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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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fährt allein zu Familie Gaunt. Ralph hat sich nach Swindon aufgemacht, er prüft das Alibi von Mr Black. Rosys Dezernat hat genügend Mitarbeiter, sie könnte die Gaunts zu zweit besuchen, doch sie findet es strategisch besser, allein zu kommen. Eine Frau, die einer Frau Fragen stellt, heikle Fragen.
    Rosy ist nicht nur ein feiner Mensch, sondern bei aller Direktheit eine sensible Polizistin. Sie geht nicht ins Haus einer Familie und fragt: »Mr Gaunt, hatten Sie was mit Ihrer Studentin? Gibt es ein Geheimnis, das Sie Ihrer Frau verheimlichen?«
    Rosemary fährt nach Carleen, einem Zweistraßendorf unweit von Cheltenham. Hauptstraße, Nebenstraße, kein Pub, kein Lebensmittelladen. Nur Natursteincottages mit gepflegten Gärten, das Haus der Gaunts macht da keinen Unterschied. Der Rasen ist gestutzt, die Fenster sind geputzt, die Gardinen haben den rechten Faltenwurf.
    Mrs Gaunt ist eine kleine schlanke Frau mit staunenden Augen. Sie hat weiche Lippen, die sie beim Sprechen kaum öffnet, vielleicht weil ihre Zähne etwas schief stehen. Ihr aschblondes Haar ist streng nach hinten frisiert.
    »Bitte. Hier entlang.«
    Mrs Gaunt trägt etwas, das man als Nachthemd bezeichnen könnte, doch es ist ein bodenlanges Hauskleid. Sie hat keine Einwände, als Rosy den Wohnzimmerteppich mit Straßenschuhen betritt. Rosys Bergschuhe, ihr Markenzeichen.
    »Mein Mann verspätet sich ein wenig.« Sie bietet den Besuchersessel an, er steht abseits der Couchgarnitur.
    »Wie ruhig Sie es hier haben.«
    »Ja. Sehr ruhig.«
    »Sie mögen die Stille nicht?«
    »Doch. Ich brauche sie sogar.« Die Frau stützt eine Hand auf die Lehne und lässt sich langsam auf das Sofa nieder. »Ich bin, wie sagt man, etwas angegriffen.«
    »Hoffentlich nichts Ernstes.«
    Ein trauriges Lächeln. »Dein Körper, das unbekannte Wesen.« Sie wischt die Hände ab, als ob sie schwitzen würde. »Sie kommen wegen Miss Perry.«
    »Kannten Sie sie?«
    »Oh, natürlich.«
    »Wieso ist das natürlich? Kennen Sie viele Studenten Ihres Mannes?«
    »Miss Perry war nicht irgendeine Studentin. Sie war der Schützling von Harriet.«
    Rosy versteht, von wem die Rede ist. »Sie sind mit Mrs Lancaster befreundet, nicht wahr?«
    »Seit der Schulzeit. Wir stammen beide aus der Gegend und sind nie von hier weggekommen.«
    »Wären Sie gern weggekommen?« Rosy sitzt zu tief und rutscht nach vorn.
    »Ich hätte am liebsten Archäologie studiert. Der Blick in die Geschichte hat etwas Beruhigendes. Er nimmt einem die Angst.«
    »Die Angst wovor?«
    »Vor dem Leben«, antwortet Mrs Gaunt ganz selbstverständlich.
    »Haben Sie Ihr Studium abgebrochen?«
    »Nicht einmal angefangen habe ich.«
    »Was ist dazwischengekommen?«
    »Die Liebe natürlich.«
    »Sie meinen Ihren Mann?« Rosy schmunzelt. »Deshalb hätten Sie trotzdem studieren können.«
    Mrs Gaunt erwidert das Lächeln. »Diese Antwort hätte von meinem Vater stammen können. Er wollte immer, dass ich selbstständig bleibe, auch in der Ehe. Die Wahrheit ist, ich besitze keine besonders starke Entschlusskraft.« Mrs Gaunt will aufstehen, wieder der Griff an die Lehne. »Entschuldigung, was darf ich Ihnen anbieten?«
    »Ehrlich gestanden, gar nichts.«
    Mit einem Seufzer sinkt sie zurück. »Als wir heirateten und durch Edwards Anstellung bei der Uni klar wurde, dass wir kein zweites Einkommen brauchen würden, habe ich meine Berufspläne aufgegeben.«
    »Haben Sie Kinder?«
    Eine gewöhnliche Frage, doch Mrs Gaunt reagiert darauf mit einem irritierten Blick. »Nein. Ich bin auf allen Ebenen ein Versager.«
    »Unsinn«, antwortet Rosy herzlich. »Ich habe auch keine Kinder. Es interessiert mich nur, was Sie hier draußen den ganzen Tag machen.«
    »Ich lese. Manchmal arbeite ich für einen kleinen Verlag. Ich berate sie, welches Manuskript man veröffentlichen könnte.«
    »Warum haben Sie Miss Perry den Job bei den Toddlers verschafft?«
    »Ich fand das selbstverständlich. Edward sagte, da ist ein begabtes Mädchen, das sich etwas dazuverdienen will. Natürlich bat ich Harriet um Hilfe.«
    »Warum hat Ihr Mann es nicht selbst getan?«
    »Die beiden sind sich nicht besonders grün.« Sie zupft am Ohrläppchen. »Ein dummer Streit. Das soll er Ihnen besser selbst erzählen.«
    »Sie sind also zu Ihrer Freundin gegangen –?«
    »Zusammen mit Miss Perry.«
    »Sie kannten Gwendolyn demnach näher?«
    »Das nicht. Wir haben uns ein paarmal gesehen.«
    »Mochten Sie sie?«
    »Doch, ja. Ich bewunderte ihr … ihre

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