Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Nase gehalten wu r de. Saturninus wollte sich das Verdienst um diesen Fund nicht so leicht en t reißen lassen beeilte er sich daher, den Händler selbst zum Reden zu bringen.
„Crispinus, wie mir berichtet wurde, hast du in deiner Jugend die Länder am Nordmeer bereist und die Vö l ker kennen gelernt, die sich nun seit mehr e ren Jahren am Rande des römischen Reiches b e wegen und dort Angst und Schrecken verbreiten. Du hast bei anderer Gelegenheit behauptet, dass es möglich sei, mit diesen Barbaren dauerhaft Fri e den zu schließen. Bitte e r läutere nochmals die Gründe für diese Annahme.“
Marcus war durch das Interesse, das seine Kenn t nisse und Erfahrungen hervorriefen, sichtlich g e schmeichelt. Nachdem er sich etwas bequemer z u recht gesetzt hatte, begann er seine Au s führungen, ohne sich von den scharfen Blicken der Anwese n den aus der Ruhe bri n gen zu la s sen.
„Fast dreißig Jahre ist es nun her, dass ich mich auf den Weg nach Norden machte, um Bernstein zu e r handeln. Da ich dort, im äußersten Grenzgebiet der uns bekannten Welt, von einer schweren Krankheit heimgesucht wurde, konnte ich lange Zeit nicht nach Hause zurückkehren und lebte de s halb viel länger mit den Barbaren, als ich es u r sprünglich geplant hatte. Ich war noch jung und mein Geist war beweglich, so dass ich recht grün d lich ihre Sprache beher r schen lernte und vieles über ihre Sitten und Gebräuche erfuhr. Ihr müsst wi s sen, dass das L e ben in diesen Gegenden von grö ß ter Härte und täglicher Lebensgefahr geprägt ist. Hunger, Kälte und lange Dunkelheit schwächen die Menschen, so dass nur die stärksten überleben können. Dazu kommen Gefahren durch wilde Tiere und noch wildere Völkerschaften, die am Rande der Welt hinter dem dunklen und eisigen Meer dieser Gegend leben. Unter dieser i m merwährenden B e drohung haben sie gelernt, durch den Zusamme n halt ihrer Gemeinschaft zu übe r leben. In ihrem Gemeinwesen hat jeder seinen Platz, und jeder weiß immer und zu jeder Zeit, wer im Rang über ihm steht und wer weniger geachtet wird. Über allen anderen jedoch steht der König ihres Stammes, von dem sie glauben, dass er göttlicher Abstammung ist.“
Marcus nahm einen Schluck Wein, stutzte und sah dann ungläubig in seinen Becher. Schnell hatte er sich wieder im Griff und fuhr fort.
„Von diesem König, soll eine Art von Zauber au s g e hen, der den Schutz der Gemeinschaft g a rantiert. Um den Zauber wirksam zu erhalten, sind der K ö nig und seine ganze Familie einem strengen Ehre n kodex ve r pflichtet. Die Augen des ganzen Stammes ruhen ängs t lich auf seiner Verfassung und seinem Verhalten. Denn der Schutz ist nur wirksam, wenn der Herrscher kö r perlich gesund, unverletzt und stark ist. Genauso rein und stark muss er in seinem Tun und Denken sein. Niemals darf er sein gegeb e nes Wort brechen oder eine niedere und hinterhä l t i ge Tat vollbringen. Er würde nicht nur seine Herrschaft, sondern den Fortbestand des ganzen Stammes aufs Spiel setzen. Diese Vorste l lungen sind unverrückbar in ihren Köpfen und sind der Schlüssel zu einer Lösung der Probleme.“
Sichtlich befriedigt über seine Ausführungen und die Aufmerksamkeit seiner illustren Zuhörer g e nehmigte Markus sich eine Pause und stellte unau f fällig den B e cher zurück auf den Tisch. Da Marius aber sofort u n geduldig mit dem Finger auf die Ka n te des Sofas trommelte, beeilte sich Marcus fortz u fa h ren.
„Wenn es also den Unterhändlern gelänge, das Wort des Königs der Barbaren zu erhalten und vie l leicht sogar ein paar Mitglieder der königlichen Familie als Geiseln mit nach Rom gingen, so könnte Rom sicher sein, dass der Frieden solange gehalten wird, wie auch nur ein Krieger dieser Barbaren am Leben ist.“
Marcus strengte sich mächtig an. Im Grunde hätte ihm es ja eigentlich vollkommen gleichgültig sein können, ob der Krieg mit den Barbaren weiter for t gesetzt wü r de, oder ob es zu einem Friedensschluss käme.
Es war ihm aber nicht egal. Nachdem er vor nu n mehr dreißig Jahren nach Rom zurückg e kommen war, waren ihm seine Jugendsünden verziehen worden. Die ganze leidige Angelegenheit war schon halb vergessen gew e sen, und die Tatsache, dass er nicht nur lebendig z u rückgekehrt war, sondern auch noch ein Vermögen an Bernstein mitgebracht hatte, hatte es seiner Familie leichter gemacht, das schwarze Schaf wieder in ihre Reihen aufzune h men.
Marcus hatte Besserung gelobt und tatsächlich nie
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