Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Geschmack auf seiner Zunge. A n gewidert sah er die Flüssigkeit in se i nem Becher an. Dann stellte er ihn zurück auf den Tisch und fuhr fort.
„Man hat sich daran erinnert, dass die Barbaren vor jeder Auseinandersetzung Unterhändler mit der Bitte um Land geschickt haben. Erst nachdem diese Ges u che abgelehnt worden waren, kam es zu den Schlac h ten, in denen Rom solch vernichtende Ni e derlagen einstecken musste. Man will deshalb ve r suchen, durch Senatsbeschluss abgesichert, eine Lösung auf diplom a tischem Wege zu erreichen. Eine Ansiedlung der Ho r den in einem langgestrec k ten Gebiet nördlich der A l pen soll von römischer Seite befürwortet und mit röm i scher Unterstü t zung gegen die dort ansässigen Stämme durchgesetzt werden. Die Barbaren sollen als Verbü n dete Roms eine Art Schutzwall gegen andere Völker des No r dens bilden. Außerdem soll ihre militärische Übe r legenheit in Zukunft für unsere Zwecke genutzt werden, indem man ihnen im Gegenzug für die U n te r stützung bei der Ansiedlung Söldnertruppen abve r langt, die Rom an anderer Stelle militärisch von...“
Saturninus konnte seinen Satz nicht zu Ende bri n gen, denn Marius hatte sich bei diesen Wo r ten en t rüstet auf den Schenkel geschlagen und war von seinem Lager aufgesprungen.
„Einen größeren Unsinn habe ich in meinem ga n zen Leben noch nicht gehört, noch nie hat sich ein Römer auf das Wort dieser Wilden verlassen. Diese Verrückten sind vollkommen unberechenbar und wären eine i m merwährende Bedrohung.“ Saturn i nus sah seine Vo r teile dahinschwinden. Schnell antwortete er: „Die Ari s tokraten sind da anderer Meinung und haben Servilius damit beauftragt, Menschen ausfindig zu machen, die etwas über die Barbaren wi s sen.“
Nervös suchte er den Blick seines Begleiters. Serv i lius nickte heftig.
„Er war mehr als erfolgreich und hat einen Händler ausfindig gemacht, der in seiner Jugend bis an das Nordmeer gereist ist und dort mit den ansässigen Vö l kern Geschäfte gemacht hat. Dass es sich um dieselben Stämme handelt, haben wir selbst best ä tigt gesehen, indem wir ihn mit einem der wenigen Gefangenen z u sammenbrachten. Er war in der L a ge, sich mit ihm in dessen Sprache zu unterhalten und etwas über ihre Herkunft in Erfahrung zu bringen, bevor der Barbar den wilden Tieren vo r geworfen wurde.“
„Das mag glauben, wer will.“
Marius wollte sich um keinen Preis beruhigen lasse. Doch Fimbria zog ihn zurück auf seinen Platz. Zu S a turninus sagte er begütigend: „Nun, wer soll denn di e ser Kenner der Barbaren sein?“
Saturninus war nun doch etwas gereizt über die wenig begeisterte Reaktion. Eigentlich hatte er sich das ganze Gespräch etwas anders vorgestellt. Nach einem kurzen Zögern fuhr er dann mit leicht bele i digtem Ton fort: „Es handelt sich um einen gewi s sen Marcus Crispinus, einen Raritätenhändler, de s sen Geschäft sich am forum romanum befindet. Ich habe ihn für heute Abend hie r her bestellt, um ihn selbst berichten zu lassen. Er müs s te sich bereits im Hause b e finden.“
Marius winkte knapp, um einen der bedienenden Skl a ven ins Atrium zu schicken und den B e sucher ins Triklin i um bringen zu lassen. Die Versammlung wart e te schweigend.
Der Mann, der einige Minuten später hinter dem Di e ner ins Speisezimmer trat, war nur wenig jünger als der Hausherr, ohne aber dessen Wachsamkeit und Nervos i tät auszustrahlen. Von mittelgroßer Statur, sah man ihm seinen Wohlstand an dem stämmigen Körper mit dem kräft i gen Bauch und an den gediegenen Stoffen seiner Kleidung an. Seine Umgangsformen waren durch den Verkehr in den feinsten Häusern Roms g e schliffen und großstä d tisch, doch trot z dem bemerkte Marius, insgeheim befriedigt, eine gewisse Befange n heit, wie es sich ang e sichts der Gesellschaft zweier Konsuln auch gehörte. Nachdem der Kaufmann die Anwese n den gegrüßt hatte, bat ihn Fimbria, sich doch zu ihnen zu setzen, eine Aufforderung, die sowohl M a rius als auch Saturninus zusammenzucken lies. Der erstere fand es aufgrund militärischer, letzterer au f grund aristokratischer Gewohnheiten unpassend, dass sich der Krämer in ihrer Gegenwart setzte, doch beide beherrschten sich, da man ja wohl im Hause eines P o pul a ren dem einfachen Volk entgegenkommen musste. Marcus Crispinus setzte sich etwas schwe r fällig an das Fußende des angewiesenen Sofas und nahm den B e cher mit verdünntem Wein, der ihm von einem der Sklaven vor die
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