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Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)

Titel: Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz von Lech
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Vater verurteilte ihn zum Tode doch statt das Urteil gn ä dig und schnell zu vol l strecken, sollte er noch leben, solange es sein Vater für nötig hielt. Agnar brauchte noch eine Weile, um den ganzen Plan zu erfassen. Er sollte leben mit dem erdr ü ckenden Gefühl seiner Schuld und dem unausweichl i chen Ende im Moor vor Augen. Agnar wusste nun, dass sein Vater in ihm nichts anderes sah als eine Strohpuppe, eine Figur in dem Spiel um seine Macht. Wie ein Tier sollte er leben, um zu zeugen, und wenn endlich die Thronfolge gesichert wäre, dann wäre er entbeh r lich und man würde ihn wegwerfen wie einen alten Fetzen.
    Ein leises ungläubiges Lächeln stahl sich auf Agnars Lippen, und verwundert fühlte er, wie der Hass auf seinen Vater seine Seele leerte.
    Bojord aber schien durch seine Idee Entscheidung sichtlich belebt. Mit neuer Energie begann er seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er befahl seine Lei b wache zu sich und gab ihnen den Auftrag, das Thing für den nächsten Neumond auszurufen. Dann befasste er sich mit dem E r scheinungsbild seines Sohnes. Zufrieden nahm er zur Kenntnis, dass dieser das Stadium „lang und dünn“ endgültig hinter sich gelassen hatte und nun für „groß und schlank“ durchgehen konnte. Bojord gab sich eine Woche Zeit, um aus dem von Selbstzweifeln ze r fressenen Prie s ter einen strahlenden Thronerben zu machen. Um keine Zeit zu verlieren, befahl er se i nem Sohn, den Mantel abzulegen und Waffen und Armringe abzustreifen. Agnars Schockzustand war völliger Gleichgültigkeit gewichen, ratlos fühlte er das heiße Pulsieren der Wut in seinem Inneren. Er war wie g e lähmt, und mit einem letzten Rest klaren Gedankens war er froh da r über, denn wäre er nur etwas weniger erstarrt gewesen, er hätte sein Schwert gezogen und seinen eigenen Vater erschl a gen. So bewegte er sich wie eine Puppe mit fahrigen Bewegungen und ohne eig e nen Willen. Er nahm den rutschenden Schwertgurt von den Hüften, ließ den schweren weißen Wollmantel zu Boden gleiten und streifte zuletzt die Armringe ab, die er seit se i nem zwölften Lebensjahr getragen hatte. Es waren die Schmuckstücke, die sein Vater ihm anlässlich seiner Namensgebung geschenkt hatte, zwei schm a le Bänder aus dünnem Goldblech. Unterdessen ha t te B o jord eine Truhe neben seinem Lager geöffnet. Er holte mehrere lederne Beutel hervor, die die let z ten Reic h tümer der Kimbern enthielten. Einen Schwertgurt mit einer langen, schmalen Schließe aus Bronze, eine G e wandnadel und zwei Armringe aus Gold. Diese unte r schieden sich allerdings deu t lich von denen, die Agnar bisher getragen hatte. Zwei blattförmige, handgroße Spangen aus mass i vem Gold umschlossen die Obera r me von der I n nenseite, ihre Spitzen liefen auf der A u ßenseite des Arms in zwei großen, gegeneinander g e drehten Sp i ralen aus. Bojord nahm sein eigenes Schwert ab, befestigte es an dem prächt i gen Gurt und legte ihn seinem Sohn um die Hüften. Die Waffe war nach neuester keltischer Machart gearbeitet und fast doppelt so lang wie die sonst üblichen Waffen.
    Mägde wurden herbeigerufen, damit sie den Mantel mitnehmen und instand setzen, oder noch besser, einen neuen beschaffen sollten. Als sie wieder ve r schwunden waren, forderte Bojord seinen Sohn zum ersten Mal auf, sich zu setzen. Er war mit dem Erscheinungsbild Agnars schon recht zufrieden. Wenn sich seine Sti m mung noch aufheiterte , wü r de er einen ganz pa s sablen Thronfolger abgeben.
    Bojord nahm zwei neue Becher aus der Truhe und fül l te sie mit Wein. Einen drückte er Agnar in die Hand, doch bevor Bojord seinem Sohn zutrinken konnte, hatte dieser den Becher in e i nem Zug g e leert.
     
    Die Menschen des Zuges waren glücklich, eine L ö sung aufgezeigt zu bekommen. Alle hatten in Furcht vor der Zukunft gelebt, doch nun schien alles sich zum Guten wenden zu können. Agnars neue, prächtig ausstaffierte Erscheinung trug mit dazu bei, dass niemand an der Ric h tigkeit von B o jords Entscheidung zweifelte.
    Wenn Agnar auf seinem Schimmelhengst durch das Lager ritt, im weißen Mantel, königlich geschmückt und bewaffnet, das hellblonde Haar lang auf die Schultern fallend, dann erschien er den Kimbern wie ein Symbol ihres Ruhmes und ihrer Größe. Mehr als jede blutige Proph e zeiung der Priesteri n nen war er die Verheißung einer strahlenden Z u kunft. Die Mädchen, die ihm sein Vater regelmäßig ins Bett legte, waren starr vor Eh r furcht und B e wunderung. Wä h rend er mit

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