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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Löffel in seiner Schüssel herum.
    »
Hab ich recht
, Nick?«, wiederholte Leroy, jetzt mit hörbar angespannter Stimme.
    Nein
, dachte Nick,
da muss ich echt nicht mehr mitspielen. Ich habe es satt, mich rumschubsen zu lassen, ich habe Peter und seine Spiele satt, und ganz sicher habe ich Leroy satt
.
    Er stand vom Tisch auf und ging zum Wurzelwerk. Hinter ihm schauten Danny und Grille verwirrt drein und Leroy sehr unzufrieden.
     
    Nick schloss die Augen und spürte, wie sich die Wärme der Eichelgrütze in seinem Körper ausbreitete. Er war sich sicher, dass die Sache zwischen ihm und Leroy noch nicht vorbei war, doch darum würde er sich später kümmern. Im Moment tat ihm der Kopf weh, und er wollte seine Ruhe, damit er über ein paar Dinge nachdenken konnte. Doch schon nach einer Minute kamen Grille und Danny herbei und setzten sich zu ihm.
    »Aaalso?«, fragte Grille.
    Nick schwieg.
    »Was ist los mit dir und Leroy?«
    »Nichts.«
    »Ja, klar«, sagte Grille. Sie sah aus, als würde sie gleich explodieren. »Komm schon, sag’s mir. Was hat er denn jetzt schon wieder gemacht? Hä, was?«
    »Nichts«, sagte Nick kurz angebunden und fragte sich, warum ihn heute Abend offenbar alle in den Wahnsinn treiben wollten. »Vergiss es einfach, in Ordnung?«
    »Mann, was ist los mit dir?«, fragte Grille. »Leroy hat dir das Leben gerettet. Da könntest du doch wohl mal ein bisschen nachsichtig sein. Stell dir mal vor …«
    »Vermisst ihr beiden euer Zuhause?«, unterbrach Nick sie.
    »Nein«, sagte Grille zögerlich. »Kein bisschen. Bei mir zu Hause war die Kacke echt am Dampfen. Mein Vater …« Sie verstummte. Einen Moment lang sah sie aus, als wollte sie noch etwas hinzufügen, dann schüttelte sie den Kopf. »Der Teufelsbaum
ist
jetzt mein Zuhause.«
    Nick fragte sich, wie schlimm die Dinge liegen mussten, damit Grille sich hier, zwischen diesen Idioten, sicherer fühlte als bei ihrer eigenen Familie.
    »Ich vermisse die Schokopops«, sagte Danny.
    Nick und Grille verdrehten die Augen.
    »Das ist kein Witz.« Danny richtete immer noch seine Brille. »Würdet ihr für eine Schüssel Schokopops nicht auf der Stelle jemanden umbringen? Oder für eine Tüte Mikrowellenpopcorn? Außerdem fehlt mir das verdammte Toilettenpapier. Ich hätte nie gedacht, dass Toilettenpapier die tollste Erfindung der Menschheitsgeschichte ist. Und wisst ihr, was noch? Meinen Gameboy. Und meinen blöden kleinen Hund vermisse ich auch. Sie ist ein Mops und heißt Schweinchen. Irgendwas ist mit ihrer Nase, deshalb macht sie ständig so Grunzlaute. Wie ein kleines Schweinchen. So was von urkomisch. Dieser kleine, affengesichtige Hund hat lauter geschnarcht als mein Vater. Nachts mussten wir sie unten in der Waschküche einsperren,damit wir schlafen konnten. Meine Freunde an der Schule fehlen mit auch irgendwie. Und meine Mama und mein Papa, denke ich. Aber am meisten«, er lachte, »vermisse ich meinen Gameboy.«
    Nick und Grille starrten ihn an.
    Schließlich fragte Nick: »Danny, warum bist du überhaupt abgehauen?«
    »Wie? Ach, weil ich die Schule angesteckt habe. Als ich die ganzen Feuerwehrautos und Streifenwagen gesehen habe, dachte ich mir, dass ich vielleicht besser aus der Stadt verschwinden sollte.«
    »Du hast
was
getan?«, fragten Grille und Nick zugleich.
    »Na ja«, rechtfertigte sich Danny, »ich war sauer auf dieses alte Miststück, Misses Kerry. Sie hat mir meinen Gameboy weggenommen.«
    »Also hast du die Schule abgefackelt?«, fragte Nick.
    »Ja. Nein. Sozusagen. Ich hab’s versucht. Ich hab aber nur ein paar Büsche und ein Stück Dach geschafft, bevor …«
    »Ganz toll, Danny«, unterbrach ihn Grille. »Was ist mit dir, Nick? Warum bist du abgehauen?«
    »Weil ich musste.«
    »Warum?«
    »Das ist kompliziert. Ein paar Kerle sind ins Haus meiner Großmutter eingezogen. Ab da ist es recht übel geworden.«
    »Wie übel?«, fragte Grille.
    Nick krempelte seinen Ärmel hoch und zeigte ihnen die Verbrennung an seinem Arm.
    Grille musterte ihn. »Das ist sehr übel.«
    »Tja, das hab ich meiner Mutter zu verdanken.«
    »Deine
Mutter
war das?«
    »Nein, aber es war ihre Schuld. Sie ist auf die Idee gekommen, Zimmer im Haus von meiner Oma zu vermieten. Verdammt, es war ihre Idee, überhaupt zurück nach Brooklyn zu ziehen. Vorherhaben wir in Fort Bragg gewohnt, unten in North Carolina, aber nach dem Tod meines Vaters hat Ma beschlossen, dass wir bei Oma einziehen müssen. Sie meinte, das Geld wäre knapp. Mit der gleichen

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