Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
Ehre der Familie gesorgt, wenn ihm das soviel bedeutete, warum hatte er die ga n ze Last auf seinen Sohn gewälzt, der nun inmitten di e ses Drecks und des Geschreis der Verwundeten sein endgültiges Scheitern erleben musste. Wären sie doch auf dem Gut gebli e ben, wären sie doch nie nach Rom gegangen.
Langsam senkte sich die Dunkelheit herab.
Die Legionäre schwärmten auf das Schlachtfeld aus, um nach Beute zu suchen. Das Entsetzen, das der Ma s senselbstmord ausgelöst hatte war, in den Köpfen schnell verraucht und hatte dem Ärger über die en t gangene Beute an Sklaven und Frauen Platz gemacht. Missg e stimmt und immer enttäusc h ter, drehten die Grüppchen, die die Toten durchsuc h ten, die Le i chen auf den Rücken und nahmen ihnen die Waffen ab. A l les andere war unbrauc h bar, die Mäntel aus grober, bunter Wolle waren verschli s sen, der Schmuck der Krieger aus dünner Bronze oder Eisen gehämmert. Es gab werde Stiefel noch reiche Gürtel, weder Silber noch Gold.
Nur ein einziger der umherziehenden Legionäre hatte Glück gehabt. Er hatte sich bald nach dem Beginn der Schlacht in ein etwas abseits gelegenes Gebüsch ve r drückt um sich dort versteckt zu ha l ten. Als die Käm p fe zu Ende gegangen waren, hatte er heimlich sein Ve r steck verlassen und war am Rande des Schlachtfeldes über eine Leiche gesto l pert. Seine Mundwi n kel zuckten spöttisch, denn er meinte einen barbarischen Kollegen gefunden zu haben, der sich ebenfalls hatte verdrücken wollen, wenn auch ein wenig zu spät. Er bückte sich zu dem staubigen Körper um nach dessen Waffe zu s u chen. Der Leichnam war noch warm, es schien fast so, als wäre noch etwas Leben in dem Mann. Den Legi o när störte das nicht weiter, denn der Körper war völlig leblos, und es war genauso wenig Gefahr von ihm zu erwarten, als wenn er schon ganz tot gewesen wäre. Seine tastenden Finger sti e ßen auf zwei massive Metal l spangen, die die Obe r arme des Barbaren umschlossen. Der Legionär wischte den gelben Staub ab und hielt die Luft an. Die Spangen waren aus Gold. Abstreifen konnte er die Schmuckstücke nicht, da der Krieger mit beiden Hä n den die Griffe seines Schwertes und des Schi l des u m klammert hielt. Also bog er die Spangen auf und riss sie zu Seite ab. Notdürftig bog er sie wi e der zurecht und steckte sie sich selbst an, so hoch, dass sie von den Ärmeln seiner Tunika verdeckt w a ren. Sonst fiel ihm nur noch eine Gürtelschnalle aus Bronze auf, die er schnell abschnitt. Dann nahm er sein Schwert und zog es durch das frische Blut, das die rechte Seite des Ba r baren bedeckte und rieb etwas davon auf seinen Brus t panzer und in sein Gesicht. Mit mühsamen, taumel n den Schritten schleppte er sich weiter ins Innere des Schlachtfe l des.
Agnars Bewusstsein kehrte mühsam in den g e schund e nen Körper zurück. Er spürte, wie sich jemand an ihm zu schaffen machte, und mit äuße r ster Kraft gelang es ihm, die Lider zu haben. Sein Blick schweifte in den tiefblauen Abendhimmel. Ein heiserer Vogelruf ließ ihn den Himmel absuchen. Da waren sie: hoch oben zogen die beiden Boten ihre Kreise über dem Schlach t feld. Erschöpft schloss Agnar die Augen und spürte, wie die gnäd i gen Hände die Bürde der goldenen Ringe von se i nen Armen lösten. Jetzt war er wieder ein Krieger. Seine Hände u m klammerten Schwert und Schild. Er lag auf dem Schlachtfeld und Odins Recken hießen ihn in ihrem Kreise willkommen.
Er fiel durch einen langen Schacht, in dessen Tiefe ihm eine leuchtender Streifen Licht e r schien - die Fackeln in der Halle der Helden.
Der Triumphzug, den Rom in diesem Jahr erleben durfte, konnte sich in nichts mit der Pracht des Z u ges vor vier Jahren messen. Die wenigen Gefang e nen w a ren auf dem Transport nach Rom zwar a n ständig ve r köstigt worden, doch machten sie immer noch nicht allzu viel her. Zu resigniert waren ihre Mienen, zu g e drückt ihr Wesen. Irgendwie hatten sich alle die Barb a ren noch wilder und größer vo r gestellt. Auch die mitg e führten Beutestücke waren nicht besonders eindruck s voll: Einige bronzene Kessel, an sich wenig prächtig, doch die Erzählu n gen von den geschächteten Legion ä ren ließ den Zuschauern eine Gänsehaut über den R ü cken la u fen. E i nige Langschwerter und die verbeulten Ar m ringe des Königs als Glanzstück. Am besten waren noch die erbeuteten Pferde mit ihrem Zaumzeug.
In der ganzen Aufregung fiel den Zuschauern nicht auf, dass die Gesichter der
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