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Der Killer im Lorbeer

Der Killer im Lorbeer

Titel: Der Killer im Lorbeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Escroyne
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hinaus.«
    »Vielleicht.«
    »Waren Sie eifersüchtig auf Mr Gaunt?«
    »Auf den alten Sack?«
    »Der alte Sack hat Ihre Blume am Wegesrand gepflückt.«
    »Was soll das Ganze? Glauben Sie, ich habe Gwen umgebracht? Ich war in Leicester.«
    »Und ich werde das überprüfen müssen.« Rosy legt den Arm über die Banklehne. »Musste Mr Gaunt nicht fürchten, dass seine Frau von der Affäre erfährt?«
    Ogilvy kratzt sich am Hals. »Was die Ehe der Gaunts betrifft, blicke ich nicht durch. Es heißt, seine Frau ist nicht ganz gesund.«
    »Vielleicht war der Moment in seinem Büro in Wirklichkeit ganz harmlos?«
    »Das fragen Sie Gaunt wohl besser selbst.«
    »Bitte geben Sie Sergeant Bellamy die Daten Ihres Leicesteraufenthaltes. Ihr Schlüsselbund verrät mir, Sie waren mit dem Auto unterwegs. Ein Aston Martin ?«
    »Ich habe lange auf diesen Wagen gespart, Detective.«
    Rosy steht auf. Der Student überragt die Kommissarin um Haupteslänge.

E in Hund bellt einen Regenbogen an. Das ist  erstaunlich, denn Hunde sind farbenblind. Dennoch scheint ein Hund die Existenz des Regenbogens zu spüren. So ähnlich verhält es sich mit Menschen und der Zeit. Der Mensch spürt die Zeit durch die Veränderungen, die mit ihrem Verlauf verbunden sind. Aber er kann die Zeit nicht sehen, kann sie in ihrer Existenz als Ergänzung zum Raum nicht begreifen. Räume sehen wir, die Zeit ist unsichtbar. So betrachtet, fühle ich mich wie ein Hund vor einem Regenbogen.
    Das Verrinnen der Zeit an diesem Nachmittag. Ich sehne mich danach, in den Garten zu laufen, den Lorbeer zu betreten und mich der Wirkung zu vergewissern. Flüssigen Tod habe ich versprüht und bin voll Neugier, ob meine Tat das gewünschte Ergebnis bringt. Sinnlos, ich weiß. Die Wirkung des Pestizids zeigt sich erst nach 24 Stunden. Wie soll ich 24 bange Stunden überstehen? Mit Arbeit? Manchmal hilft sie. Heute ist eher Sisyphos mein Schutzpatron. Wie soll eine Keksdose mich davon ablenken, was in meinem Garten geschieht?
    Raffinesse. Ein dummer Name, ein oberflächlicher. Er baut auf das nationale Minderwertigkeitsgefühl meiner Landsleute, dass es in Frankreich bessere Süßigkeiten gäbe. Frankreich, das Land der Feinschmecker, lautet die Werbestrategie, deshalb wählte der Kekshersteller den französischen Namen Raffinesse . Gewöhnliche Kekse, mit Schokolade, mit Haselnussfüllung, mit Marmelade. Rosy und ich knabbern sie seit Wochen zum Tee. Die Werbeagentur hat mir ein Riesenpaket davon geschickt. Allmählich wird die Firma ungeduldig, man will ein Ergebnis sehen – die ultimative Keksdose.
    Ich bin Designer von Keksdosen. Mehr habe ich beruflich nicht vorzuweisen. Es sind nicht immer Keksdosen, manchmal gestalte ich auch das Outfit für einen Fliesenkleber oder die optimistische Verpackung eines Abführmittels. Ich bin Gebrauchsgrafiker. Mein Vater hatte nichts dagegen.
    »Wenn du schon arbeiten musst, ist eine Arbeit so gut wie die andere«, sagte er. Von einer Karriere, angetrieben durch Ehrgeiz, hielt der 35.  Earl, hielten alle Escroynes wenig. Mit ein Grund, warum das Manuskript meines ersten Romans noch immer in der Schublade schlummert. Nicht mal Rosy gegenüber habe ich je erwähnt, dass ich mir vorstellen könnte, Bücher zu schreiben. Entweder ist man sowieso zu Großem geboren, dann stellt das Schicksal einen an den entsprechenden Platz. Oder man hat das Privileg, eine noble und anonyme Existenz abseits der gehetzten Welt zu führen. Das galt den Escroynes von jeher als erstrebenswerter. Man könnte es als unseren Wahlspruch bezeichnen.
    Ich habe mit fotografischen Motiven experimentiert, einer Ansicht von Paris oder einem südfranzösischen Lavendelfeld. Darüber der Schriftzug – Raffinesse. In den Regalen würde eine solche Keksdose nicht auffallen. Ich habe es mit Schnörkeln und Kringeln versucht, Hinweis auf lange Erfahrung in der traditionellen Backkunst. Jetzt rücke ich den verdammten Cookies postmodern zu Leibe. Nichts soll die Dose zieren als die Farben Blau, Weiß, Rot. Mehr Frankreich geht nicht, denke ich, die Trikolore macht mich zuversichtlich. Bis mir auffällt, dass man die Keksdose versehentlich mit holländischen Süßigkeiten verwechseln könnte. Vielleicht liegt mein Scheitern darin, dass ich eigentlich etwas anderes tun will: in meinen Garten gehen. Dieser labile Zustand verwandelt die Zeit an diesem Nachmittag zu etwas Greifbarem, das sich schwer dahinschleppt.
    Rosy hat es eilig. Man hat ihr kurzfristig Audienz gewährt. Sie

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