Der Killer im Lorbeer
Ralph.
»Lassen Sie mich bitte zuerst mit Emily reden.« Gaunt will ins Haus.
»Ich fürchte, ich muss Sie daran hindern, sich mit Ihrer Frau abzusprechen.« Ralph stellt sich ihm in den Weg.
Gaunt sieht ihn erstaunt an. »Wollen Sie andeuten, dass ich etwas mit Mrs Lancasters Tod zu tun habe? Rücken Sie deshalb gleich mit dem Überfallkommando an?« Sein Gesicht verhärtet sich. »Es ist wohl besser, ich verständige meinen Anwalt.«
Dagegen hat Rosy nichts einzuwenden.
Mit der Familie Black hat es Rose noch schwerer.
»Sie wollen mich verhören?«, ruft der Versicherungsvertreter lautstark im Treppenhaus. »Ausgerechnet mich?« Er verwendet offenbar Haaröl für seine Frisur. Jetzt, ohne Vorwarnung aus dem Bett geholt, steht das Haar auf groteske Weise nach allen Seiten ab.
»Eine Befragung, nichts weiter«, erwidert Ralph.
Mrs Black stellt sich im gesteppten Morgenmantel an die Seite ihres Mannes. »Warum lassen Sie Sam nicht in Ruhe?«
»Wir müssen Sie bitten mitzukommen, Sir.«
»Um diese Zeit? Ich denke nicht daran!«
Plötzlich hört man aus dem Inneren der Wohnung ein zartes Stimmchen, leises Mamarufen.
Vorwurfsvoll sehen die Blacks die Ermittler an. »Sie haben das Kind geweckt.«
Eine Tür öffnet sich. Ein Mädchen im himmelblauen Schlafanzug schaut sich schlaftrunken um. »Mama, Papa?«
»Alles gut, mein Schatz. Du kannst weiterschlafen.«
Das Kind kommt zur Mutter gelaufen. Etwas klappert. Eine Art Schiene an seinem linken Bein.
»Sie trägt die Gehhilfe auch nachts?«, fragt Ralph.
»Der Mechanismus hält das Becken beim Schlafen in der richtigen Position«, antwortet der Vater.
Alice wird von Mrs Black hochgehoben.
»Wer ist das, Papa?«
»Das sind Polizisten. Sie wollen uns etwas fragen.«
Sergeant Bellamy, der zweifache Vater, tritt auf Alice zu. »Hallo. Ich bin Ralph. Entschuldige, dass wir dich geweckt haben.«
»Was willst du uns denn fragen?« Der Schlafanzug der Kleinen ist mit Luftballons bedruckt.
Er lächelt auf seine harmlose Art. »Was dein Papa und deine Mama heute Abend gemacht haben.«
Überrascht zieht Mrs Black das Kind an ihre Brust.
»Wann haben sie dich ins Bett gebracht?«, hakt Ralph nach, bevor sich der kräftige Versicherungsvertreter dazwischenschiebt.
»Das ist genug!«, zischt er mit verhaltener Wut.
»Sie haben mich nicht ins Bett gebracht«, antwortet Alice freundlich. Eine Zahnlücke wird beim Lächeln sichtbar.
»Ach nein?«
»Mrs Wittle hat mich ins Bett gebracht.«
»Schon gut, Schätzchen. Du musst wieder ins Bett.« Black nimmt seiner Frau das Mädchen ab und läuft zum Kinderzimmer.
»Mrs Wittle?«, fragt Ralph.
»Unsere Nachbarin«, antwortet Mrs Black. »Sie hilft manchmal als Babysitter aus.«
»Auch heute? Aus welchem Anlass?«
»Du sagst nichts mehr«, ruft Black von der Tür, bevor er Alice nach drüben bringt.
»Sie waren also abends nicht daheim?« Rosy ist nicht immer einverstanden, wenn Ralph die Leute so frech überrumpelt. Manchmal, so wie eben, gibt der Erfolg ihm recht.
»Wir waren aus. Im Kino.« Die Frau nestelt an ihrem Rüschennachthemd.
Black kommt zurück. »Kümmer du dich um die Kleine. Ich rede mit den Leuten.« Er pflanzt sich breitbeinig vor den Ermittlern auf. Wortlos geht Mrs Black ins Kinderzimmer.
»Sie waren im Kino?« Ralph und Rosy werfen einander einen Blick zu.
»Lassen Sie uns das nicht hier besprechen«, erwidert der Versicherungsvertreter.
»Lieber auf dem Kommissariat?«
»Ja. Ist besser so.« Sein Ton hat sich verändert. Etwas Eindringliches liegt darin. »Geben Sie mir ein paar Minuten zum Anziehen.« Black zeigt zum Wohnzimmer. »Nehmen Sie so lange Platz.« Er verschwindet ins angrenzende Zimmer. Von nebenan ist Mrs Black zu hören, sie singt ein Kinderlied.
Ich bin nicht ins Bett zurückgegangen, habe zu arbeiten versucht und bin am Schreibtisch eingenickt. Als ob man sich in dieser Nacht auf Keksdosen konzentrieren könnte. Früh kommt die Dämmerung. Mit knackenden Gelenken stehe ich auf, strecke mich. Es ist noch Kaffee übrig, keine volle Tasse. Es reicht als Verzögerung dessen, was ich tun muss. Ich gieße den schwarzen Rest in einen Henkeltopf und mache ihn heiß. Die Brühe schmeckt wie etwas zum Abgewöhnen.
Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder das Pflanzenschutzmittel hat sich durchgesetzt, dann finde ich Zehntausende Leichen unter meinem Lorbeer. Die andere Möglichkeit möchte ich mir gar nicht ausmalen, nicht am frühen Morgen. Soll ich im Schlafanzug gehen? Wer
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