Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
erst so richtig auf den Geschmack gebracht hatte. Nächtelang war er im Atr i um auf und ab gewandert und hatte seine E r kenntnisse aus dem Feldzug in Numidien in ko n krete Pläne zur Verbesserung der Armee umgesetzt. Er war sich sicher, dass mit seinen Vorschlägen und einer neuen Rekruti e rungswelle im römischen U m land Truppen zu formen wären, die die Barbaren vernichten konnten, und er selbst würde diese Truppen anführen. Nichts konnte ihm unwillko m mener sein, als die Alternative, die der junge Übe r läufer und sein Krämer hier anboten.
„Diese Idee ist sehr hübsch,“ sagte er laut, „aber ganz klar von Menschen erdacht, die keine Ahnung vom Mann auf der Straße, vom einfachen, aufrec h ten röm i schen Bürger haben. Ni e mals werden die Menschen Roms nach all den Jahren der Schre c kensbotschaften und der Angst diese keltischen Barbaren als Bündni s partner akzeptieren. Aufstä n de wären die Folge, und man hielte uns für Schwächlinge, ja Verräter. Niemals würde es uns gelingen, das Ans e hen weiter zu erhalten, das wir uns durch unsere Erfolge in Numidien erarbe i tet haben . Selbst wenn Jahrhunderte des Friedens fol g ten, für uns wäre die Zeit abgelaufen, noch b e vor uns die nächsten Wahlen ins Haus stünden.“
Fimbria wiegte bedächtig den Kopf von einer Seite zur anderen.
„Bedenke , dass bereits vier Feldherrn gegen die Barb a ren versagt haben. Eine friedliche L ö sung ist sicher besser, als Rom einen neuen Schlag einste c ken zu la s sen. Deine Überlegungen in allen Ehren, aber wer g a ra n tiert uns, dass es diesmal gelingt, dieser Plage ein für alle mal Herr zu werden?“
„Ich garantiere es!“ Marius war jetzt fest en t schlossen. Er stand auf und sah jedem der Anw e senden direkt in die Augen. Es war schwierig, di e sem zwingenden Blick standzuhalten. „Ich garanti e re euch, dass ich mit me i nen Verbesserungen aus den Truppen Roms die beste Armee der Welt m a chen we r de. Mit dieser Armee we r de ich der B e drohung Herr werden, und dann ist uns e re Position so dauerhaft wie der Te m pel Jupiters.“
Obwohl seine Zuhörer wussten, dass Marius hier nicht in erster Linie die Interessen der popularen Partei, so n dern seine eigenen vertrat, fühlten sie sich von seiner Begeisterung ang e steckt. Er hatte Recht, die friedliche Lösung wäre gut, würde aber beim Volk immer auf Wide r stand stoßen. Ein Sieg dagegen bedeutete Macht und Ansehen auf Jahre hinaus, und mehr noch, er b e deutete angesichts der Schrecken, die von den Barbaren ausgingen, ew i gen Ruhm und einen Platz in der G e schichte. Die hier Versammelten waren Römer, ihre Entsche i dung war schnell gefällt. Man beschloss, wä h rend Marius die Veränderungen in der Heeresstruktur durchsetzen sollte, in verschiedenen Ansprachen vor dem Senat und auf dem Forum die Schwere der B e drohung zu beschwören und die Tatkraft des popul a ren Konsuls Marius h e rauszustreichen. J e der, der eine andere als eine kriegerische Lösung propagierte, sollte mit Hohn und Spott übergossen und im Zweifel sogar des Vaterlandsverrates ve r dächtigt werden. Wenn alles gut ginge, wäre die Macht ihrer Partei auf Jahre zeme n tiert.
Während die Politiker sich in ihren Plänen übe r schl u gen, saß Marcus rundlich und zusamme n g e sunken am Fußende der Liege. Mit gesenktem Kopf starrte er auf seine Hände. Wieder hatte er versagt. Er musste vers u chen, auf irgendjemanden aus der Aristokratie einz u wirken. Im Geiste ging er seine Kunden durch. Er war so in Gedanken, dass er nicht bemerkte, dass die Ve r sammlung sich aufl ö ste.
Man wollte schon auseinander gehen, als Marius noch einmal die Hand hob, zum Zeichen, dass er noch eine Anmerkung zu machen hatte.
„Crispinus, du begibst dich noch heute Abend zu me i nem Musterungsoffizier und melde s t dich zu den Truppen. Du wirst eure Kenntnisse ab sofort au s schlie ß lich der Armee zur Verfügung stellen. Ein Wort von dir außerhalb der Truppen wird als versuchter Hoc h verrat geahndet. Geh jetzt.“ Die übrigen Anw e senden blickten sich respektvoll an, Marius war wirklich der Mann, der an alles dachte.
Zur selben Zeit grübelte Lucius in seiner Villa, wie er seinen weiteren Lebensweg gestalten sollte. In den T a gen vor dem Triumphzug hatte er sich au s gemalt, dass er nun als listenreicher Sieger in N u midien die militär i sche Laufbahn verlassen konnte. Seine Leistung wäre so einzigartig, dass er nunmehr völlig rehabilitiert gew e sen und ohne
Weitere Kostenlose Bücher