Der Kimber 1. Buch: Ehre (German Edition)
begann Bo c chus eines Nachts. „Ich selbst würde niemals an einem deiner Worte zweifeln, doch als Fürst meines Volkes kann ich meine Entscheidungen nicht auf das Wort eines Freundes gründen. Wenn unsere Freundschaft zu einer Freun d schaft zwischen uns e ren Völkern werden soll, so brauche ich eine Nac h richt aus Rom, von de i nem Senat.“
Lucius jubelte innerlich. „Ich verstehe, dass du das brauchst, und so rate ich dir, Männer de i nes Ve r trauens nach Rom zu schicken und mit dem Senat zu bespr e chen was zu besprechen ist.“
„Dieser Gedanke ist der einzig richtige, doch ist seine Ausführung nicht möglich. Jedes Schiff, das den Hafen verlässt, wird von Spähern beobachtet, und es wäre nur schädlich, zum jetz i gen Zeitpunkt Aufsehen zu erregen und Misstrauen zu wecken.“
„Es gibt doch eine Möglichkeit. In Kürze wird eine römische Galeere vor euren Küsten kreuzen, Ko n sul Marius hat es mir zugesagt. Wenn du die Bo t schafter in einer mondlosen Nacht mit einem F i scherboot an Bord bringen lässt, so wird es kein Aufsehen geben. Ich we r de ihnen mehrere Schre i ben mitgeben, die ihnen helfen werden, die richt i gen Personen ausfindig zu machen und ihr Anliegen schnell und ohne große Hindernisse zum Erfolg zu bringen.“
„Du bist nicht nur ehrenhaft, sondern auch klug! Ich werde über deinen Vorschlag nachde n ken.“
Eine Woche später gingen Bocchus Vertraute im Schutz der Dunkelheit an Deck der Galeere. Sie waren als Fischer verkleidet und trugen mehrere Schreiben bei sich, die Lucius vorbereitet und mit seinem Siegel ve r schlossen hatte.
Lange hatte er überlegt, an wen er die Botschafter in Rom verweisen sollte. Die meisten Polit i ker würden den Ernst und die Tragweite des Ansinnens nicht e r kennen, deswegen hatte Luc i us sich en t schlossen, sie zu Metellus zu schicken. Er mutete diesem damit zwar zu, den Feldzug seines Erzriv a len und Widersachers Mar i us zu unterstützen, aber er war der einzige, der Lage hier kannte und die richtigen Entscheidungen im Senat herbeiführen konnte. Lucius hof f te, dass Metellus seine Racheg e lüste im Zaum halten konnte, sonst würden sie alle in der Wüste vertrocknen.
Er hatte noch Briefe an seinen Hausverwalter und an seinen Bankier hinzugefügt, damit es den Ma u retaniern, die in seinem eigenen Haus logieren wü r den, an nichts fehlen sollte. Nachdem er die G e sandten dem persönl i chen Schutz des Kapitäns a n vertraut hatte, ging er schweren Herzens von Bord. Am liebsten hätte er sie selbst bis nach Rom begle i tet, doch hatte er keine E r laubnis sich aus Afrika zu entfernen.
Auch die nächsten Wochen verbrachte er jeden Abend in Gesellschaft von Bocchus, doch die Leic h tigkeit seiner Konversation hatte etwas gelitten. Die Anspa n nung belastete ihn, am liebsten hätte er nur vorbeig e schaut um zu fragen, ob schon eine Nac h richt eing e troffen sei. Die Tage verbrachte er d ö send in der Kar a vanserei, wobei er versuchte den Verhören von Manlius zu entgehen, der darunter litt, dass er in die zweite Re i he geschoben worden war. Er verfolgte Lucius mit düsteren Prognosen über ihr weiteres Schicksal, falls die Gesandten mit ungünstigen Nachrichten zurüc k kämen und machte seinen Partner schon im Vorfeld allein für ein Scheitern ihrer Mission verantwortlich.
Zäh und träge verrannen die Tage, während Lucius innerlich von seiner Unruhe aufgefressen wurde.
Aus Numidien kamen immer wieder Gerüchte und Nachrichten, die aber keinen Schluss auf die ta t sächl i che Lage der römischen Legionen zuließen. Mal hieß es, Jugurtha sei handlung s unfähig und hätte sich in der Wüste versteckt; mal hieß es, die römischen Truppen wären am Rande des Zusa m menbruchs. Irgendwann fiel es Lucius auf, dass vor einigen Wochen in Rom die Wahlen statt gefunden haben mussten. Marius war nun nicht mehr Konsul und er selbst nicht mehr Quästor, ein Umstand, der seine Laune noch weiter verschlec h terte. Als Ma n lius wieder anfing ihn mit seinen Stich e leien zu qu ä len, ließ er ihn brüsk stehen und ging in ein Bordell, um sich abzureagieren.
Die quälende Situation sollte mehrere Wochen a n ha l ten. Niemand konnte vorhersagen, mit welchem B e scheid die Botschafter aus Rom zurückkehren würden, und im Falle einer Able h nung wären ihrer beider Leben hier keinen Sesterz mehr wert. Doch endlich kam die lang herbeigesehnte Galeere in Sicht. In einer mondl o sen Nacht gingen die Bo t schafter an Land und
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