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Der Killer wartet

Der Killer wartet

Titel: Der Killer wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vibrierte seine Stimme. Er atmete schneller, als er leise fortfuhr: "Ein kleiner Junge, vielleicht vier Jahre alt, betritt die Wohnung seiner Eltern. Er kommt vom spielen, den Ball hat er noch unter dem Arm. Er ist hingefal-len und hat das Knie blutig und nur deshalb ist er jetzt hier." Er schnappte nach Luft und machte eine Pause. Dann schluckte er. "Können Sie mir folgen?"
    "Ja", sagte Carola fast tonlos. "Erzählen Sie mir, wie es weitergeht..."
    "Der Junge kommt in die Wohnung. Die Tür steht auf. Er sieht seine Eltern, beide liegen auf dem Boden -
    tot. Und daneben steht ein großer Mann mit einer sehr langen Pistole. Er sieht den Jungen an und der Junge sieht ihn an.
    Und dann ist da noch ein zweiter Mann, der gerade den Schreibtisch durchsucht. Er trägt Handschuhe. 'Komm!' sagt der Mann mit der Pistole. Dann gehen sie an dem Jungen vorbei, verlassen die Wohnung und verschwinden."
    Das Schweigen, das dann den Raum erfüllte war unangenehm und drückend. Und im Hintergrund ging immer noch die Uhr.
    Unablässig ging das Pendel hin und her. Carola dachte unwillkürlich an ein Fallbeil.
    "Der Junge - das waren Sie?" fragte sie.
    Er nickte.
    "Sie dürfen dreimal raten, wer der Mann mit der Pistole war!"
    Carola hob die Augenbrauen.
    "Martin?
    "Ja."
    "Und der zweite Mann?"
    "Norbert Wolf."
    "Sie... Sie täuschen sich bestimmt!"
    "Nein, ich täusche mich nicht", erklärte er. "Ich habe Jahre gebraucht, um herauszufinden, was damals geschehen ist.
    Aber seit es die Mauer nicht mehr gibt, ist alles etwas leichter geworden... Der Mann auf dem ersten Foto, das war der Stasi-Offizier, von dem Ihr Mann seine Aufträge erhielt!"
    "Aufträge?" erkundigte sie sich, und ihre Augen wurden schmal dabei.
    "Ja, insgesamt sieben", bestätigte er. "Sieben Menschen, die Ihr Mann und Norbert Wolf umgebracht haben. Politische Gegner, die in den Westen geflohen waren, Überläufer, was weiß ich... Mißliebige eben."
    Carola hatte das Gefühl, einen Schlag vor den Kopf zu bekommen. Alles drehte sich vor ihren Augen. Ein Schwindel-gefühl erfaßte sie.
    "Das wußte ich nicht."
    "Sie haben geglaubt, daß Ihr Mann nur ein paar Panzer fotografiert hat, was? Nein, er hatte ganz spezielle Aufgaben. Aber er wird dafür bezahlen!"
    "Mein Gott... Können wir uns nicht irgendwie einigen? Ich meine..."
    Der Helm hob sich ein wenig. Carola blickte in ihr eigenes Spiegelbild.
    "Einigen?" fragte er höhnisch.
    "Geld, vielleicht. Unsere Firma geht gut, da..."
    "Vergessen Sie's!"
    "Wie, bitte?"
    "So etwas läßt sich nicht mit Geld regeln. Das ist ausgeschlossen. Ich sehe jede Nacht diesen Mann vor mir, mit seiner Pistole... Können Sie sich vorstellen, wie das ist?
    Können Sie das?"
    "Wahrscheinlich nicht", gab Carola zu und dachte gleichzeitig fieberhaft nach. "Wenn Sie so sehr von der Schuld meines Mannes überzeugt sind - weshalb gehen Sie dann nicht zur Polizei, anstatt hier mit einer Pistole aufzutau-chen."
    Er schüttelte den Kopf.
    Sein Ton wurde bitter.
    "Das ich nicht lache! Wissen Sie, wieviel man auf die Erinnerung eines Vierjährigen gibt? Nein, das würde nur im Sande verlaufen. Ihr Mann war Profi. Er hat seine Sache gut gemacht. Es dürfte schwer sein, heute noch Beweise beizubringen, die ein Gericht akzeptieren könnte!" Er machte eine Pause. Dann fragte er unvermittelt: "Ist Ihr Mann eigentlich bewaffnet?"
    "Nein", sagte Carola.
    "Soll ich das glauben?"
    "Glauben Sie, was Sie wollen! Er hat eine Pistole.
    Aber nicht bei sich. Soll ich sie Ihnen zeigen?"
    Der Mann zögerte und schien einen Moment lang nachdenken zu müssen.
    Dann nickte er schließlich langsam, aber bestimmt.
    "Ja."
    Er fuchtelte mit der Pistole hin und her. Carola erhob sich vorsichtig.
    "Seien Sie ja vorsichtig mit dem Ding, hören Sie?"
    murmelte sie.
    "Lassen Sie das ruhig meine Sorge sein! Wo ist die Waffe?"
    "In der Küche."
    "Versuchen Sie keine Tricks, ja? Es würde Ihnen schlecht bekommen!"
    Er ließ Carola vor sich her gehen.
    "Werden Sie mich nicht ohnehin töten?" fragte sie, als sie die Küche erreicht hatten.
    "Warum sollte ich?"
    Plötzlich klang Carolas Stimme sehr stark und bestimmt.
    "Das sagen Sie nur, um mir Hoffnung zu machen!" stellte sie kühl fest.
    "Ich sage es, weil es die Wahrheit ist. Außerdem habe ich einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Ihr Mann hat den Tod verdient, sogar mehr als das! Aber sie haben damit nichts zu tun."
    "Aber ich wäre eine Zeugin."
    "Wirklich?" Er lachte. "Was wissen Sie von mir? Nichts. Ihr Mann war Profi,

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