdest auf die Straße geworfen, damit er seine alte Stellung wieder einnehmen kann? Nach all den Jahren, die du hier gelebt und für uns gearbeitet hast? Hat dieses Haus je einem seiner Leute so etwas angetan? Das hättest du eigentlich besser wissen müssen!«
    Aber genau das war Aldwins Problem – er schätzte sich selbst so gering ein, daß er nicht damit rechnete, jemals Anerkennung zu erfahren, selbst nach vielen Jahren, und seiner Meinung nach war kein Verlaß darauf, daß die Achtung und Rücksichtnahme, die das Haus Lythwood all seinen Bediensteten entgegenbrachte, in gleichem Maße auch ihm galt. Er stand wie vom Donner gerührt da, mit stumm arbeitendem Mund.
    »Bei meiner Seele!« sagte Margaret bekümmert. »Der Gedanke, uns von dir zu trennen, ist uns überhaupt nicht gekommen. Wir hätten dich um nichts in der Welt vertreiben wollen. Er war ein guter Junge, als er bei uns war, aber er hat es selbst nicht gewollt. Ich habe ihm gesagt, wie die Dinge liegen, als er das erste Mal herkam, und er sagte natürlich, die Stellung gehört dir, und er hätte nicht das mindeste Verlangen danach, sie dir zu nehmen. Hast du dir deswegen die ganze Zeit den Kopf zerbrochen? Ich hätte gedacht, daß du uns besser kennst.«
    »Ich hatte keinen Grund, ihm zu schaden«, sagte Aldwin, als spräche er zu sich selbst. »Überhaupt keinen.« Und plötzlich, mit einer krampfartigen Bewegung, die seinen alternden Körper erschütterte wie eine Sturmbö einen Strauch, fuhr er herum und taumelte auf die Tür zu. Conan ergriff seinen Arm und hielt ihn fest.
    »Wo willst du hin? Was kannst du denn noch tun? Es ist nun einmal passiert. Du hast nicht gelogen. Was du gesagt hast, ist wirklich gesagt worden.«
    »Ich hole ihn ein«, erklärte Aldwin mit ungewohnter Entschlossenheit. »Ich sage ihm, daß es mir leid tut. Ich gehe mit ihm zu den Mönchen und sehe zu, ob ich wiedergutmachen kann, was ich getan habe. Ich gestehe ein, weshalb ich es getan habe. Ich ziehe die Anklage zurück.«
    »Sei kein Narr«, fuhr Conan ihn grob an. »Welchen Unterschied würde das machen? Die Anklage wurde erhoben, und die Priester werden sie nicht fallenlassen. Es ist keine Kleinigkeit, einen Mann der Ketzerei anzuklagen und dann einen Rückzieher zu machen. Das führt nur dazu, daß du ebenso tief in der Klemme steckst wie er. Und sie haben meine Aussage und die von Fortunata – was nützt es da, wenn du deine zurückziehst? Sei vernünftig und laß diesen Unsinn!«
    Aber Aldwin hatte nun einmal Mut gefaßt, und sein Gewissen plagte ihn zu sehr, als daß er Argumenten zugänglich gewesen wäre. Er riß sich von der Hand los, die ihn zurückzuhalten versuchte. »Ich kann es wenigstens versuchen! Und das werde ich! Das ist das mindeste, was ich tun kann.« Dann war er zur Tür hinaus und eilte über den Hof auf die Straße zu. Conan wollte ihm folgen, aber Jevan rief ihn scharf zurück.
    »Laß ihn in Ruhe! Wenn er schon zugibt, aus Angst und Bosheit gehandelt zu haben, muß er zumindest versuchen, die Anklage gegen den Jungen zu erschüttern. Worte, Worte, ich bezweifle nicht, daß sie gesprochen wurden, aber Worte können auf vielerlei Art gedeutet werden, und selbst ein geringer Zweifel kann der Sache ein anderes Aussehen geben.
    Du gehst wieder an die Arbeit und läßt den armen Teufel laufen, damit er sein Gewissen erleichtert, so gut er kann.
    Wenn er sich bei den Priestern unbeliebt macht, legen wir ein Wort für ihn ein und holen ihn heraus.«
    Conan gab widerstrebend nach und tat seine unguten Gefühle mit einem Achselzucken ab. »Dann gehe ich am besten bis zum Dunkelwerden hinaus zu den Herden. Gott weiß, wie es ihm ergehen wird, aber vermutlich werden wir es so oder so erfahren.« Und er ging hinaus, immer noch mißbilligend den Kopf schüttelnd über Aldwins Torheit, und sie hörten seinen schweren Schritt, als er den Hof überquerte.
    »Was für ein Durcheinander!« sagte Jevan mit erregtem Seufzen. »Ich muß auch weg und noch ein paar Häute aus dem Schuppen holen. Morgen kommt ein Chorherr aus Haughmond, und ich habe noch keine Ahnung, welches Format das Buch haben soll, an das er denkt. Nimm dir die Sache nicht so sehr zu Herzen, Kind«, sagte er und legte einen seiner langen Arme um Fortunatas Schultern. »Wenn es zum Schlimmsten kommt, werden wir den Prior von Haughmond bitten, für einen unserer Leute bei Gerbert

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