Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
Vom Netzwerk:
gesehen?« Auf ihren Knien richtete sie sich auf, das Baby hing in einem braunen Umhängesack, die Beine schauten links und rechts hervor. Es trug Fellstiefelchen und eine Wollmütze.
    »Schläft er?«, fragte ich.
    »Sie. Geschlafen hat sie schon. Nein, sie denkt nach.« Sie blieb bei dem Satz vollkommen ernst.
    »Wie alt?«
    »Vier Monate.« Sie hob die Muscheln in mein Blickfeld. »Zum Beispiel die, sie leuchtet goldgelb, und das ohne Sonnenlicht. Oder die ist gesprenkelt wie Salz und Pfeffer. Es gibt welche, die haben richtige Miniaturbemalungen.«
    »Was machen Sie damit?«
    »Machen?« Ein überraschter Blick. »Gar nichts.«
    »Nehmen Sie sie mit nach Hause?«
    »Nur die ungewöhnlichsten. Daheim müssen sich schon Tausende angesammelt haben. Von Zeit zu Zeit packt Rupert sie zusammen und schmeißt sie weg. Aber ich beschaffe immer wieder Nachschub.«
    Ich dachte, dass Rupert wohl der Vater des Kindes war. Ich beneidete die drei. Die Frau mit den rostroten Locken sammelte Muscheln, während ihr Baby nachdachte. Von Zeit zu Zeit warf Rupert die Muscheln fort, so blieb der Kreislauf in Gang. Es erschien mir als ein vollendetes Bild für Glück.
    Inzwischen war die Frau auf die Beine gekommen, behutsam streichelte sie den Rücken des Babys. Die winzigen Beine zuckten. Wir verabschiedeten uns, ohne den Namen des anderen erfahren zu haben.
    Ein halbes Jahr später traf ich sie, der wiederzubegegnen ich nicht angenommen hatte, auf der Kirmes von Gloucester zum zweiten Mal. Ich erkannte sie an der Farbe ihres Haares. Sie trug einen Hosenanzug und die gleichen Bergschuhe. Unsere Strandbegegnung war so flüchtig gewesen, dass ich nicht auf die Idee kam, sie anzusprechen. Das Kind hatte sie nicht dabei, stattdessen ging ein Mann an ihrer Seite. Obwohl er jünger wirkte, nahm ich an, das müsse Rupert sein. Ich hatte mir ein indisches Curry gekauft und aß es umständlich vom Pappteller.
    »Weymouth«, sagte plötzlich jemand in meinem Rücken.
    Ich hatte sie aus den Augen verloren, unvermittelt standen sie und ihr Begleiter hinter mir.
    Ich tat überrascht. »Weymouth? Ach ja, die Muschelsucherin.«
    Sie nickte.
    »Wie geht es Ihrem kleinen Mädchen?«
    »Gut, nehme ich an.«
    »Sie nehmen es an?«
    »Das war das Kind meiner Schwester. Sie wollte sich im Urlaub mal richtig ausschlafen, da habe ich die Kleine mit ans Wasser genommen.«
    »So ist das«, antwortete ich, merkwürdig erfreut.
    »Nett, Sie zu sehen«, sagte sie, als ob wir einander besser kennen würden.
    »Was machen Sie in Gloucester?«
    »Arbeiten.«
    »Sie arbeiten hier?«
    »Ich bin sogar hier geboren.« Sie stellte ihren Begleiter vor. »Das ist mein Kollege Ralph. Ich bin Rosemary.«
    »Hallo, Rosemary. Ich bin Arthur.« Wir schüttelten uns die Hand.
    »Genießen Sie Ihr Curry.« Sie und der andere gingen weiter.
    »Was arbeiten Sie, wenn ich fragen darf?«, rief ich.
    »Wir sind Beamte.« Sie stieß ihren Begleiter an. »Zwei schlecht bezahlte Beamte.«
    Ich beobachtete sie noch eine Weile. Ihr Gang wiegte hin und her, als ob sie es genießen würde zu gehen. Ich fragte mich, was für eine Art von Beamte sie war, die es sich leisten konnte, während der Arbeitszeit auf der Kirmes spazieren zu gehen. Ich fragte mich, ob sie selbst Kinder hatte und wer gerade auf sie aufpasste. Ich fragte mich, was für ein Typ dieser Rupert sein mochte. Nach unserer zweiten Begegnung gestand ich mir ein, dass mir diese Frau gefiel. Die dritte gab den Ausschlag für mein weiteres Leben.

L eider kann niemand bezeugen, wo Sie zur Tatzeit waren, Mrs Lancaster.«
    Nachdem Rosemary und Ralph im Kindergarten zwanzig Minuten hatten warten müssen, bat die Leiterin sie ins Büro. Die Verzögerung entschuldigte sie mit einem Vorstellungsgespräch. Sie müsse die Stelle von Miss Perry so schnell wie möglich nachbesetzen, der Kindergarten sei überbelegt.
    Die Ermittler sitzen auf denselben Stühlen wie tags zuvor, hinter der Glasscheibe spielen die Kinder. Nur die Stimmung hat sich geändert, sie ist aggressiv, geradezu feindselig.
    »Was meinen Sie mit bezeugen «, fragt die Lancaster mit verkniffenem Mund. »Sind Sie alleinstehend, Inspector?«
    »Nein.« Für einen Moment ist Rosy irritiert.
    »Nehmen wir an, Sie wären geschieden, wie ich. Wer könnte bezeugen, dass Sie um ein Uhr nachts im Bett gelegen haben?«
    Verrückte Bilder gehen Rosy durch den Kopf. Zwei Körper, die sich auf einem Bett herumwerfen, in dem Queen Elizabeth I. einmal schlief. Die Kommissarin

Weitere Kostenlose Bücher